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von  Saudade

am vierten tag des sri lanka -urlaubs, beschloss stefan mit melanie schluss zu machen, hatte jedoch bedenken wie sich das auf die restlichen tage auswirken könnte, schlussendlich hatten sie noch zehn tage vor sich. 

es kam der gedanke schon öfters am vortag und an diesem tag, aber da, am strand, der mond war voll und schien hell, da zitierte er celans "nachts, wenn das pendel der liebe schwinkt", seufzte, da erzählte sie ihm über einen artikel in der bunte, die sie auf den flug mitgenommen hatte, erst heute gelesen hatte, da wusste er, dass er sie niemals erreichen könnte, sie, die strickend am strand saß, die wolle klebte nass von der feuchten hitze an ihren fingern, luftmaschen, sagte sie, zeigte ihm, was sie meinte, es interessierte ihn nicht, er las schopenhauer, legte jedoch das buch in den sand, sah ihr geduldig zu, bis sie fertig gezeigt hatte, dann nahm er sein buch wieder hoch, es rieselte, las weiter, hatte die luftmaschen sofort wieder vergessen, was auch gut so war, die hatten keinen platz in seiner gedankenwelt. 

so dachte er daran, dass er sie in der goethestraße angesprochen hatte, sie sah für ihn aus wie das perfekte lottchen, hieß aber melanie, in gedanken blieb sie das lottchen. sie trug einen blumenstrauß in der rechten hand und eine weiße rose fiel, während sie vor ihm ging, zu boden, da rief er ihr nach, dass sie etwas verloren habe, sie drehte sich um und schenkte ihm ein lächeln, das schönste, ab da hörte er nicht mehr was sie sprach, er schwebte nur noch, dies mit ihr, sechs monate, drei wochen und drei tage, bis er nach den luftmaschen erwachte, da nützten ihre makellosen fußknöchel nichts mehr, die er im rücken spürte, wenn sie ihre beine beim geschlechtsverkehr um ihn schlang. am dritten tag des urlaubs begann er sie plötzlich anders zu hören, sie beschwerte sich über das chicken curry, die stimme klang schrill, masala, redete über frau mayer aus dem dritten stock in ihrem plattenbau, erzählte vom letzten tatort und bemerkte, dass sie sich eigentlich nichts zu sagen hatten, sie redete und redete, aber erzählte nichts von bedeutung, nichts von wert, nichts bleibendes, nichts, was sie beide anging. nachts, am vierten tag, schliefen sie miteinander, die lust fiel ihm vom körper wie eine hautschuppe auf das laken, macht ja nichts, sagte sie, nahm sich die bunte, las. da lag er neben ihr, der körper verschwitzt von der nassen hitze, die flut war zu hören, fühlte nichts, dachte an celan, stand auf, zog sich an, sagte: "ich gehe noch spazieren", kam nie wieder. 


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