Unibeginn

Text

von  Saudade

Eigentlich sehe ich gerade einen Kauffilm an, er heißt "Toni" und es geht um eine 42-jährige alleinerziehende Mutter mit fünf Kindern, die alle in der Pubertät stecken und sie in einer Lebenskrise, sie will nochmals studieren, aber es werden ihr nur Steine in den Weg gelegt. 

Mich erschüttert der Film derart, dass ich kurz abdrehen musste.

Auch ohne fünf Kinder, das muss man sich einmal vorstellen, werden heute älteren Menschen permanent Steine in den Weg gelegt. Die Schlimmsten sind die:"Wow! In deinem Alter noch studieren!" - Menschen, deren Bewunderung ebenfalls eine Diskriminierung darstellt. 

Ich mag Menschen, die meinen "Ich dachte, du hast deine Arbeit schon geschrieben?" Die sehen mich als Studentin, dies ohne Bezug auf mein Alter. 

Natürlich gibt es auch die:"Bist du nicht zu alt?" - Menschen, die meinen, mit 40+ darf man sich schon ins Grab legen. Das sind die besonderen Herzerln. Aber, der Jugend ist es nachzusehen. Erinnere man sich, mit 15 waren 20-jährige alt. 

Die Zeiten haben sich geändert, auf unserer Universität sind viele ältere Menschen, manche studieren ihr zweites oder drittes Studium. An der rechtswissenschaftlichen Fakultät überhaupt. Bei Vielen sind die Kinder aus dem Gröbsten heraus und nun kümmern sie sich um ihr eigenes Fortkommen. In meinem Zweitstudium ist es eher selten, da die Disziplin des Wirtschaftsjuristen, nicht gegendert, sehr jung ist und viele Ältere eher den klassischen Weg gehen möchten, da die Fächerkombination vielseitiger ist und der Hauptschwerpunkt auf das reine Denken beruht und nicht nur auf wirtschaftliches Verständnis. 

Letztes Semester musste die Strafrechtprofessorin alle Handys vom Tisch verbannen und erklären, was eine Furt ist. Eine andere Professorin musste darauf hinweisen, dies im fortgeschrittenen Semester, dass der Kodex (Gesetzestext) unser Werkzeug ist und dann fragte eine junge Dame, was eine Etagere ist? 

Da bemerkte ich doch, dass ich alt geworden bin, aber sonst sind wir alle gleich. Es gibt im Lernen keinen Unterschied, außer, dass der Großteil der Jungen Vollzeitstudenten sind und finanziell unterstützt werden, somit schneller fertig werden, während ältere Studenten alle 40 Stunden und mehr arbeiten, einfach, weil alles selbst zu bezahlen ist. Nicht einmal ging ich aus einer Konferenz, ging die paar Schritte hinüber zum Prüfungsstandort, schrieb dort eine Klausur und nach 95 Minuten war ich wieder da und musste geistig so tun, als ob ich nie weg gewesen wäre. So ist es eben. Switch - Geld verdienen und Bildung. 

Ja, es wird uns Älteren von der Gesellschaft nicht leicht gemacht. 

Jedoch, ich muss dasselbe Pensum erledigen wie die Jungen, nur noch mehr, denn ich leite eine Abteilung und das, weil ich auf solche Meldungen pfiff und es einfach durchziehe. 

Ich schaue mir jetzt weiter den Film an. Obwohl es kaum erträglich ist.


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