Der Krug

Prosagedicht zum Thema Liebe, lieben

von  AZU20

Der Krug


Ein Krug, balanciert von einer jungen Frau
auf ihrem Kopf.
Ein Krug mit fein geschwungenen Griffen.
Aus Ton.

Ton ist der Werkstoff in dieser Landschaft,
in der zierliche Frauen Krüge anmutig auf ihren Köpfen balancieren.
Die junge Frau geht stolz ihres Weges.
Eine blutjunge, hübsche, farbige Frau mit
nacktem Oberkörper, ein buntes Tuch um die Lenden gewickelt.

Ich vertiefe mich in das Bild.
Es hängt an der Wand,
Erbstück aus dem Haus einer reichen Tante.
Immer tiefer versenke ich mich in Einzelheiten,
fahre mit den Fingern an den Umrissen des schlanken Körpers entlang.
Schaue auf den Krug, schaue der Frau in die dunklen Augen.

Sie scheint meinen Blick zu erwidern, schwankt.
Sie strauchelt, der Krug fällt zu Boden und zerbricht.
Schon bückt sie sich und sammelt hastig
die feuchten Scherben auf.
Entsetzt schüttelt sie den Kopf, beklagt ihr Missgeschick.
Verschwendung von Wasser,
in der Wüste kostbarer als Gold.
Sie wird noch einmal zu dem weit entfernten Brunnen gehen.
Noch einmal diesen weiten Weg
durch die flimmernde Halbwüste
mit einem neuen Krug.

Sie schaut zu mir, lockt mich an,
zieht mich zu sich.
Schon bin ich bei ihr, übernehme den Krug.
Gemeinsam wandern wir Hand in Hand
zu dem Brunnen in der fernen Oase.

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Kommentare zu diesem Text


 Triton (13.02.05)
Ein bildhaft schöner Gedanke. Ich kenne das selber, sich in Phantasien zu verlieren, hervorgerufen durch ein Bild, ein Photo, eine erlebte Situation. Schön, wenn man noch träumen kann. LG Triton

 AZU20 meinte dazu am 13.02.05:
Hallo Triton!

Herzlichen Dank für Deinen netten Kommentar. Ich bin zwar schon 64 Jahre alt, aber träumen gehört zu meinen Lieblingsbeschäftigungen. Und dann passiert so etwas eben.

Danke Azu20
Symphonie (73)
(24.03.05)
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triple15b (24)
(31.03.05)
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 AZU20 antwortete darauf am 03.04.05:
Lieber triple 1 5b,

herzlichen Dank für den freundlichen Kommentar. Deine Gedanken sind für mich insofern wichtig, als sie zeigen, dass das, was ich ausdrücken wollte, beim Leser ankommt.
Herzliche Grüße Azu20
Symphonie (73)
(20.04.05)
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 Prinky (06.07.05)
Ich finde du hast einen sehr experimentellen Text geschrieben, aber vielleicht fasziniert er mich gerade aus diesem Grund so.
Sei gegrüßt...Michael

 AZU20 schrieb daraufhin am 11.07.05:
Lieber Michael, herzlichen Dank für deinen freundlichen Kommentar.Es freut mich, dass das Experiment nach deiner Meinung gelungen ist.
Herzliche Grüße und noch schöne Sommertage wünscht dir Armin
Symphonie (73)
(19.11.05)
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 AZU20 äußerte darauf am 19.11.05:
Liebe Ela, vielen Dank dafür, dass Du Dich wieder mit diesem Gedicht beschäftigt hast. Ja, so sind sie, die Träume, die man beim Anblick eines Bildes träumen kann, unerfüllbar, aber wunderschön. Oder erfüllen sie sich doch? Manchmal schon, glaube ich.
Liebe Wochenendgrüße Armin
Amada (38)
(05.08.07)
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 AZU20 ergänzte dazu am 05.08.07:
Liebe Amada, ja, du hast es richtig verstanden. Vielen Dank für alles. LG
elvis1951 (59)
(12.03.08)
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 AZU20 meinte dazu am 12.03.08:
Lieber Klaus, vielen Dank. Schade für dich, aber nicht zu ändern. Einer meiner Lieblingstexte. Keine Lesung ohne ihn. Das Bild, das mich inspirierte, habe ich gerade vor mir. Der Text sollte natürlich auch ein Symbol dafür sein, wie wir mit Menschen anderer Kontinente umgehen sollten. LG

 Sylvia (01.10.09)
Wirklich bildhaft beschrieben...
und sehr einfühlsam aufgrund einer schlichten Handlung...in einer Art Tagtraum....

gefällt mir sehr

lieben Gruß
Sylvia

 AZU20 meinte dazu am 01.10.09:
Danke für alles. LG
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