Stille

Text zum Thema Andere Kulturen

von  Lluviagata

Die Stille ist ein heilig Gut,
wie kann ich sie noch finden?
Ertaubend rauscht mein Herzeblut
und will im Lärm verschwinden.

 

Es zog dereinst mich auf das Land
zu knapp einhundert Seelen.
Das Häuschen, dicht am Waldesrand,
ist weiß, nicht zu verfehlen.

 

Verkehr gibts auch nach Mitternacht,
da wippst du, statt zu schlummern,
weil Kevin durch das Örtchen kracht
und feiste Boxen wummern.

 

Um fünf erzählt der Amselhahn
bis kurz nach halber Sieben,
dass Pieps und er ein Pärchen san
und Eierlegen üben.

 

Halb achte muss der Bornelind
den Villenrasen schaben,
bis spätestens um neun, dann sind
auch Trimmerschocks zu haben.

 

Man mäht, weil man die Ordnung liebt,
den Rasen - Ende offen.
Halb zehn, wenn es dort Jause gibt,
bin ich schon halb besoffen.

 

Ich fliehe in ein Weizenfeld,
umarme Mohn und Rade,
ein Deutz, wie aus dem Ei gepellt,
vertreibt mich, schon malade.

 

Der Zwölfuhrmittagssonnenstich
lässt mir das Hirn vibrieren
und mittlerweile höre ich
die Kühlschranklampe frieren.

 

Ich leg mich, nur im Nervenkleid,
ins Bett, es wird nicht besser.
Der Wecker meint, es tät ihm leid!
Was soll das!? Ah! Ein Messer ...!

 

Jetzt schlaf ich auf der Wachstation,
die Arme fest verbunden,
mit meiner Ohrenresektion
ist auch der Krach verschwunden.



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Kommentare zu diesem Text


 AchterZwerg (27.05.25, 07:24)
Ach, wie gut ich dich verstehen kann.

Ich habe mir schon vor Jahren Ohrstöpsel nach Maß anfertigen lassen - nicht billig, aber wirksam!

"Es kann der Bravste nicht in Frieden leben, wenn es dem bösen Nachbarn nicht gefällt," wusste schon Herr Schiller, obwohl dem frisierte Motoren noch fremd waren ...
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