Trauma

Gedicht zum Thema Kinder/ Kindheit

von  Teo

Sollen wir die Brote tauschen?

Ich hab‘ wieder Leberwurst

Diese grobe fette Masse  

Dick geschmiert auf beiden Hälften

Wie ich diese Dinger hasse!

 

Du hast immer prima Schnitten

Mal mit Honig, zuckersüß

Mal mit Erdbeermarmelade

Satt bestrichen, auch am Rande

Meine schmecken öd und fade

 

Ach, die feinen Extrahäppchen!

Die in deiner Dose sind

Mal `nen Keks, mal Schokoriegel

Obendrauf noch lecker Nüsse

Dreimal hoch dem Zuckerspiegel!

 

Gut, mein Papa der ist Metzger

Hat der denn kein Herz im Leib?

Ist auf Umsatz nicht versessen

Aber müssen wir den ständig

Alles immer selber essen?

 

Ich guck meistens in die Röhre

Wurst und Käse, jeden Tag

Und der Gouda fett wie Butter

Strahlend glänzt die Hartsalami

Warum hasst mich meine Mutter?

 

 

 

 



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Kommentare zu diesem Text


 niemand (07.12.25, 18:52)
@ Teo
Ich versuche es mal vorsichtig auszudrücke, was mir so beim Lesen durch den Kopf ging. Erstens kam mir dieser Text ziemlich tendenziös vor, weil im Moment nichts so angesagt ist, wie Vegan, Fleischfrei etc. und alles im Zusammenhang mit einer Umwelthysterie, die mir persönlich jeden Tag auffällt. Gut, es ist weiß Gott nichts Schlechtes weniger Fleisch, mehr Gemüse und verträglicher Dinge zu sich zu nehmen. Was das Ganze etwa heraushaut ist die Stelle "dreimal hoch dem Zuckerspiegel", was die zuerst hochgelobten Speisen und ihre positive Beschreibung nicht nur relativiert, sondern auch als Gesundheitsgefahr darstellt. Soviel zum Gesellschaftlichen. Aus der Sicht des Kindes kann ich es voll versehen, wenn es neidvoll besonders auf Süsigkeiten schielt, die man ihm aufgrund der Lebensgewohnheiten der Eltern wohl vorenthält. Was mich interessieren würde, wie das andere Kind die Sache mit der Ernährung sieht. Da es ja gerade mit Süßigkeiten überfüttert wird, könnte ich es mir vorstellen, dass es von der Gegenseite ebenso voller Neid auf das mit Wurst und Käse überfüttete Kind schielt und ab und auch einen Appetit auf andere Nahrung verspürt. Ich denke das eigentlich Schlimme ist die Einseitigkeit mit welcher beide Kinder bedacht werden. Anstatt mal mit Abwechslung zu kommen, ziehen beide Elternteile ihre Vorstellung voll durch. Wobei der Vater des Kindes, welches mit Wurst gefüttert wird, es zum Teil aus einer Notlage macht,weil er sonst seinen Beruf aufgeben müsste, denke ich und man weiß ja nicht, ob solches so einfach möglich wäre. Die Eltern des Zuckerkindes scheinen es wohl nicht so mit dem Zweifel zu haben. Vielleicht sind sie begüterter. Denke ich sogar, das Süßigkeiten in früheren Jahren nicht so leicht erschwinglich waren.
An der Stelle "müssen wir denn alles selber essen?" kam sogar ein leichtes Schmunzeln auf meine Lippen. Es liegt darin ein kleines Bißchen "Umstands-Tragik", besser gesagt: Man muss öfter, was man garnicht möchte und kommt da nicht so leicht heraus. Mir persönlich tun beide Kinder ein wenig leid. Es ist nicht so tragisch,aber mit ein wenig Überlegung könnte man den beiden gerechter werden, seitens der Eltern. Mit der Letzen Zeile habe ich allerdings ein kleines  Problem. und frage warum hasst seine Mutter dieses Kind? Vielleicht bin ich auch zu dumm diese Zeile unterbringen zu können, sprich ich verstehe sie nicht. Ist wohl aber mein Problem.  LG Irene

Kommentar geändert am 07.12.2025 um 18:53 Uhr

Kommentar geändert am 07.12.2025 um 18:53 Uhr

 Teo meinte dazu am 07.12.25 um 22:23:
Grüß dich Irene,
angenehm....eine sachliche, umfangreiche Textanalyse.
Wie unterschiedlich man Gedichte doch lesen kann!

