Weil ich das gerade las...

Text

von  Saudade

Nein, in Österreich zählt überhaupt nicht Leistung im Schul- oder Unisystem, das zählt Nüsse, sondern Erfolg. In Deutschland, wo der Numerus clausus das Leben versaut, zählt Leistung. Das gibt es bei uns allerdings nicht. Daher kommen die Deutschen auch zu uns studieren. 

Bei uns zählt tatsächlich nur der Erfolg, ob mit unzähligen Genügend ans Ziel oder Sehr gut, das ist egal, Hauptsache der Titel ist jetzt da oder der Abschluss.


Ein junger Mann, der anonym bleiben möchte, meinte, der Amokläufer wurde überhaupt nicht gemobbt. War schon in der Schule still, wollte mit 15, 16 nichts mit anderen zu tun haben. Redete nicht viel. Antwortete nur, fragte nie etwas. Dann fiel er durch und nochmals, danach verlor er auch seine Lehrstelle. War dann in einem AMS -Kurs. Nie hatte er Erfolg, scheiterte ständig. 

Ich denke, in dem Fall, ist der Staat aus dem Schneider, jedoch hat die Gesellschaft versagt. Durch den AMS- Kurs bekam er eine neue Chance. Chancen gibt es in Österreich dauernd, viele Möglichkeiten zum Erfolg zu kommen. 

Mehrere Personen erzählten exakt dasselbe über ihn. 


Sicher passiert von meiner Seite keine Täter- Opfer - Umkehr, jedoch muss man sich daraufhin die Frage stellen: Wieso hat weder die Familie, noch das soziale  Umfeld reagiert? 

Sicher, in der Pubertät, verändern sich alle, auch ziehen sich manche zurück, aber das ist eine Phase. Wenn die allerdings über Jahre (!) anhält, muss man sich Gedanken machen über das Kind oder dann jungen Erwachsenen. 

Das ständige "probieren", einmal Erfolg zu haben, stets zu scheitern, kränkte vermutlich sehr. Das klingt nach schwerer Lernschwäche, was nichts mit Intelligenz zu tun hat. Hierbei muss gesagt werden, dass das gerne vermengt wird. Der, der mir am Herzen liegt, war schlecht in der Schule, versagte auch, ist jetzt CEO eines großen Konzerns, macht seine Sache ausgezeichnet. Schule sagt gar nichts aus, der Erfolg ist wichtig.


Nein, gemobbt wurde er nicht, nur "so gelassen". Komplett. Das ist genauso schlimm. 

Wenn es also in der Schule schon nicht geklappt hat, dann hätte doch der Lehrmeister, der eine Verantwortung trägt, dies mit der Mutter besprechen müssen. Es sieht so aus, als ob das nicht geschehen wäre. 

Es ist, so wie es aussieht, alles schief gelaufen bei dem Kind und später halben Kind, was nur schief gehen kann. 

Da fragt man sich, wo die soziale Kompetenz im Umfeld war? Nirgendwo. 

Nein, es gibt kein Rezept dafür. Überhaupt keines. Aber, man könnte langsam beginnen eines zu schreiben, jeder für sich. Sich fragen: "Wie gehe ich mit meinem Gegenüber um?" 



Hinweis: Der Verfasser wünscht generell keine Kommentare von Isensee.

Hinweis: Du kannst diesen Text leider nicht kommentieren, da der Verfasser keine Kommentare von nicht angemeldeten Nutzern erlaubt.

Kommentare zu diesem Text


 Redux (20.06.25, 12:06)
Das ist aus meiner Sicht maximal objektiv beschrieben.
Letztendlich niemals vollends erklärbar. Um es auf einen simplen Nenner zu bringen: an fast allen Stellen versagten die Rettungsanker. Der wichtigste ist meiner Meinung nach das Elternhaus.

