Kulturelle Gemeinsamkeiten 2

Gedanke zum Thema Beobachtungen

von  dubdidu

Es ist kein Zufall, dass die Weisen der Mythen aus aller Welt blind sind. Der Sehsinn ist Licht und Schatten unterworfen und neigt dazu, sich von Plakativem täuschen zu lassen und Illusionen zu verfallen. Der Hörsinn hingegen ist dem Wesen nach unabhängig.


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Kommentare zu diesem Text


 Hannes (26.09.25, 17:14)
Deshalb:
Radio hören statt Fernseh glotzen.

 dubdidu meinte dazu am 26.09.25 um 18:27:
Einfach zuhören.

 niemand antwortete darauf am 26.09.25 um 19:04:
@ Dubbidu
Es stimmt, dass das Auge leichter zu beeinflussen  und auch durch zu vieles beeinflußbar ist. Allerdings frage ich mich, ob das Ohr in der Tat so zuverlässig sein könnte, wie man es ihm nachsagt. Es gibt Worte die klingen gleich, obwohl sie eine andere Bedeutung haben. Manchmal kann man den Unterschied nur durch die Optik [Schreibweise] erkennen. War da nich mal ein Versuch Schüler frei nach Gehör/Klang eines Wortes schreiben zu lassen und war da nicht ein seltsames Ergebnis dabei herausgekommen? LG niemand

 dubdidu schrieb daraufhin am 27.09.25 um 08:36:
Manchmal kann man den Unterschied nur durch die Optik [Schreibweise] erkennen.
Oder in der gesprochenen Sprache durch den Kontext.


Was diesen Versuch angeht: ich kenne die genauen Bedingungen des Versuchs nicht und kann deshalb nichts dazu sagen. Allgemein haben es solche Ansätze (wie auch freies Lernen) schwer, wenn sie mit den Maßstäben der alten Methode bewertet werden.

 Eigenlicht (26.09.25, 22:37)
Nein. Der dominierende Sinn des Menschen ist der Sehsinn. Der Mensch, der die Außenwelt nicht (mehr) sehen kann, blickt dauerhaft nach innen, also mythisch betrachtet nach weiter draußen. Wenn man sich heute ein paar Stunden lang eine Schlafbrille aufsetzt und dabei wachbleibt, bekommt man einen Hauch davon mit: Die Gedanken lösen sich vom Alltag; werden zugleich unsteter und klarer. 

Auditive "Trug"-Wahrnehmungen sind schwieriger zu handhaben, weil sie viel stärker irritieren. Das liegt daran, dass sie sich bei andauernder Stille in den Vordergrund drängen, obwohl sie einem Nebensinn zugeordnet sind. 

So oder so ist das Klischee des Weisen deshalb blind, weil es keine Augen für den Alltag hat. Hätte es keine Ohren, haute das Bild(!) nicht hin.

Und überhaupt: Was soll das heißen, "unabhängig"? Der Hörsinn ist auch allerlei unterworfen. Höhe und Tiefe. Dur und Moll. Pfeifen und Brummen. Konsonant und Vokal. Etc.

 dubdidu äußerte darauf am 27.09.25 um 08:31:
Der Hörsinn ist auch allerlei unterworfen. Höhe und Tiefe. Dur und Moll. Pfeifen und Brummen. Konsonant und Vokal.
Diese und noch viele mehr sind unterschiedliche Tonqualitäten, denen der Hörsinn nicht unterworfen ist, sondern die zu erfassen und unterscheiden er ausgerüstet ist.

Das Bild funktioniert mit Ohren gerade deshalb nicht, weil der Alltag, von dem du schreibst, eben viel Ablenkung und Täuschung bereitshält. Dass der Sehsinn dominant ist, macht nicht ihn nicht exakter, die Täuschungsgefahr liegt in der Dominanz selbst.

Ein dauerhaftes Nach-innen-Blicken bringt nichts, wenn dort keine Eindrücke vorhanden sind. Die Außenwelt ist aber auch über den Hörsinn erfahrbar. Das Baby hört bereits im Mutterleib.

 Teichhuepfer (26.09.25, 22:58)
Es ist, daß die Exklave in Deutschland, Woodstock - Bethel, Bielefeld Gadderbaum, Stadt Staat, Bodelschwing 1872, unabhängig von Deutschland, ihre eigenen Gesetze hat.

Teichi

 dubdidu ergänzte dazu am 27.09.25 um 08:09:
Danke für die Info!

 Wastl (26.09.25, 23:23)
Hörwahrnehmung ist nicht wirklich unabhängig vom Kontext; auch sie kann täuschen. Gibt auch keinen empirischen Beleg für die Behauptung: „Der Hörsinn ist dem Wesen nach unabhängig.“

 dubdidu meinte dazu am 27.09.25 um 08:08:
Ja, auch sie kann täuschen. Aber: der Hörsinn ist eben nicht an eine Bedingung gebunden wie Licht für den Sehsinn.

 J.B.W meinte dazu am 28.09.25 um 22:08:
Ich denke die meisten alten (blinden) Weisen aus mythischen Geschichten stammen, wie diese, ursprünglich aus Zeiten, in denen die mündliche Überlieferung die primäre Form der Weitergabe von Wissen war. Nachdem die Schrift prominenter wurde, spätestens nach verbreiteter "Zugänglichkeit" (zunehmende Alphabetisierung, viel später Buckdruck etc.)... Ist dieses Bild verschwunden, zumindest waren die Weisen weit weniger häufig blind - und wenn dann evtl. Eher vom vielen Lesen bei schlechtem Licht...
Was die Übermittlung von Informationen angeht, sorgt die Schrift auch dafür, dass der Verlust des Gehörs über den Sehsinn und das Schreiben und Lesen kompensiert werden könnte.
Was die grundsätzliche Wahrnehmung angeht ist das Gehör beim Menschen relativ einheitlich, wobei der Sehsinn bzw. dessen "Aufmerksamkeitsfokus" z. B. Bei Männern und Frauen tendenziell recht unterschiedlich ist (also eher die Verarbeitung der Reize). Was von beidem sich leichter Täuschen lässt oder anfälliger dafür ist, kommt wohl auch darauf an, wie der jeweilige Mensch lebt.
Unsere Umwelt insgesamt ist wohl primär auf optische Reize ausgelegt 😌

LG
Janosch

 dubdidu meinte dazu am 29.09.25 um 15:46:
Unsere Umwelt insgesamt ist wohl primär auf optische Reize ausgelegt

Gerade darin liegt nun die Gefahr der Illusion.

Und tatsächlich ist dieser Gedanke, bzw. die kritische Beschäftigung mit dem Augenglauben auch nicht verschwunden, es wird auch in der Moderne weiter diskutiert; in Philosopie (Merleau-Ponty, Hans Jonas, Paul, Derrida, Virilio usw.) Literatur (Saramago, Borges, D.H. Lawrence) und Popkultur sowieso.

Antwort geändert am 29.09.2025 um 18:29 Uhr
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