Shakespeare kommt ein Verdacht auf

Text

von  Saudade

Dr. James Wilford kam früh an. Er trank eine Tasse Tee auf der, mit wilden Wein umrankten Terrasse und las in einem Buch, als Shakespeare heraustrat. Wilford stand auf, beide stellten sich vor, plauderten sofort miteinander wie gute alte Bekannte. 

"Sagen Sie," fragte Shakespeare,"in wieweit wollen Sie mir helfen? Ich schreibe meine Dinge immer alleine."

"Ich bin als Ihr Gesellschafter hier. Aber, die Wahrheit ist die, Sie sind mein Forschungsobjekt. Ich studiere Ihre Schreibkunst. Ich bin der größte Shakespearespezialist der Welt, aber Sie erweitern mein Spezialgebiet."

Shakespeare lachte. "Dann sagen Sie mir gleich einmal, warum mein Name verändert wurde?"

"Sir, Ihr Name wurde nur orthografisch verändert. Es gab früher keine einheitliche Schreibweise. Irgendwann bürgerte sich "Shakespeare" ein. Das ist die Kurzfassung. Aber, über die Entwicklung der Sprache werden wir uns noch ausführlicher unterhalten."

Er nahm einen Schluck Tee.

"Haben Sie Mary schon kennengelernt?"

"Sie meinen Mary Shelly? Ja, habe ich. Sie lässt sie grüßen, musste recht früh nach London."

"Ah,..." sagte Shakespeare.

"Wissen Sie, wozu Mary da ist?"fragte Wilford.

"Wie? Wozu?" fragte Shakespeare.

In dem Moment trat Henry auf die Terrasse und sah Wilford streng an.

"Ah, ich muss mich noch etwas meinen eigenen Studien widmen. Ich empfehle mich noch etwas." 

Er stand auf, ging ins Haus hinein.

Shakespeare sah Henry vernichtend an, dann sagte er, weil er Unheil spürte: "Wenn Sie Mary irgendetwas antun, breche ich Ihnen sämtliche Knochen!"

Henry grinste spöttisch und ging ebenfalls ins Haus hinein. 

Shakespeare blieb noch ein wenig alleine auf der Terrasse, dann ging er in die Küche, wo die Köchin das Mittagessen zubereitete. 

"Mensch! Sie hab'n mich jetzt einen Schreck ein'jagt!" sagte sie und griff sich theatralisch ans Herz.

"Wo ist Mary?" Shakespeare ging nicht auf ihr Theater ein.

"Die hat der Greedy mitgenommen. Mehr weiß ich nicht. Glücklich hat se nicht ausg'sehen, Sir."

Shakespeare nickte und ging hinauf in sein Zimmer. Er legte sich angezogen auf sein Bett und bekam unwillkürlich Angst. Der Schuss, Mary, all das. Er schlief ein wenig ein.


Am Nachmittag machte er einen Spaziergang in dem umzäunten Gebiet. Der Gärtner bearbeite gerade ein frisches Beet. "Das war gestern noch nicht da, was pflanzen Sie?" fragte er den Gärtner.

"Vergissmeinnicht säe ich aus."

Shakespeare bildete sich ein, in der Schubkarre eine Herrenkleidung gesehen zu haben, der Gärtner sah den Blick, schmiss schnell sein Werkzeug darauf, ließ Shakespeare grußlos stehen und schob die Karre davon. 

Ihn schauderte es. Er musste mit Mary weg, dachte er, sah sich um, es waren einige frische Beete angelegt. 

Shakespeare schritt schnellen Schrittes auf das Haus zu.




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Kommentare zu diesem Text


 Graeculus (20.09.25, 23:26)
Daß ich dieses Kapitel jetzt relativ spät kommentiere, gibt mir die Möglichkeit, auf eine bereits erfolgte Resonanz Bezug zu nehmen. Aber es gibt kaum eine, jedenfalls nicht in Form von Kommentaren. Woran mag das liegen?

Ich glaube, die Geschichte könnte etwas Spannung vertragen. Derzeit liegt für mich die Spannung vor allem in der rätselhaften Gestalt dieses Henry, doch das zieht sich ja schon durch einige Kapitel. Und dann noch: die Herrenkleidung in der Schubkarre.

Gut, Du kannst einwenden, daß Spannungselemente vorhanden sind; andererseits ist dies - nach 24 Stunden - der erste Kommentar.
Du kannst auch sagen, daß es Dir auf Kommentare nicht, vielmehr auf den Spaß beim Schreiben ankommt.
Kein Einwand meinerseits; doch ich bin immer enttäuscht, wenn die Resonanz ausbleibt. Bei mir selbst, aber auch bei Dir.

 Saudade meinte dazu am 20.09.25 um 23:32:
Mir ist das so egal. Ich habe das schon oft betont. Ich schreibe das, weil ich in der Nacht vor Schmerzen durchdrehe (bevor wieder so ein nicht-wissender, abwertend wollender Scheißdreck kommt, warum ich in der Nacht schreibe) und manchmal sind dann die Einfälle nicht ganz so wie es der Leser möchte. Und, du weißt, dass Langzeitgeschichten nicht der Burner sind. Mich lenkt Konzentration von meinem Leid ab.
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