Kommentar geändert am 20.06.2025 um 12:07 Uhr

 Saudade meinte dazu am 20.06.25 um 12:25:
Ja und es zeigt, dass alleinerziehende Teile oft überfordert sind, hier gehört angesetzt. (ZB Gratis- Nachmittagsbetreuung). Die Wirtschaft verlangt mehr und mehr Leistung (die verlangt sie überall) und Erfolg (gute Bilanz), was bedeutet, es muss mehr gearbeitet werden. Zwei Kinder, zB kosten doppelt so viel Geld. Muss ich weiter reden? Nein.

 Redux antwortete darauf am 20.06.25 um 12:29:
Genau so ist es...

 Saudade schrieb daraufhin am 20.06.25 um 12:34:
Aber, die Wirtschaft ist unantastbar. Aber ja, in Österreich sind täglich mehr und mehr Insolvenzen. Bald haben mehr als genug wieder Zeit, sich um ihre Kinder zu kümmern. Gesetzt den Fall, es hat irgendjemand noch Bock, welche zu bekommen. Sieht nicht gut aus.

 Redux äußerte darauf am 20.06.25 um 12:37:
Das ist auch in Deutschland so. Da unterscheiden wir uns nicht.

 dubdidu (20.06.25, 14:06)
Liebe Saudade, es ist niedlich, dass du so einen großen Unterschied zwischen Österreich und Deutschland behauptest und dies am Numerus Clausus festmachst. 

Ich gebe dir recht, dass das, was Erfolg behauptet wird eine maßgebliche Rolle spielt. In den zeitgenössischen Leistungsgesellschaften sind sie auf äußerst banale Weise miteinander verquickt: wer erfolgreich ist, hat eine beeindruckende Leistung abgeliefert und wer erfolglos bleibt, hat eben nicht genug geleistet. 

Eine oberflächliche Gesellschaftskritik mag jetzt anführen, dass es viele Leistungen gibt, die aufgrund des Erfolgsfaktors nicht ordentlich gewürdigt werden, das ist ist auch richtig. Denn wer weiß schon, was für eine Leistung es für den Bettler bedeuten mag, täglich in angewiderte Gesichter zu blicken, außer ihm selbst. Mit sehr wenig Geld auszukommen, kann tatsächlich auch als Leistung bezeichnet werden. In Ostdeutschland wurde für (oder von) Menschen, die sich ein Leben lang erfolglos abgerackert haben, sogar das Unwort Lebensleistung erfunden, damit sie sich nicht so wertlos fühlen müssen. Übrigens gibt es unzählige persönliche Erfolge, die gesellschaftlich nicht als Erfolge zählen, da sie weder mit Geld noch Status einhergehen.

Ein hübsches Beispiel dafür, wie sehr der Leistungsbegriff hochrangiger CDU-Politiker als Erfolgsstreben definiert wird, kann in einer ZDF-Doku (Inside CDU oder so) betrachtet werden. Ein Motivationstrainer von einem Fußballverein bringt den Politikern anhand einer Hundemetapher bei, worauf es ankommt: die Wurst. Die Gier nach der Wurst lässt den Hund über immer höhere Hürden springen usw.usf.

Eine tiefgreifendere Gesellschaftskritik merkt an, warum der Wert eines Menschen oder sein Lebensglück überhaupt mit Leistung oder (gesellschaftlich anerkanntem) Erfolg in Verbindung gebracht wird. Glücklich ist, wer Sinn und Selbstwirksamkeit erfährt und stiftet (durch Tätigkeit oder Liebe). Mit Leistung und Erfolg besteht kein zwangsläufiger Zusammenhang.

 Saudade ergänzte dazu am 20.06.25 um 14:47:
Habe ich ÜBERHAUPT NICHT gemacht, das hast du herausgelesen, weil du es herauslesen wolltest. Ich habe lediglich deine wissende Behauptung als Nicht-ÖsterreicherIn kurz widerlegt.

