Was wird aus unseren Bibliotheken?
Innerer Monolog zum Thema Buch/ Lesen
von Graeculus
Kommentare zu diesem Text
❤️❤️❤️❤️❤️
Da muss ich eine Wohnung anmieten. Mich wundert ja, dass die Behörde noch nicht angeklopft hat, wegen der Statik
.
Stell dir vor, die Dame von Manz erzählte mir, dass sie aus der Belletage keinen Verkauf machen durften, eben, wegen der Statik. Sie schlossen ja die altehrwürdige Buchhandlung.
Hier wird noch lange nicht gestorben, werter Herr!
Aber, das Thema beschäftigt mich auch schon. Ich wollte mich von Büchern trennen. Ein Online-Secondhand-Handel wollte mir für den neuen Marquez 1.67 geben! Da bin ich mir zu geizig, das Buch kostete 25 Euro! Die Dinge, werter Graeculus, sind nichts mehr wert. Für meinen Schmuck vom Ex, ich wollte den nicht mehr haben, habe ich nur Goldpreis bekommen, das war 1/4 vom Normalpreis und im Grunde häufen wir uns an, das landet alles am Trödel oder Sperrmüll, was uns einst lieb und teuer war.
Was von Wert ist, ist mein Wald und meine ETFs. Sonst nix mehr.
Da muss ich eine Wohnung anmieten. Mich wundert ja, dass die Behörde noch nicht angeklopft hat, wegen der Statik

Stell dir vor, die Dame von Manz erzählte mir, dass sie aus der Belletage keinen Verkauf machen durften, eben, wegen der Statik. Sie schlossen ja die altehrwürdige Buchhandlung.
Hier wird noch lange nicht gestorben, werter Herr!
Aber, das Thema beschäftigt mich auch schon. Ich wollte mich von Büchern trennen. Ein Online-Secondhand-Handel wollte mir für den neuen Marquez 1.67 geben! Da bin ich mir zu geizig, das Buch kostete 25 Euro! Die Dinge, werter Graeculus, sind nichts mehr wert. Für meinen Schmuck vom Ex, ich wollte den nicht mehr haben, habe ich nur Goldpreis bekommen, das war 1/4 vom Normalpreis und im Grunde häufen wir uns an, das landet alles am Trödel oder Sperrmüll, was uns einst lieb und teuer war.
Was von Wert ist, ist mein Wald und meine ETFs. Sonst nix mehr.
Kommentar geändert am 08.07.2025 um 00:47 Uhr
Kommentar geändert am 08.07.2025 um 00:48 Uhr
Ja, dafür bräuchtest Du eine große Wohnung. Als wir damals davon gesprochen haben, war davon die Rede, daß Du eine solche erbst, mitten in Wien.
Aber das ist wohl kein ernsthafter Plan. Doch bist Du der einzige jüngere Mensch, den ich kenne, der eine leidenschaftliche Liebe zu Büchern zeigt.
Aber das ist wohl kein ernsthafter Plan. Doch bist Du der einzige jüngere Mensch, den ich kenne, der eine leidenschaftliche Liebe zu Büchern zeigt.
Ich habe eine Bibliothek, die die Gäste meiner Eltern Jahr für Jahr schwer beeindruckt: "Das liest er/hat er gelesen!?" Die Lokationserwähnung spielt bereits darauf an, dass weit über 90% meiner Bücher schon outgesourced sind. Hier in Berlin habe ich eine (für mich) überschaubare Anzahl von Büchern. Doch eines nicht fernen Tages wird sich in der Tat die müßige Frage stellen, was aus meinen Büchern wird. Müßig, weil mein Bewusstsein dann nicht mehr dabei ist.
