Abgegriffen

Kurzprosa

von  uwesch

Dieser Text ist Teil der Serie  LEBENSSPLITTER

Hans hatte die Aufnahme nach der Grundschule in ein Gymnasium geschafft, obwohl er aus sehr einfachen Verhältnissen stammte. Seine Klomotten sahen sehr abgegriffen aus. Die MitschülerInnen in der Sexta hänselten ihn deshalb oft.

„Kommst wohl aus armen Verhältnissen – gell.“

Ihn hatte das sehr verletzt und er wendete sich an die Beratungslehrerin der Schule. Die hatte ihn gefragt worin denn seiner Meinung nach das Problem bestehe. Er meinte, dass fast alle Mitschüler akademisch gebildete Eltern haben. Er selbst war ein Arbeiterkind, aber sehr fleißig und brachte es zu guten Zensuren. Seine Eltern hatten ihn immer unterstützt, soweit es möglich war. Bei den Fremdsprachen Latein und Englisch mussten sie allerdings passen.

Die Mutter wurde in der Schule vorständig und vermittelte der Klassenlehrerin, Frau Weißgenau, dass es so nicht ginge, denn ihrem Jungen sollte wegen der Hänselei kein Stoff entgehen. Die Lehrerin informierte die Eltern und legte dar, dass es so nicht akzeptabel sei. Jeder sollte die gleichen Chancen haben – unabhängig von der Herkunft. Sie empfahl eigenartigerweise trotzdem den Jungen umzuschulen – in einer naheliegenden Förderschule gäbe es freie Plätze.

Das wollten seine Eltern nicht, denn sie wussten, dass ihr Junge Talent hatte. Nach einem Gespräch mit dem Schulleiter und der Beratungslehrerin wurde vereinbart, dass diese mit der Klasse sprechen wollten. Das Gespräch verlief konstruktiv und Hans war froh, dass er bleiben durfte. Die MitschülerInnen unterstützten ihn jetzt, sodass er dem Unterricht gut folgen konnte und bessere Noten bei den Klassenarbeiten bekam.

 

 



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