Beautiful Loser

„Beautiful Losers“, so heißt ein schon älterer Dokumentarfilm über drei Musiker, die durchaus bekannt waren, aber nicht die ganz große Karriere hinbekommen hatten, weil sie sich auf die eine oder andere Art immer wieder selbst im Weg gestanden hatten. Gute Musiker, ohne Zweifel, aber sie hatten es halt nicht bis in jene Höhen geschafft, wo sich Elvis Presley und Taylor Swift die Hand reichen.

Bei dem ersten von ihnen handelte es sich um Willy DeVille, die zweite war Marianne Faithfull – beide mag ich sehr. Aber die eigentliche Sensation war der dritte, war Leonard Cohen. Nicht, daß ich den nicht vorher schon geschätzt hätte, aber seinen Auftritt in dem Film habe ich als Sensation empfunden.

Er saß in einer Wohnung und unterhielt sich mit dem Interviewer über sein chaotisches Leben und seine zeitweilige Flucht in ein Zen-Kloster, wo man seinem Leben eine Struktur gegeben und er mit dem Zen-Meister kräftig gezecht habe. Er konnte interessant erzählen, und ich hörte ihm gerne zu.

Während er über all das redete, trank er eine milchige Flüssigkeit, die ich als Aquavit oder Pernod einschätzte, und rauchte eine Zigarette nach der anderen. Cohen hatte bereits etliches von dem Zeug getrunken, als er, ganz am Ende des Interviews und ohne irgendeine Einleitung, offenbar spontan, aus dem Kopf ein Gedicht rezitierte:

Ich weiß nicht genau, woran es lag und warum mich die ganze Atmosphäre so faszinierte, aber ich dachte, mich streift ein Bus. Da trägt jemand betrunken und doch höchst eindrucksvoll eines der in seinen gebrochenen Gefühlen schönsten Liebesgedichte vor, die ich jemals gehört habe.

Wer das kann, ist in meinen Augen alles andere als ein Loser. Nicht einmal der von Liebe erfüllte, an sich selbst zweifelnde Schneemann, der in Regen und Matsch vor sich hinschmilzt, ist einer.

Tot sind sie inzwischen alle drei. Elvis ist es sowieso. Anders ausgedrückt: They are all equal now.