Wenn wir mit den andern zusammen sind, rennst du die ganze Zeit herum, du managst alles. Mein Mund bleibt bei diesem Mal zu. Dann, sanft, hängt er sich aus, alles ist zu viel, fließt über. Ich beobachte mich, wie Charlotte mich beobachtet, seh selbst den Film mit mir unter den anderen wieder und wieder und bleibe unbeweglich, weil ich sehe, wie falsch es ist. Ich kann nichts dazu sagen, nichts gegenfragen, um das Thema zu wechseln, erst viel später mit einer Bemerkung, die keinen Übergang kennt, einem Thema, was sie stellt.
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Ich schau ihr ins harte Gesicht, hart, wie sie über Yann schimpft, ich kann es, weil wir uns immer ansehen, weil ich um ihre Zuneigung in den ruhigen, braunen Augen weiß. Wie ihr Mund, fast bewegungslos, ihre Stimme mich auf einen Kurs bringen, hör ich es an, ich höre die Wahrheit an; aber spürt sie es, dass ich flüssig werde, unter den Tisch fließe und hilflos, zu müde bin. Ich befürchte, es ist alles zu spät, dann will ich den Ausgang finden, dann sitze ich nur da und komme nirgendwo hin. Nicht raus und auch nicht an, in diesem Moment, in dem sie meint, dass ich jetzt bin, in meinem Leben.
In dem Thailaden, in dem wir sind, sind die Zweiertische so eng wie Legosteine auf die Platte gesetzt. Um uns herum im gedämmten Licht sitzen sie sich gegenüber, die anderen Gäste, die Tische fast zu klein für alle Schälchen und immer kommt eine Bedienung vorbei, sehr leise, diskret. Sie huscht aufmerksam, schlängelnd herum, sieht alles. Charlotte fasst mich ein, schaut verärgert, meine Aufmerksamkeit flirrt aber mit den Bedienungen mit, das ist meine Chance, schlängelt mit. Ich wollte essen und habe keinen Hunger. Als wir durch den Park gehen, kenne ich intuitiv den Weg, wir waren hier schon einmal essen, da waren wir unbeschwert.
Sie ist endlich da. Aber es tut so weh dieses Mal und ich kann nicht hier schlafen. Sie will nach dem Essen noch weiter zu einem Eis, ich nehme einen Kaffee, weil ich nachts nach Hause fahren werde.
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Wenn ich jemanden nenne, was du alles machst, ein Vorbild, bist es du. Sie hält an, und dann spricht sie über alle Ungleichgewichte, Verantwortung. Sie macht die Lasten groß und wahrhaftig, sie wirken so bizarr, ich kann nichts festhalten, es entgleitet mir. Sie spricht so präzise. Ihr Satz ist zynisch geworden. Ich schreibe ihr eine Nachricht zu Hause und ich sage was zu Yann, er will mit mir schlafen, als ich schon lange eingeschlafen bin.
Wie sie nicht darauf antwortet, bin ich weiter beschämt. Ich schicke noch ein Foto von der Einschulung unserer Tochter. Ich muss es nehmen, was sie gesagt hat und muss damit leben.