Die Biene Und Der Schmetterling

Fabel zum Thema Schönheit/ Schönes

von  DariusTech

An einem Morgen, der so eben noch ein Wintermorgen war, befand sich eine Biene auf der Suche nach den ersten Blüten des Jahres. In der Hoffnung das sie im Schutz der Bäume den ersten Schneeglöckchen begegnen würde , flog sie in einen Wald. Doch auch dort wurde ihre Suche von wenig Erfolg gekrönt, denn alles was sie vorfand war eine Gruppe von Brennnesseln, die an einer Flussbiegung wuchsen.
Sogleich wollte sie sich abwenden, doch sie bemerkte einen Schmetterling, ein wenig zu früh aus seinem Winterschlaf geweckt, der die Pflanze umtänzelte, und sie mit seinem Ballett bedachte.
"Was machst Du dort, Du dummer Falter?" fragte die Biene verwundert. "Das ist doch nur eine hässliche Nessel."
"Dumm?" rief der Schmetterling lachend. "Wer ist hier dumm? Diese Pflanze ist weise und schön, denn sie kennt das Geheimnis des Lebens." So gesprochen, beendete er seinen Tanz und flog davon.
Die Biene war verwundert, verwirrt setzte sie sich vor die Pflanze und grübelte über den frechen Frühaufsteher. Natürlich, so sagte sie sich, machte sie nur eine Pause von ihrer langen Suche. Dennoch starrte sie die Brennnessel an, sich fragend, was an dieser schön sein solle, und von welchem Geheimnis der Schmetterling gesprochen haben mochte.

In den letzten Tagen war es ungewöhnlich mild und sonnig gewesen, und auch jetzt durchbrach die Sonne wieder die Wolken, und der gleiche Wind, welcher den Himmelsvorhang geöffnet hatte, durchzog auch den Wald. Da es noch kein Blätterdach gab, war der Waldboden jetzt von Lichtspielen übersäht, die auch die Brennnessel erfassten. In der frischen Sonne verschwandt das schmutzige Grau-Grün ihrer Blätter zugunsten eines satteren Grüntons. Wie frischgewaschen stand sie da. Und als der Wind durch ihre Blätter wehte, da schien die Pflanze plötzlich in grünen Nebel getaucht, der in der Sonne funkelte. Und leise flüsterten die Blätter den winzigen Samen zu.
"Lebt wohl meine Kinder! Ich wünsche Euch eine gute Reise!"
So lernte die Biene, was wahre Schönheit ist.

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Kommentare zu diesem Text


 Traumreisende (14.01.06)
eine schöne fabel, berührend und wissend. lg silvi

 DariusTech meinte dazu am 14.01.06:
Habe irgendeinen Rahmen gesucht, um mein Erlebnis mit der Brennnessel zu beschreiben. Schön das er passt. lg Darius
kersmi (38)
(14.01.06)
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 DariusTech antwortete darauf am 14.01.06:
Die Natur hat ihren eigenen Atemrythmus. Manchmal sollte man sich darauf einlassen... lg Darius

 Triton (14.01.06)
Ich denke mir oft, wenn ich Menschen sehe die achtlos an vermeintlich Banalem vorbeigehen, dass sie einen Teil ihres Blickes verloren haben. LG Triton

 DariusTech schrieb daraufhin am 14.01.06:
Ich denke mir, da könntest Du recht haben. lg Darius

 AndreasG (15.01.06)
Hallo Darius.
Eine sehr sanft daherkommende Fabel, die mir sowohl vom Aufbau als auch vom Inhalt gefällt. Über gewisse biologische Unstimmigkeiten verliere ich kein Wort, denn oft genug scheint die Natur etwas verwirrt zu sein (im Dezember blühten bei uns im Garten plötzlich drei Rosen und der Mohn setzt einen Blütenstand an).
Außerdem darf eine Fabel mit solchen Unstimmigkeiten spielen.
Liebe Grüße, Andreas

 DariusTech äußerte darauf am 17.01.06:
Solche Unstimmigkeiten sind in Zeiten des Klimawandels keine Seltenheit... Das waren Christrosen, ist doch klar,... zumindest glaubten sie das. lg Darius

 AndreasG ergänzte dazu am 17.01.06:
Christrosen, klar... und ich dachte, dass sie auf Eisblumen umschulen wollten.
Liebe Grüße, Andreas
Mac (57)
(16.01.06)
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 DariusTech meinte dazu am 17.01.06:
Der Zeigefinger muss ja nicht unbedingt sein, und eine Fabel muss ja auch nicht immer die gleichen Tiere beinhalten, oder? Dank an den Highlander. lg Darius
Shogun (73)
(16.01.06)
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 Maya_Gähler (30.03.07)
Willkommen im Projekt :o)
Grüessli von der Maya
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