
Arsenal, Venedig (1724)
die biochemie kennt ja schiff’sche basen
da fällt mir glatt zu flottenbasis ein
gefallen finden stets am schiffen blasen
denn voll sind die bestrebt geleert zu sein
wenn’s richtig schifft fällt meistens dichter regen
und blasen sieht man auf den pfützen steh’n
so regen konnt’ manch dichter schon bewegen
poetisch recht gekonnt ans werk zu geh’n
zum beispiel HUGO august lorenz hofmann,
edler VON HOFMANNSTHAL*, lebte in wien,
wo man seit langem fiaker sehen kann
und ach die lieben pferdchen mögen ihn,
den regen, sicher wen’ger als poeten
die mehr am schreibtisch regenrunden drehten...
*"Regen in der Dämmerung"
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wie sind denn unsre ahnen und vorfahren
einst ohne fernseh’n ausgekommen bloß
so im verlauf von ein paar tausend jahren
da bin ich wirklich gänzlich ahnungslos
auch film und rundfunk hatten die mitnichten
musik gab’s nicht von platte oder band
auf autos mußten sie dito verzichten
zum beispiel im antiken griechenland
kühlschrank voll illusorisch waschmaschine
strom staubsauger elektrisch licht und gas
es brauchte lange selbst bis zur draisine
und froh durchaus war wer solch teil besaß -
doch brachten sie gedanklich mehr zuwege
wenn ich mir das mal richtig überlege!...
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na klar sie hatten früher brot und spiele
zu essen gabs und zirkus so in rom
den überlebten gladiator'n nicht viele -
später erbaute man den petersdom
die alten die betrieben nachwuchspflege
und legten auf bestandserhaltung wert
darin waren sie allerdings recht rege
laut bibel ist das keineswegs verkehrt
denn schließlich hat doch gott der herr befohlen
mehret euch und seid fruchtbar mann und frau
da ging es noch nicht groß um dieter bohlen
mit nerventötender talenteschau -
das volk es las auch kaum in dicken bänden
nein bestenfalls, wenn's hochkam, mehr aus händen...
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man hat jedoch gern ostern schon gefeiert
und auch den osterhasen bald entdeckt
der ostereier selten nur verschleiert
nein anmalt bunt und raffiniert versteckt
bis heute ist’s bei diesem brauch geblieben
wo ferngespräch grassiert und internet
und ganz besonders kinder oh die lieben
das osterfest und hören sich im bett
geschichten an vorm schlafengeh’n und märchen
von meister lampe der für eier sorgt
und sich bei eierknappheit um ein härchen
tatsächlich welche vom discounter borgt -
doch gott sei dank war das noch nie vonnöten
vor scham würd’ meister lampe auch erröten!...
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im swinger-club der king hieß klar doch malte
nun laurids brigge allerdings grad nicht
selbst manche eher wählerische alte
bekam ihn immer gerne zu gesicht
denn malte hatte wirklich viel zu bieten
vor allem - das versteht sich - unten rum
und wenn sie vor die flinte ihm gerieten
ging’s flott zur sache ohn’ brimborium
romantik war sein ding noch nie gewesen
romane gibt’s dafür wie sand am meer
die können sogar mauerblümchen lesen
doch macht das in der praxis kaum was her -
beim swingen geht’s schon gar nicht um lektüre
genauso wenig wie um liebesschwüre...
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die schrippen kriegten langsam schlechte laune
so sehr warf sich der kuchen in die brust
und brachen dann glatt einen streit vom zaune
selbst schrippen haben manchmal echt drauf lust
„was gibst du an hier wie ein goldner barren
mit deinem schokoladenüberzug
bist königskuchen bloß, kein kaiserschmarren
der so ein finst'res outfit eh nie trug!“
dem kuchen fehlten daraufhin die worte
das hätt' er von den schrippen nie gedacht -
die schokoladenreiche sachertorte
hat sich dabei ins fäustchen eins gelacht
die nur deshalb die schrippen ja nicht reizte
weil sie mit dicketun wohlweislich geizte...
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so zwischen ihm und ihr wird oft geschieden
ein ehebund der tief zerrüttet ist
zumeist verläuft die scheidung auch in frieden
und ohne irgendeine hinterlist
es trennen sich auch ohne scheidung paare
und leben nicht mehr unter einem dach
sonst kriegten sie sich ständig in die haare
und hätten quasi täglich ehekrach
es scheiden sich am scheiden gern die geister
so scheidung sagen manche ist echt schiet
und eigentlich totaler scheibenkleister
wenn man die folgen für die kinder sieht -
gesetzt den fall es sind welche vorhanden:
ein grund oft weshalb ehen fortbestanden...
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gott sollte endlich mal entwaffnend lächeln
so eine weile lang – das wär’ schon gut:
sein lächeln liess’ die kriegsstifterei schwächeln
erlahmen würde sie, es flösse blut
dann kaum mehr groß weil ja die waffen schwiegen
sie fielen allen kriegern aus der hand
welt würde endlich voll den frieden kriegen
erblühen würde manch geschund’nes land
wenn gott entwaffnend lächelt kann’s geschehen
jedoch daß es uns absolut erschreckt
uns blieb’ vielleicht vor schreck das herz glatt stehen
weil gott sich doch seit jeher schwer versteckt -
selbst lächelnd wär’ er uns kaum je geheuer
und gar ein fall für die vergnügungssteuer...
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ein buschwindröschen sprach zur ackerwinde
“ich mache daraus wirklich keinen hehl
daß ich die winderei zum kotzen finde -
wenn du was andres meinst dann gehst du fehl!”
“auch mich kostet das winden reichlich mühe”
gestand die ackerwinde offen ein
“bevor ich nach und nach so richtig blühe
und muß sogar noch futterpflanze sein
für federgeistchens fressgierige raupen,
auf meine blätter immer tierisch scharf -
da kriegt man sozusagen voll die graupen
zumal nie eine fragt ob sie das darf!”
worüber sich das buschwindröschen freute
weil ihm so was dank giftigkeit kaum dräute...
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es konnte einst wer schlangen toll beschwören
kaum eine widerstand seim flötenton
selbst autoschlangen war'n darauf am hören
drum stand er ja im guinnessbuch auch schon
bloß seine frau die schlimmste aller schlangen
die hörte auf ihn allerdings noch nie
und machte ihm gern jeden lieben langen
tag regelrecht zur hölle - gott weiß wie
er das ertrug ganz ohne zu verzagen
tagaus tagein doch einmal macht's voll klick
da platzte ihm mit allgewalt der kragen
ja mordlust blitzte auf in seinem blick
dass sie zutiefst erschrocken bess'rung schwörte
und fortan auf den ton der flöte hörte...

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