Juni Jungkind (1721-1754)

Groteske zum Thema Nihilismus

von  Jack

Dieser Text ist Teil der Serie  Lxiour

In den 1740-ern blühte der Nihilismus so wie nur selten, wie so oft. Eine positive Metaphysik des Nichts konzipierte der aus dem Waldgebiet zwischen Reburt und Arenkord stammende junge Genialphilosoph Jungkind. Er war kein metaphysisch ernster Denker, mehr ein verspielter Geist, der spielerisch mit Konzepten spielte. Hier sein wohl strengster metaphysischer Gedankengang ins Karge übersetzt:


Das Nihilium des Nichts




Das Gebot

Am Anfang war das Nichts, und es ist nirgendwohin verschwunden. Um es zu finden, gehe nirgendwohin oder nach Nirgendwo. Am Ende wird das Nichts sein, oder nichts wird sein, und es ist weder zu vernichten noch vor seiner Vernichtung zu bewahren. Das Nichts fordert nichts von dir, und diese Forderung soll dein einziges Gebot sein. 

Die Ursache

Das Nichts ist nicht verursacht und nicht selbst Ursache. Was aus dem Nichts entsteht, entsteht und vergeht in Freiheit. Was verursacht ist, ist vor dem Angesicht des Nichts nichtig. Was Ursache sein will, unterschlägt die Endnichtigkeit der Wirkung. Was unmittelbar nichtig ist, vermittelt Vernichtung. Es gibt kein sinnvolles Handeln, das auf einer Ursache gründet. Was im Endzweck nichtig ist, ist dasselbe, denn der Zweck ist ebenso eine Ursache. Handle nicht wie ein Automat nach Ursachen und Zwecken, handle in Freiheit aus dem Nichts. 

Die Negation

Alles, was sich dem Nichts entgegenstellt, in dem es sich selbst als absolut behauptet, bekommt sein Recht in deiner Negation. Alles Kontingente ist dem Nichts eine Möglichkeit, ob verwirklicht oder unverwirklicht. Du kannst nur feststellen, dass es genauso anders oder überhaupt nicht sein könnte. Alles Sein behauptet sich selbst als ein Sollen, um sich zu erhalten. Es gibt jedoch keine gesetzgebende Realität, es gibt nur ein unmittelbares So. Das Vorgefundene ist der Negation des Vorfindenden ausgeliefert, -  schreckt er vor der Negation zurück, äußert er seinen Willen, das Vorgefundene in seiner Soheit zu erhalten. Die Gesamtheit der liebgewonnenen Soheiten ist der Grad der Selbstnegation; alles, was du selbst nicht bist, zu erhalten, führt deine Existenz in einen Zustand der Schuld. 

Die Schuld

Indem du deinen Willen daran hängst, der Vernichtung Ausgeliefertes zu erhalten, kreditierst du kontingentes Seiendes. Da es dein Wille ist, dieses Seiende in seinem Sosein zu erhalten, bist zu zugleich Gläubiger und Schuldner. Im Falle der Vernichtung, der vollzogenen Negation eines Seienden durch ein anderes Seiendes, oder der Veränderung des Soseins des zu erhaltenden Seienden, verfällt der Gegenstand deines Glaubens, aber die Schuld bleibt dir als Schuldigkeit, dasselbe Seiende in seinem Sosein wiederherzustellen, erhalten. Die Gesamtheit dessen, woran du glaubst, ohne es evident vor dir zu haben, stellt deine Existenzschuld dar. 

Der Glaube

"Ich glaube an Gott" bedeutet also nur "Ich habe einen Gott auf Kredit". Der geglaubte Gott ist ein Tempel, auf Spekulationssand gebaut, eine Seifenblase, ein vom Willen umhülltes Nichts. Jedes Nichts, das du vereinzelst, dem ewigen Nichts entreißt, erhöht deine Existenzschuld. Bald erscheint dir die Hölle, der Ort der sogenannten Gottesferne, oder des besser zu nennenden Willensbankrotts. Die Hölle ist, nicht loslassen zu können, aber sich vom auf bloßen Glauben hin Angenommenen nicht trennen zu wollen.  Das Eigentliche ist dein Eigentum: was ohne dein zutun da ist, gehört dir, was du aber durch deinen Glauben in Besitz nimmst, ist Eigentum des Nichts, welches du ebenjenem schuldest.



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Kommentare zu diesem Text


 harzgebirgler (02.09.25, 11:27)
'von nichts kommt nichts' - außer man tut es
sei es auch böses oft statt gutes,

 Jack meinte dazu am 02.09.25 um 20:26:
Im Strahle seines edles Lichts
sind kontingente Welten nichts.

 DanceWith1Life (02.09.25, 17:15)
Das Nichts hätte sicher nicht Nichts dazu genichtet, in keiner Unzeit Nichtiger Nichtkommentar eines Nichtlesers, sogar dafür braucht es einen bewohnbaren Planeten sonst geht das nicht.

 Jack antwortete darauf am 02.09.25 um 20:27:
Das Negativnichts, das ontologische Unternull, hatte dieser Philosoph gar nicht bedacht, er lebte ja nicht in einer kontingenten Welt.

 DanceWith1Life schrieb daraufhin am 02.09.25 um 20:45:
Daran, dass es abhängig von der Zeit war, in der er lebte, dachte ich seltsamerweise seit ich diesen Kommentar geschrieben habe, allein dafür hat es sich gelohnt, daran hat sich für Schreibende ja nichts geändert.

 Jack äußerte darauf am 02.09.25 um 20:57:
Bedenke auch den Ort. Die Zeitlinien sind nur assoziativ synchron; es ist in Reburt gerade kein 2.9.2025, wobei „unser“ «gerade“ gerade universiell gekrümmt ist, ob flach, bigcrunchwärts oder Sattel.
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