Besessenheit

Text

von  Saudade

Überall, wo ich war, war plötzlich auch er. Zufall? Ich sagte zynisch: "Was für ein Zufall!" Er sagte: "Ja." Am dritten Tag sagte ich: "Kein Zufall." Böse. Er sagte: "Ich warte immer auf dich." Dunkle Wolken am Himmel. Mein Telefon ging im Dauertakt. Ich antwortete irgendwann nicht mehr. Es kamen noch mehr Nachrichten und mehr und ständig. Ich blieb still. 

Dann sagte ich: "Das geht nicht. Ich will das nicht." Er sagte: "Vielleicht besser so." Dann war drei Stunden Stille. Drei. Danach wurde ich wieder mit Nachrichten bombardiert. Ich schrieb: "Genug. Ein Nein bedarf keiner philosophischen Abhandlung." Danach wurde ich beleidigt. Ich schwieg dazu. Ein Tag Ruhe. Dann kamen wieder Liebesbekundungen. Ich schwieg dazu. Jetzt ist es still. Wenn Liebe zum Wahn wird. Panische Angst vor dem Alleinesein. Eindeutig.

Morgen kommt definitiv wieder etwas. Dann sperre ich den Chat. Wie man sich in einem Menschen irren kann. Das erschüttert mich. 

Wieso haben manche so Angst vor dem Alleinesein? Warum werden manche Menschen so wahnhaft? So panisch? Alleinesein ist nicht schlimm. Nein, es ist nicht immer leicht. Aber, schlimm ist es nicht. 




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Kommentare zu diesem Text


 S4SCH4 (19.06.25, 22:43)
Alleinsein hat bisweilen depressive Züge und das schwingt sich dann manisch auf, kommt raus wie aus nem Ventil, wo es um eine Gesellschaft geht. Es scheint auch ein Pendel zu sein, ein wankelmütiger Gang, manchmal nennt man es "liebestrunken", manchmal schießt man übers Ziel hinaus.

 Saudade meinte dazu am 19.06.25 um 22:44:
Sind wir denn wirklich alleine? Wir agieren immer mit anderen Menschen. Sind nicht "alt", sind immer unterwegs. Das Gefühl des Alleineseins ist hierbei absurd.

 S4SCH4 antwortete darauf am 19.06.25 um 22:46:
Wo man ein tief liegendes Gefühl bei jemandem  befriedigt, merkt dieser erst wie "alleine" er war/ist ... und alles nimmt seinen Lauf.

Antwort geändert am 19.06.2025 um 22:47 Uhr

 Saudade schrieb daraufhin am 19.06.25 um 22:50:
Tragisch, Sascha.

 S4SCH4 äußerte darauf am 19.06.25 um 22:53:
Ja, kann es sein, es kann ja aber auch etwas aufrütteln, und ja, da ist immer Risiko dabei. Aber, wer weiß wozu es gut ist, vielleicht erfindet der Mensch ja die nächste Dating-Sensation für Millionen von Menschen. Zugegeben, etwas drüber, aber man lernt sich auf jeden Fall einmal kennen und solange man niemanden schadet ... that´s life.

 Saudade ergänzte dazu am 19.06.25 um 22:55:
Aber, wie kann man(n) vor lauter Angst, einen anderen mit der eigenen Person permanent bedrängen?

 S4SCH4 meinte dazu am 19.06.25 um 22:58:
Es ist der NErvenkitzel der sein Unwesen treibt, vermute ich mal (aus Erfahrung). Man will sich präsentieren, gelten, nicht langweilig sein, ein wenig flehen und umwerben. Dabei ist Angst und freudige Aufregung haarscharf miteinander verwoben und das Manische daran geht steil.

Antwort geändert am 19.06.2025 um 22:58 Uhr

 Saudade meinte dazu am 19.06.25 um 22:59:
Danke, für die Erklärung.

 Marlena (19.06.25, 23:12)
Erst bombardieren sie mit Liebe in unmöglichen Zeitskalen und dann mit Eifersucht aus abwägigen Dimensionen.

Ein Nein zu setzen ist schwer, das Ausrufezeichen, was sie nie sehen wollen, aber was für dich zumindest endlich diesen Satz beendet.

 Saudade meinte dazu am 19.06.25 um 23:15:
Jaaaa....

 Graeculus (20.06.25, 00:26)
Alleinsein, Einsamkeit können Katastrophen sein für ein soziales Wesen bzw. Herdentier; das entspricht unserer Natur. Aber jemanden nicht damit zu behelligen, der das erklärtermaßen nicht will, das ist Kultur.
Es ist gut, manchmal beglückend, wenn man auf einen kultivierten Menschen trifft; erwarten sollte man das nicht.

Und: Menschen, bei denen die Herdentier-Eigenschaften nicht so stark ausgeprägt sind, die Alleinsein aushalten können, tun sich vielleicht etwas schwer damit, die anderen zu verstehen.

 Saudade meinte dazu am 20.06.25 um 00:37:

Und: Menschen, bei denen die Herdentier-Eigenschaften nicht so stark ausgeprägt sind, die Alleinsein aushalten können, tun sich vielleicht etwas schwer damit, die anderen zu verstehen.

Absolut wahr.

 Regina (20.06.25, 04:08)
Sucht hat viele Gesichter und kann auch dazu führen, dass einer glaubt, ohne die andere Person nicht auskommen zu können. Ich würde hoffen, dass die Situation glimpflich endet.

 Saudade meinte dazu am 20.06.25 um 11:41:
Ich gehe aus dem Weg, so gut es geht. Hierbei, nur eine neue Freundin - irgendeine - heilt. Sonst nichts.

 Saudade meinte dazu am 21.06.25 um 20:46:
Im Übrigen ... die Nachrichten gehen weiter....

 Augustus (20.06.25, 09:35)
Eines von vielen Phänomenen, wo der Dränger seine eigene Aufwertung durch die Gedrängte anstrebt zu erreichen und irgendwann dieses (seines) Verhalten zu seiner eigenen Unterwerfung führt. Das Drängen ist ein einseitiges Zeichen, dass eine Person sich der anderen bereits unterworfen hat. Das ständige sich beim anderen in Szene setzen zu müssen, gleicht einem Hund, der ununterbrochen bellt. Es sind also verzweifelte Versuche die Aufmerksamkeit des anderen zu erhaschen; was auch bedeutet, dass diese Personen sich leicht von einer anderen Person abhängig machen wollen. 

Kommentar geändert am 20.06.2025 um 09:36 Uhr

 Saudade meinte dazu am 20.06.25 um 11:44:
Nagel auf den Kopf getroffen und auch ein Grund, warum ein NEIN kam. Alles, was gesagt wird, das ist ein Segen und alles was getan wird, wird auch getan. Es wird "Führung" gebraucht, sonst kommt Hilflosigkeit auf. Man glaubt es nicht, sieht man von außen hin, aber hinter den Kulissen herrscht Abhängigkeit, ohne die Hilflosigkeit.
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