Wovon ich erzählen wollte, ist folgendes:  

Vielleicht ist gerade große Pause in der Schule.
Zwei Schüler, vielleicht noch in der Grundschule oder Klasse 5/6, stehen in der Pause mal wieder nebeneinander. Der eine mit dem Wurstbrot, der andere mit dem Marmeladenbrot.
Und wie es im Leben so ist, man möchte immer das, was der andere gerade hat. Kinder erst recht.
Denn das, was der andere hat, ist in manchen Augen doch meistens das Bessere, das Erstrebenswertere. Was man sowieso hat, ist doch selbstverständlich, also fast nichts wert.
Ich stelle mir den Vater als netten aber vielleicht etwas grobschlächtigen Mann vor, der für die Feinheiten im Leben nicht so einen Blick hat. „Der Junge hat Hunger?  Wir stellen Wurst her, der Junge kriegt Wurst, fertig. Wo kommen wir denn da hin?“
Der andere bekommt Honig und Marmelade, also fast Süßigkeiten zum Pausenbrot,  leckerer? begehrenswerter?
Vielleicht möchte der Junge mit der Marmelade auch mal ein Wurstbrot, aber das erfahren wir nicht. Wir hören ja nur, was der Protagonist, der Metzgersohn so sagt.
Und wie gesagt, man ist immer ein bisschen neidisch auf das, was der andere hat.
Dass der Junge am Ende sagt „Warum hasst mich meine Mutter?“  Ist ja fast ein neuzeitlicher Satz. Weil auf den Schulhöfen das Gefühl Hass ganz oft genannt wird. Einfach, wenn es darum geht, dass man etwas nicht mag, dass man etwas ablehnt, dass man etwas nicht so gerne möchte. Und wenn ein Anfang pubertäres Kind dann sagt „Warum hasst mich meine Mutter?“ Dann ist das wahrscheinlich mehr ein Gefühl von trotzigem Aufstampfen, das spätestens, wenn Mama ihn wieder in den Arm nimmt, sich erledigt hat. Also nichts besonderes. Ganz normal.
Das Gedicht sollte also in meiner Sicht weniger von Fleisch gegen vegan, sondern mehr von einer Entwicklungsstufe, die so oder so ähnlich bestimmt mehrere schon kennengelernt haben dürften, handeln.

Aber der Austausch und die unterschiedliche Interpretation ist ja gerade das Salz in der Forensuppe. Da sehe ich überhaupt keine Probleme.
Nochmals lieben Dank und schönen Abend noch
Teo

 EkkehartMittelberg (07.12.25, 19:11)
Mal ein ganz anderes Thema, Teo. In unserer Kindheit war es aus Mangel sehr aktuell. Stell dir vor, ich musste wochenlang Brote mit Birnenmus essen.
Beste Grüße
Ekki

 Teo antwortete darauf am 07.12.25 um 22:31:
Hi Ekki,
Brot mit Birnenmus? Das ist also der Treibstoff für ein erfolgreiches und schaffensreiches Leben!
Warum erfahre ich das jetzt erst?
Dank und Gruß aus dem birnenmusarmen Herne
Teo

 Wastl (07.12.25, 20:43)
Gesegnet seien die Eltern die kulinarisch abwechslungsreich für ihren Nachwuchs sorgen.

Liebe Grüße

Wastl, der Honigkuchenbär

 Teo schrieb daraufhin am 07.12.25 um 22:33:
Ach Wastl, du kleiner Honigkuchenbär.
Wenn dir dein Leben lieb ist....meide meine Nähe.
Für Honigkuchen würde ich töten.
Dank und Gruß
Teo
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