Ignaz

Dokumentation

von  Fridolin


Dem anderen Bruder, also meinem Urgroßvater Ignaz Berberich hat meine Mutter in einer ihrer kleinen Geschichten schon ein Denkmal gesetzt. Er blieb im neuen Haus seines Vaters in der Miltenberger Straße, während Franz Xaver in der Abteigasse bleibt.

Ein Foto aus dem Jahr 1864 zeigt Ignaz als Mitglied der Turngemeinde Amorbach; im Text dazu schreibt er sich „Ingnatz“. Er dürfte also gut trainiert gewesen sein, als er mit 24 Jahren in den 66er Krieg ziehen muss, und 4 Jahre später wird er nochmal eingezogen.



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  Abb. 2: Ignaz als Turner 1864

Im Jahr nach seinem ersten Feldzug schwängert er ein 2 Jahre jüngeres Kirchzeller Mädchen namens Eva Barbara Link, dessen Eltern früh verstorben sein sollen. Wann genau ist nicht bekannt; sie könnte also ein Waisenkind gewesen sein, als sie Ignaz kennen lernte. Sie hatte aber mindestens zwei Schwestern und einen Bruder.
Die eine, Maria, war verheiratet mit einem Kaufmann Späth aus Kirchzell; auch deren Kinder zog es, wie in der Generation zuvor die Ignazgeschwister, in die Ferne: die Tochter Josepha ging nach Aachen, der Sohn Franz nach Amerika. Offenbar war diese Maria auch ein zweites mal verheiratet. Es heißt bei ihr in aller Kürze lediglich: „die Kinder der 2. Ehe starben“.

Genoveva, die andere Tante, heiratet den "Hofhannes", nämlich Joh. Herkert von der Hofmühle in Zittenfelden, und wandert mit diesem (wann?) nach Amerika aus. Die beiden hatten dort sechs Kinder; diese „sind heute wohlhabende amerikanische Bürger“, sagt die Chronik. Auch zwei musikalisch begabte Enkelinnen sind benannt, deren eine später für meine Tante Greta bei deren Auswanderung bürgte.

Eindrücklicher noch ist Großmutters Onkel mütterlicherseits, also Evas 2 Jahre älterer Bruder Franz, ein Forstaufseher in Kirchzell. Als solcher kam er oft nach Amorbach und Großmutter und ihre Geschwister nannten in „Karles Vetter“. Er brachte dann auch mal ein Stück „Hasenbrot“ mit, das natürlich besonders gut mundete, obgleich es alt und trocken war.

Auch bei ihm gibt es weit verstreute Kinder: einen Studienrat in Würzburg und später in Lohr, einen Gärtner in Altötting, (es gibt heute noch eine Gärtnerei Link dort), eine Tochter Helene, die einen Bahnassistenten Uhrig heiratet (und einen Sohn hat, der Stadtdirektor in Aschaffenburg wird), und eine weitere Tochter Theresia, die einen Schreiner Schlett in Darmstadt heiratet. Diese beiden führten später eine Kolonialwarenhandlung, aber der Mann starb früh. Sie soll noch lange allein das Geschäft geführt haben, bis sie es ihrem Sohn Hermann übergab. Im 2. Weltkrieg wurde dieser Hermann dann mit seiner ganzen Familie Opfer der Bomben auf Darmstadt; sie sollen 1944 im Keller elend verbrannt sein.
Diese Darmstädter Cousine von Anna ist eine Geschichte für sich … (Da gab es neben Hermann auch einen Sohn August, der Priester und Theologe war, und meiner Mutter zweimal ein unvergesslicher Feriengastgeber wurde. Seine Mutter soll ihm in dieser Zeit den Haushalt geführt haben. Am Ende seines Lebens war er als Dompräbendat Mitglied des Domkapitels in Mainz).


