Da beugt sie sich über den Tisch, die adrette junge Schönbrüstige und stellt mir das frische Glas hin, mir, dem buckligen alten Verwachsenen, dem die Zunge auf die Tischplatte hängt, und dann schaukelt sie wieder weg mit ihrem knackigen Hintern, nachdem sie mich angelächelt hat, und ich denke, ach du Scheiße, die könnte meine Tochter sein, mindestens. Aber wo soll ich da schon hinschauen, an die Decke, auf meine abgewetzten Stiefel? Ich starre in ihren Ausschnitt, dann ist es mir peinlich, ich sehe ihr in die Augen, in denen süffisantes Mitleid zu lesen ist, ich starre in das Glas Bier. Punkt. Sie reüssiert hinter die Theke, ich weine in mein Getränk. Wohlgeformte, birnenähnliche Brüste. Fast sehe ich ihre Spitzen. Könnte meine Tochter sein, könnte meine... Dann ist das Bier weg. Dann bin ich weg. Ich schwitze, vermutlich schaut mir die weißgelbe Unterhose hinten aus der gammligen Jeans, die mit Ascheflecken von den Selbstgedrehten beschmutzt ist. Ich ziehe den Schwanz ein und mache, dass ich fortkomme, die Getränke sind ohnehin zu teuer für mich, das Publikum ist nicht altersgemäß, ich mache mich lächerlich und kann es nicht einmal bezahlen. Ich glaube, ich rieche streng. Mein Kleinhirn arbeitet, es kann nicht anders. Ihr weißer Busen in Griffnähe. Warum hat sie so eine Klamotte an. Auf dem Weg zur Tür hat meine Erinnerung schon einen Riss bekommen. Es ist hoffnungslos, ich weiß es schon, weiß es natürlich. Schiele in ihren Ausschnitt, Spako, und das ist nur die Bedienung, hoffnungslos. Auf dem Tabakpäckchen ein Bild von einem Patienten, dem die Lunge oder sonstwas heraushängt mit dem Untertitel 'Rauchen mindert ihre Fruchtbarkeit'; na, dann stecke ich mir lieber noch eine an. Testikelirium.
Das ist ohne mein Wissen mit mir besprochen worden. John Wayne der Bettpfannen, der im Dunkeln seine Schlafkühe aufzäumt. Die jungen Leute wissen gar nicht, was Bettgeschirr überhaupt ist.
Man kann beim besten Willen nicht in einen Zustand zurückkehren, den man einmal verlassen hat.
Dann ist da ganz plötzlich mehr Vorhaut als Penis, und ich denke, das war doch früher nicht so. Und das ist nicht das einzige, was vor sich hinlappt. Die Sprache kann einen auch mollo machen, die ständig im Kopf hin- und herrumort, sich wie ein kantiger Mühlstein wälzt, immer und immer wiederkäut, sich verschluckt, rülpst, furzt, kotzt und dann von vorne. Was soll ich schon mit den ganzen Pillen, wenn ich nicht weiß, was ich mit der Dauererektion anfangen soll, die dann nicht mehr weggeht; ich stoße überall an, ich kann mit dem steifen Ding die Schranktür aufschieben und ein wenig auf dem Balkon damit herumwedeln, dass wenigstens `mal frische Luft darüberbläst, - aber sonst, phhh.
Wenn man nun alleine bleibt, weil der Rest der Menschheit ein Arschloch ist, dann spricht man auch schon einmal - sagen wir: mit den Fliegen, von denen die eine oder andere auch schlaue Individuen sein können, wenn sie, zum Beispiel, versuchen, mit mir Kontakt aufzunehmen, indem sie die weißen, runden Drehfilter für die Kippen auf dem Tisch bewegen; das mag zufällig erscheinen, ist aber die reinste Willkür. Leider verstehe ich sie nicht, vielleicht handelt es sich um eine Art Morsecode; und die verstehen mich nicht. Also klatsche ich sie mit der Zeitung tot, weil sie mich irgendwie auch nerven.
Gleich kommt meine Betreuerin aus Polen. So wie die aussieht, könnte die mich bestimmt auch mit einem Staubwedel erschlagen. Aber ich freue mich, sie zu sehen. Ich sehe ja sonst keinen. Und die hat Eumel, leck mich am Arsch. Waren das noch Zeiten früher, als ficken noch Spaß gemacht hat.
© Rainer M. Scholz