Wie real ist ein Ereignis einen Tag nach deinem Tod? Du bist gestorben und
• deine Bücher hat jemand anders in seine Privatbibliothek aufgenommen
• deine Bücher wurden am nächsten Tag auf dem Basar vor der HU Berlin verkauft, jedes Buch 1 Euro
• deine Bücher sind, wie alles andere in deinem Wohnort, nach einer thermonuklearen Explosion verbrannt
• deine Bücher sind Opfer eines schwarzen Lochs geworden, das sich spontan in einem Nietzsche-Band gebildet hat
• deine Bücher sind zu Personen mit Sendungsbewusstsein geworden und haben angefangen, Leuten auf der ganzen Welt das Lesen beizubringen
• deine Bücher haben sich in Pferde verwandelt
• deine Bücher und die ganze simulierte Welt, in der sich befanden, fielen in der Basisrealtät einem Stromsparprogramm zum Opfer.
Wie real ist ein Ereignis einen Tag nach deinem Tod? Du bist gestorben und
• deine Bücher hat jemand anders in seine Privatbibliothek aufgenommen
• deine Bücher wurden am nächsten Tag auf dem Basar vor der HU Berlin verkauft, jedes Buch 1 Euro
• deine Bücher sind, wie alles andere in deinem Wohnort, nach einer thermonuklearen Explosion verbrannt
• deine Bücher sind Opfer eines schwarzen Lochs geworden, das sich spontan in einem Nietzsche-Band gebildet hat
• deine Bücher sind zu Personen mit Sendungsbewusstsein geworden und haben angefangen, Leuten auf der ganzen Welt das Lesen beizubringen
• deine Bücher haben sich in Pferde verwandelt
• deine Bücher und die ganze simulierte Welt, in der sich befanden, fielen in der Basisrealtät einem Stromsparprogramm zum Opfer.
Du hast rational vollkommen recht. Nur meine Emotion kann dem nicht folgen.
Es ist kein Drama, aber eine leise Melancholie.
Die Frage "Das haben Sie alles gelesen?" kenne ich gut.
Es ist kein Drama, aber eine leise Melancholie.
Die Frage "Das haben Sie alles gelesen?" kenne ich gut.
Ich will eigentlich nicht mehr kommentieren, aber als langjähriger Antiquar hätte ich da doch ein bis zwei Dinge anzumerken. Die Verhältnisse sind, wie sie sind. Nun kann man den Kopf in den Sand stecken nach einer kurzen Recherche, bei der man festgestellt hat, das momox und Konsorten so gut wie nichts zahlen wollen. Wie überraschend. Oder man gibt sich mit seinen Büchern etwas mehr Mühe. Das erfordert natürlich ein Vielfaches mehr an Zeit, aber es würde sich lohnen, je nach dem bibliophilen Wert der Literatur. Habe ich nur Romane in Broschur, ist jede Überlegung Makulatur - da ist man mit dem Altpapierpreis am besten bedient. Habe ich nur 5-Euro-Leineneinbände und normale Romane, findet man vielleicht (in Berlin besonders) einen Abnehmer, der bei guter Erhaltung 25 ct pro Band zahlt, dafür dann aber alles mitnimmt. Mehr ist da eben nicht drin.
Ganz anders verhällt es sich bei einer Bibliothek mit wirklichem Gehalt: Erstausgaben, frühe, illustrierte Ausgaben, Gesamtausgaben aller Art, bevorzugt in Leder oder gar Pergament oder Halbpergament gebunden, Reiseliteratur in Ausgaben aus dem 18. und 19. Jahrhundert, Werke mit Kupfer- und Stahlstichen, oder eben auch eine Bibliothek mit dem Schwerpunkt "Geschichte" oder "Antike". Das erfordert nun etwas Mühe. Am besten erstellt man eine Liste mit Verfasser, Titel, Verlag, Erscheinungsjahr, Einbandart, Zustand (Kaffeeflecke, Randglossen, Vergilbung, fehlende Ecken usw..). Will man perfekt sein, macht man noch ein Foto. Dann sucht man sich ein Antiquariat in Deutschland mit eben dem Schwerpunkt "Antike", und bietet seine Literatur an. ist es eine wirklich gehaltvolle Sammlung, bekommt man eventuell sogar ein Drittel oder ein Viertel des Verkaufswertes. Für wirklich tolle, seltene Sachen in Vielzahl fährt ein Antiquar auch von München nach Hamburg.