Antwort geändert am 20.06.2025 um 14:49 Uhr

 dubdidu meinte dazu am 20.06.25 um 19:25:
Du hast gar nichts widerlegt. Die Leistungsgesellschaft ist ein überstaatliches Phänomen und schließt Österreich nicht aus. Darin, dass die Leistungserzählung mit der Erfolgserzählung korrespondiert, habe ich dir zugestimmt. Sowohl der junge Grazer als auch der junger Erfurter vor über 20 Jahren haben ihre Schulen ohne Abschluss verlassen. Wenn Schüler von anderen Schülern gemobbt werden, beruht das nicht auf der Natur der Schüler (was du nicht behauptet hast, ich weiß), sondern es ist ein Zeichen für bad leadership, den Lehrern gelingt es nicht, den sozialen Raum, in dem sie Anführer sind, angemessen zu gestalten.

 Saudade meinte dazu am 20.06.25 um 19:30:
Grundsätzlich lag es mir fern, eine universitäre Abhandlung zu schreiben. Aber, das spürt der Leser, was mein Begehr war.

 EkkehartMittelberg (20.06.25, 14:44)
Ja, die Ursachen liegen wohl in der Familie und im sozialen Umfeld.

LG
Ekki

 Saudade meinte dazu am 20.06.25 um 14:47:
Genauso ist es.

 tueichler meinte dazu am 20.06.25 um 19:50:
Ich mag auch Ekki recht geben. Die schule wird immer mehr hergenommen, um den lieben kleinen Erziehung und Bildung angedeihen zu lassen. Wenn dann 7jährige nicht in der Lage sind, einen Ball zu fangen oder sich die Dchuhe zu binden, dann liegt es sicher oft auch daran, dass die Erzeuger selbige an den PC abgeschoben haben, um sich den 2 Schäferhunden in der 40qm Wohnung zu widmen oder die Playstation zu traktieren, anstatt sich mit dem Nachwuchs zu beschäftigen und selbigem soziale Kompetenzen zu vermitteln. (Übertreibung, eventuell …).

Die Lebensleistung der Ostdeutschen, naja, ich bin selbst Sachse und >60 Jahre. Meine Heneration muss den Lebensleistungsquatsch nicht mehr bemühen. Alles ist eine Frage der Prioritäten und des Antriebs. Ich kenne so viele in meiner Heimatstadt, die nix geworden sind und sich aber auch nie wegbewegt haben.

Da fällt mir folgender bittere Kalauer ein:

Journalist in Großposemuckel morgens 10 Uhr am Dorfbrunnen zu einem da sitzenden Bürger mit Bierflasche:
Sagen Sie, glauben Sie auch, dass Gleichgültigkeit und mangelnde Bildung die beiden größten Probleme in den ‚Neuen‘ Ländern sind?

Bürger: Wees ich nich - is mir aber ooch egal …

Antwort geändert am 20.06.2025 um 19:50 Uhr

 Saudade meinte dazu am 20.06.25 um 20:14:
Nun, sind wir doch fair... Wir verbrachten 6-8 Stunden in der Schule, ihr vermutlich auch und auch noch samstags (das ist hier nicht mehr) vier Stunden. Dass hierbei Erziehung geteilt werden muss liegt aber auf der Hand.

 tueichler meinte dazu am 20.06.25 um 22:17:
Da hast Du ja recht. Dennoch ist es Aufgabe des Elternhauses, dem Nachwuchs die besten Voraussetzung für den Erwerb von Bildung und weiterer sozialer Kompetenz zu vermitteln.

 Saudade meinte dazu am 20.06.25 um 22:46:
Ja, aber eben... Alleinerziehende sind oft überfordert.

 tueichler meinte dazu am 21.06.25 um 15:39:
hier gebe ich Dir zu 100% recht. Für allein erziehende ist es schwierig, alles unter einen Hut zu bekommen. Das ist es, wo der Staat unterstützen sollte - nicht nur aus Empathie sondern auch aus Eigennutz, weil auch die Kinder Alleinerziehender die Zukunft sind. 😎