Und unter Eva Barbara Links Vorfahren hat meine Mutter die längste Reihe von dem Namen nach bekannten Ahnen ermittelt, die über 10 Generationen zurück geht. Die Namen der Vorfahren von Eva Link in chronologisch zurückgehender Folge:


  1. Johann Michael Link * 24.9.1812 18.Okt.1836 mit Maria Genofeva Kappes, * 23.2.1812

  2. Deren Vater: Johann Joseph Kappes * 26.8.1783 ∞21.1.1805 Kirchzell Küfermeister, ∞ Maria Anna Klimmer Rüdenau

  3. Dessen Vater: Gottfried Kappes *6.8.1742 9.5.1780 mit Margareta Frank Kirchzell

  4. Dessen Vater: Michael Kappes v. Dörnbach 18.11.1726 Anna Bender *22.11.1726 zu Kirchzell

  5. Deren Vater: Mattäus Bender 26.1.1705 2. Mann der Rosina Streun *6.3.1673, ∞13.9.1694 mit Mattäus Ries v. Kirchzell Dieser starb früh. 2. Ehe 26.1.1705

  6. Deren Vater: Sebastian Streun *21.1.1641 ∞ 6.11.1663 zu Kirchzell mit Eva Schäfer v. Kirchzell.

  7. Dessen Vater: Johann Streun v. Kirchzell Schultheiß und Schmiedemeister, Maria Straub v. Breitendiel

  8. Baltasar Straub v. Breitendiel, Margareta Hartmann v. Kleinheubach in Breitendiel

  9. Peter Hartmann Kleinheubach

  10. Heinrich Hartmann Kleinheubach. Ermeline Bleichenbeker, Schwester von Georg Bleichenbeker; diese beiden begründeten die Bleichenbeckerstiftung.

    Meine Mutter schreibt dazu:

    Georg Bleichenbeker, Pfarrer in Kleinheubach und zwar der letzte kath. Geistliche nach der Reformation. Er verließ Kleinheubach, weil er mit seinem Standesherrn nicht übereinstimmte, und ging nach Lohr. Die Familie Hartmann war wohl recht begütert, denn Bruder und Schwester ... machten eine Stiftung für unbescholtene strebsame Studenten und eine solche für ehrsame Dienstboten, die sich zur Heirat entschließen. Das Kapital betrug ungefähre 2x20000 Taler, jährlich erhielten 3 Studenten und 3 Dienstboten aus der Verwandtschaft der Erblasser je 120 Taler.

  11. möglicherweise/vermutlich der Vater: Bürgermeister von Kleinheubach: Hartmuth Bleichenbecker, Amtszeit 1499–1513



Zurück zu Ignaz und Eva Barbara: Am Tag nach Weihnachten 1867 wird Josef Franz in Kirchzell geboren und am 6. Oktober 1868 heiraten die Eltern, der Sohn wird legitimiert. Ignaz wird also gut zwei Jahre vor seinem älteren Bruder zum ersten mal Vater.

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Diesem Sohn bringt er später dann, wie die Tradition es will, auch wieder das Schreinerhandwerk bei. Gut 3 Jahre später, während er sich wieder im Krieg befand, kam die Tochter Maria Barbara dazu. Wieder zweieinhalb Jahre danach eine weitere Tochter namens Elisabeth Anna. Als dann Eva Barbara 10 Jahre später noch einmal schwanger wurde und im Januar 1884 meine Großmutter Anna Luise kam, war deren Bruder gerade 16 geworden und vermutlich schon ein halber Schreiner, die Schwester Maria war fast 13 und Elisabeth auch schon 10 Jahre alt. Ein richtiges Nesthäkchen also, die kleine Anna.

Großeltern hat sie nie gekannt, denn der Großvater Adam starb ein Jahr bevor Anna geboren wurde. Seine Frau, also Ignaz‘ Mutter, starb schon 1855, als dieser gerade mal 12 war und sie 45. Und Annas Mutter war ja bei ihrer Heirat vermutlich schon ein Waisenkind.





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