Schlägt das alles fehl, und man hat Zeit, sucht man sich ein Plattform, wie eben ebay oder das verpönte amazon oder auch Kleinanzeigen usw.., und stellt Tag für Tag sagen wir: 10 Bücher ein, mit oben besagten Angaben und Foto (ganz wichtig). Je mehr Zeit und Aufwand der Besitzer bereit ist, zu investieren, desto höher der putative Ertrag. Wer alles immer nur schnell will, dem bleiben dann eben die Angebote von momox. Das Problem ist hierbei der moderne Mensch, der gar nicht mehr anders will, als schnell und einfach. Ich habe im Laufe meiner Zeit soviele Menschen zig-tausende an Euro verschenken gesehen, liegengelassene Chancen und Möglichkeiten, aus Bequemlichkeit und Faulheit. Das gilt natürlich nicht für die Witwe, die schnell aus der Wohnung muss, die sie nach dem Ableben des Gatten nicht mehr bezahlen kann. Klar, es wird weniger gelesen. Das Gewerbe hat sich gewandelt. In Universitäts-Städten suchen Studenten nach second-hand-Alternativen zum Neuerwerb, da macht dann durchaus auch das Moderne Antiquariat Sinn.
Tipp: Besucht einmal ein Antiquariat und schaut euch zum Beispiel die Regale mit der "Antike" an. Sucht mal nach bilingualen Ausgaben. Und seht euch die Preise an. Ich wollte mir immer die "Bibliothek der Antike" aus der DDR, Aufbau-Verlag zulegen und habe den Moment verpasst. Jetzt nimmt man wieder 8,- Euro im Schnitt für den Band.
Auch das macht Sinn: Woche für Woche ausgewählte Werke in Antiquariaten anbieten. Immer erzielt man mehr Ertrag im einzelnen Verkauf, als bei Gesamt-Auflösungen. Am Ende aber bleibt: Ja, es werden fast nur noch Rosinen gepickt. Weil es ein Überangebot gibt, und so viele Menschen bereit sind, ihre Schätze für beinah nichts abzugeben. Aber daran sind nicht die Antiquare schuld, sondern der "moderne Mensch".
Ganz anders verhällt es sich bei einer Bibliothek mit wirklichem Gehalt: Erstausgaben, frühe, illustrierte Ausgaben, Gesamtausgaben aller Art, bevorzugt in Leder oder gar Pergament oder Halbpergament gebunden, Reiseliteratur in Ausgaben aus dem 18. und 19. Jahrhundert, Werke mit Kupfer- und Stahlstichen, oder eben auch eine Bibliothek mit dem Schwerpunkt "Geschichte" oder "Antike". Das erfordert nun etwas Mühe. Am besten erstellt man eine Liste mit Verfasser, Titel, Verlag, Erscheinungsjahr, Einbandart, Zustand (Kaffeeflecke, Randglossen, Vergilbung, fehlende Ecken usw..). Will man perfekt sein, macht man noch ein Foto. Dann sucht man sich ein Antiquariat in Deutschland mit eben dem Schwerpunkt "Antike", und bietet seine Literatur an. ist es eine wirklich gehaltvolle Sammlung, bekommt man eventuell sogar ein Drittel oder ein Viertel des Verkaufswertes. Für wirklich tolle, seltene Sachen in Vielzahl fährt ein Antiquar auch von München nach Hamburg.
Schlägt das alles fehl, und man hat Zeit, sucht man sich ein Plattform, wie eben ebay oder das verpönte amazon oder auch Kleinanzeigen usw.., und stellt Tag für Tag sagen wir: 10 Bücher ein, mit oben besagten Angaben und Foto (ganz wichtig). Je mehr Zeit und Aufwand der Besitzer bereit ist, zu investieren, desto höher der putative Ertrag. Wer alles immer nur schnell will, dem bleiben dann eben die Angebote von momox. Das Problem ist hierbei der moderne Mensch, der gar nicht mehr anders will, als schnell und einfach. Ich habe im Laufe meiner Zeit soviele Menschen zig-tausende an Euro verschenken gesehen, liegengelassene Chancen und Möglichkeiten, aus Bequemlichkeit und Faulheit. Das gilt natürlich nicht für die Witwe, die schnell aus der Wohnung muss, die sie nach dem Ableben des Gatten nicht mehr bezahlen kann. Klar, es wird weniger gelesen. Das Gewerbe hat sich gewandelt. In Universitäts-Städten suchen Studenten nach second-hand-Alternativen zum Neuerwerb, da macht dann durchaus auch das Moderne Antiquariat Sinn.
Tipp: Besucht einmal ein Antiquariat und schaut euch zum Beispiel die Regale mit der "Antike" an. Sucht mal nach bilingualen Ausgaben. Und seht euch die Preise an. Ich wollte mir immer die "Bibliothek der Antike" aus der DDR, Aufbau-Verlag zulegen und habe den Moment verpasst. Jetzt nimmt man wieder 8,- Euro im Schnitt für den Band.
Auch das macht Sinn: Woche für Woche ausgewählte Werke in Antiquariaten anbieten. Immer erzielt man mehr Ertrag im einzelnen Verkauf, als bei Gesamt-Auflösungen. Am Ende aber bleibt: Ja, es werden fast nur noch Rosinen gepickt. Weil es ein Überangebot gibt, und so viele Menschen bereit sind, ihre Schätze für beinah nichts abzugeben. Aber daran sind nicht die Antiquare schuld, sondern der "moderne Mensch".
Dies sind die Ratschläge eines Fachmanns. Doch: Ich selbst werde keine Bücher verkaufen, solange ich lebe nicht; und meine Erben werden sich vermutlich nicht die Mühen machen, von denen Du schreibst. Ich liebe Bücher zu sehr, sie zu wenig.
Von einer Schuld der Antiquare rede ich nicht; sie sind an den Markt gebunden, und der schwindet.
Es ist in etwa so wie das Briefmarkensammeln, das mein Vater einst betrieben hat.
Von einer Schuld der Antiquare rede ich nicht; sie sind an den Markt gebunden, und der schwindet.
Es ist in etwa so wie das Briefmarkensammeln, das mein Vater einst betrieben hat.
Diesen Gedanken habe ich schon seit längerem. Es ist mir ziemlich egal, was mit meinen Büchern geschieht, aber die Belästigung meine Hinterbliebenden, die damit verbunden ist. 6 Billies von Ikea, alle noch aufgestockt und dazur noch 2 Billie-Eckregale, auch aufgestockt. Nicht auszuhalten diese Gedanken eigentlich.
Diese Problematik kenne ich von meinem Vater und auch von meinem Ex-Schwiegervater. Ich kommte die Bücher meines Vaters nicht nehmen wegen Platzmangels. Und wieviel Arbeit würde das denn bedeuten, wenn ich sterbe ? Und dann noch diese vielen CD-Regale. Schlimme Gedanken wegen der Zumutung.
Diese Problematik kenne ich von meinem Vater und auch von meinem Ex-Schwiegervater. Ich kommte die Bücher meines Vaters nicht nehmen wegen Platzmangels. Und wieviel Arbeit würde das denn bedeuten, wenn ich sterbe ? Und dann noch diese vielen CD-Regale. Schlimme Gedanken wegen der Zumutung.
Kommentar geändert am 08.07.2025 um 11:10 Uhr
Wer hätte zum Beispiel zur Zeit der Klassik gedacht, dass deine Frage einmal ratlos gestellt werden würde.
Wenn eine Bibliothek spezialisiert ist, wie zum Beispiel deine auf die Antike und auf Philosophie, könnte ich mir vorstellen, dass Universitätsbüchereien interessiert sind.
Es ist fast tragisch, dass hochbetagte Menschen viel Energie aufwenden müssen, um ihre Bibliothek vor dem Untergang zu retten.
Wenn eine Bibliothek spezialisiert ist, wie zum Beispiel deine auf die Antike und auf Philosophie, könnte ich mir vorstellen, dass Universitätsbüchereien interessiert sind.
Es ist fast tragisch, dass hochbetagte Menschen viel Energie aufwenden müssen, um ihre Bibliothek vor dem Untergang zu retten.