 FrankReich (21.06.25, 16:17)
So einfach ist das allerdings nicht, denn Leistung und Erfolg hängen voneinander ab und ganz ähnlich verhält sich auch die Beziehung zwischen Staat und Gesellschaft. Fast jeder versucht, seine Rechte auszuschöpfen und die Pflichten soweit wie möglich zu umgehen, das wird in Österreich nicht anders sein als in Deutschland, daran ändert auch nichts, dass sich die politischen Systeme und sozialen Institutionen inkl. der Bildungssysteme in einigen Punkten unterscheiden.
Alle Menschen sind gleich und doch ist jeder unterschiedlich. Aus diesem Grund ist es unerlässlich, solches zwischen Staat und Gesellschaft zu reflektieren und daraus eine persönliche Lösung zu konzipieren, in die das Individuum miteinbezogen wird, i. e. Erziehung sowohl zur Mündigkeit als auch zur Selbstreflexion- und verantwortlichkeit, usw., usf.
Dass hier Staaten und Staatsbürger gegenseitig mit den Fingern auf sich zeigen, anstatt voneinander zu lernen, bringt nämlich niemanden weiter. 🤔

Ciao, Frank

 Saudade meinte dazu am 21.06.25 um 19:38:
Das macht hier niemand. Ganz im Gegenteil. Ich erachte das für ein europäisches Gesamtproblem.

 Jack (22.06.25, 02:35)
Nein, gemobbt wurde er nicht, nur "so gelassen".
Du bist in Österreich, ich in Berlin, du wirst besser informiert sein. 


Aber grundsätzlich gilt bei Mobbing wie beim emotionalen Missbrauch: der/die Täter verstecken sich hinter "plausible deniability": das perfide "Ich habe dir nichts getan" ist unmöglich, objektiv zu widerlegen.

 Saudade meinte dazu am 22.06.25 um 02:51:
Na ja, in dem Fall haben bereits mehrere unabhängig voneinander dasselbe gesagt: "Hat nie geredet, nicht einmal gegrüßt, war aber nicht laut oder ungut". Das empfinde ich als objektive Beschreibung. Ich glaube auch nicht mehr an Mobbing. Ich glaube an: "Dann lassen wir ihn eben in Ruhe." 
Mobbing ist bösartig. In Ruhe lassen reine Aufgabe. Natürlich beides voll Scheiße.

 Jack meinte dazu am 22.06.25 um 03:03:
Und dann gibt es noch das vom selbsternannten Opfer wahrgenommene Mobbing (Incel-Amokläufe LA 2014, Toronto 20weißdergeier): narzisstisch gekränkt, projiziert der Amokläufer seine inneren Probleme auf die Gesellschaft/die Mitmenschen, und rächt sich für subjektiv wahrgenommenes Unrecht.

Und wenn er dann noch tatsächlich gemobbt wird, macht das die Sache überkomplex. 

Wenn jemand gemobbt, verletzt wird, aber daran charakterlich wächst, und den Missbrauch nicht weitergibt, schafft das nicht in die Nachrichten. Wenn das Umfeld einem Mobbingopfer oder Menschen mit psychischen Problemen hilft, sodass kein Amoklauf stattfindet, ist das auch keine Nachricht wert.

Die Nachrichten suggerieren aber: "Jedes Mobbingopfer ist ein potenzieller Amokläufer!" oder "Psychisch kranke Menschen sind eine Gefahr für die Gesellschaft!" Das größere Problem steckt in diesen Narrativen, die die Vorurteile prägen.

 Saudade meinte dazu am 22.06.25 um 03:13:
Da muss ich dir absolut recht geben. 
Nein, psychisch kranke Menschen sind keine Gefahr, nur manche, eine kleine Gruppe, das glaubt nur ein Idiot. Leider sind viele Idioten unter uns. Genauso wie "die bösen Reichen", "die armen Armen", "die heutige Jugend". Ich hasse sowas! Ich kenne nicht alle Reiche, Arme, nicht die ganze Jugend und die, die Pauschalisieren, auch nicht. Wenn wir endlich aufhören damit, vielleicht wird's besser.
Zur Zeit online: