Alle 392 Textkommentare von AndreasG

06.06.07 - Kommentar zum Text  ehrlichkeit von  Bohemien: "Hallo Bohemian. Ich fürchte, dass in 99 % der Kontakte keine Ehrlichkeit wächst, sondern eher die Unehrlichkeit zunimmt, je näher sich die Leute kommen. Niemand will jemanden verletzen, der ihm nahe steht. Zudem verbaut die Betriebsblindheit der Gewöhnung und positiven Einstellung den klaren (sprich: ehrlichen) Blick auf den Anderen. Ehrlichkeit braucht Distanz, Vertrauen braucht Nähe und Bestätigung. Nur wenige schaffen es (kritisch) ehrlich zu sein, wenn sie ihr Gegenüber mögen. es grüßt, Andreas"

05.06.07 - Kommentar zum Text  Verharmlosung ... ?? von  tastifix: "Hallo Tastifix. Vielleicht ist das eigentliche Problem gar nicht die Begriffswahl, sondern die Aufweichung der bestehenden Begriffe im umgangssprachlichen Misch-Masch, der alles platt und banal macht. So ist ein Mörder niemand, der für Geld tötet, sondern geplant, hinterlistig und aus niederen Beweggründen. Letzteres kann natürlich auch mal Geld sein, aber Geld an sich ist noch kein "niederer Beweggrund" (ansonsten wäre jede Lohnarbeit ... egal). Ein "professioneller Mörder" lebt von dieser Tätigkeit, arbeitet also von hinterlistigen und geplanten Tötungen, die nur auf eine direkte Wirkungskette abzielen. Uns fehlen die Wörter für grausame, einschüchternde, abschreckende und bewusst angsteinjagende Morde; - "professionell" kann man es jedenfalls nicht nennen. Terror will Angst machen, will einschüchtern, "in Schrecken versetzen". Primär ist dafür nicht der Tod wichtig, sondern die Machterhöhung durch die Vorführung von Machtlosigkeit des Gegenübers. Das mag sich jetzt banal anhören, aber es ist eine völlig andere Baustelle als "Mord". Schaue ich mich in der Welt um, so finde ich viele Beispiele, bei denen die Grenzen klar sind, aber noch viel mehr Beispiele, bei denen sie verwischen. Die Mafia, zum Beispiel, setzt beides ein. Sie schüchtert geplant die Bevölkerung ein und ermordet Menschen. In manchen Fällen mag ich von Terrormord oder Mordterror sprechen (wobei auch diese Begriffe durch zu häufiges Aussprechen längst zu Wischiwaschi-Ausdrücken geworden sind). Bei den Terrororganisationen sieht das nicht viel anders aus ... Der von Dir kritisierte Satz scheint mir auf die Motive abzuzielen und dabei zu versagen. Vielleicht wollte der Schreiber ausdrücken, dass die Ideologie derjenigen, die wir Terrorgruppen oder "gewaltbereite Fundamentalisten" nennen, nichts mit Überzeugungen und Glauben, sondern ausschließlich mit finanziellen Interessen zu tun hat. Vielleicht meinte der Schreiber sogar, dass er die Terroristen dadurch abwerten würde, in dem er sie auf die Stufe von simplen Killern reduziert. - Für mich hingegen ist die schlimme Seite an diesem Phänomen, dass sie gleichzeitig alle Komponenten in sich birgt. Es geht um Macht und Geld (beim "Paten" und Osama-bin-Laden-Nacheiferer) - und es geht um Einfluss und Angst. Die jeweilige Ideologie (ja, auch die Mafia hat eine) dient nur der eigenen Sache und keiner der "Oberen" macht sich die Finger schmutzig. Wie nun soll man das nennen? - Terrorbande? Mordbande? Kriminelle Vereinigung? - Weder "Terrorist" noch "professioneller Mörder" sind verharmlosende Benennungen. Wir verstehen sie inzwischen nur so und haben sie eingereiht in banale Bilder und Assoziationen. Vielleicht ist es wirklich Zeit für ein neues Wort. Aber wird das nicht auch wieder im Brei versinken? Liebe Grüße, Andreas"

21.05.07 - Kommentar zum Text  Durchblick von  Traumreisende: "Hallo Silvie. Das Gedicht gefällt mir. Obwohl ich die Assoziation "flach" nicht aus dem Kopf bekomme, empfinde ich die Worte nicht so. Vielmehr stellen sich Fragen, etwa, ob die Menschen, die mir ähnlich scheinen wirklich nur eine spiegelnde (und dadurch flache?) Wirkung auf mich haben. Ist es also immer nur Spiegeln - oder ist auch Reflektieren möglich? Ist die Wand dahinter nicht auch als Metapher zu begreifen? Als ein "Nichttiefervordringenkönnen", weil nur die Oberfläche spiegelt? Immerhin kann ein Spiegelbild auch in einer durchsichtigen Glasscheibe betrachtet werden, wenn dahinter ein abgedunkelter Raum ist ... auch eignen sich polierte Stahlplatten, Hochglanzlackiertes und Schlammpfützen als selbstspiegelnde Hilfsmittel. Oha ... Raum für weitere Assoziationen und Metaphern ... Liebe Grüße, Andreas"

20.05.07 - Kommentar zum Text  sex, weil`s spaß macht von  Bohemien: "... fast möchte ich diesen Text als Karikatur verstehen, da das sprachliche Niveau den moralischen Zeigefinger in Richtung lyrisches Ich knickt. Doch dann ... näää ... ich fürchte, das ist ernst gemeint. Satire oder Ironie kann ich nicht finden. *schauder*"

07.05.07 - Kommentar zum Text  Feuertaufe von  Owald: "Hi Owald. Da wünsche ich mir doch glatt, dass nicht in einigen Jahren Schüler und Schülerinnen damit gequält werden. Ohne große Fantasie kann ja sogar ich mehrere Interpretationsmöglichkeiten finden ... was da erst professionelle Textauseinandernehmer entdecken könnten. Bei der Frage "optimistisch oder pessimistisch?" bin ich unentschlossen. Sicherlich zaubert die Pointe zuerst ein Schmunzeln hervor, doch dann ... nun ja ... wie gesagt: es lässt sich auch anderes darin finden. Mir gefällt's. - *feuergeb* Liebe Grüße, Andreas"

05.05.07 - Kommentar zum Text  Prolog zum Roman "Bruder der Tiere" von  Omnahmashivaya: "Hallo Frau Shivaya. Die ersten Seiten eines Buches sind entscheidend, sie sind sozusagen das Aushängeschild, also Werbung, Information und Teil des Inhalts in Einem. Sie müssen darum nicht nur gut sein, sondern das Beste. Keine Fehler, keine stilistischen Haken, keine formalen Ösen. Ab Seite 5 kann ein/e BuchautorIn sich mal einen kleinen Ausrutscher erlauben, vorher nicht (das gilt auch für die Anfänge der einzelnen Kapitel und für das Ende der Kapitel und des Buches). Das Einzige, das vielleicht noch wichtiger ist: die ersten Sätze. Aber einzeln: - "Wunderschönes sattes grünes hohes Gras." - Soll das der erste Satz sein? Aneinandergereihtes und Wertendes anstatt einer Beschreibung? VIER Adjektive bei fünf Wörtern, wo zwei Wörter viel mehr aussagen würden. Denn Adjektive sind "böse"; sie verführen den Autor zu einer blumigen Sprache und langweilen den Leser. - "Das Zauberwort heißt "beschreiben". Was ist zu sehen? Was zu hören? Was zu riechen? Ein Bild, male ein Bild in Worten. - "Schillernder See im Hintergrund." - Kein Satz dies ist. - Auch ist es nicht präzise: nicht der See schillert, sondern das Wasser, das in einer leichten Brise Wellen schlägt. In Vereinigung mit dem ersten Satz vielleicht ... - "Diese Weite und Unberührtheit dieses schönen Landes." - Wieder ein "schön", also wertend; außerdem wiederholend, denn das Wort wurde schon "verbraucht". Zweimal "dieses", nicht sehr elegant. Dazu: worauf bezieht sich das erste "dieses"? Bisher hatten wir nur Gras und einen See, kein Land - und erst recht kein "weites Land". Der Satz steht sehr einsam. - "Einfach traumhaft." - Wertend, zu wertend. Eine Beschreibung soll diesen Eindruck vermitteln, aber nicht einfach feststellen. - "Ein kleiner Knabe von fünf Jahren hockt regungslos und mucksmäuschenstill zwischen den Gräsern." - Wieder zu viele Adjektive. "Klein" und "mucksmäuschenstill" können raus, da sie durch die anderen Begriffe längst abgegriffen sind. Selbst die "von fünf Jahren" sind nur bedingt nötig. - "Er hat einen kleinen Laubfrosch auf der Hand." - Das ist klar und eindeutig. - "Der Junge mit dem strohblondem Wuschelkopf und den grünen Augen beobachtet fasziniert jede Bewegung des Tieres." - Zuviel Aussage in einem Satz, zu wenig Bild. Wieso folgen die strohblonden Haare nicht den Bewegungen des Grases und des Wassers? Muss der Junge (oder war es ein Knabe?) noch einmal erwähnt werden? - "Die Sonne lässt die feuchte Haut des giftgrünen Amphibien in leichten Farben schimmern." - Leichte Farben? "Des Amphibien"? Die Sonne lässt schimmern? Ein heißer Plasmaball im Weltall lässt einen Frosch schimmern? - Also bitte ... - "Behutsam setzt der Bub das Tier auf den Boden und folgt seinen kleinen Sprüngen bis es zwischen den Halmen verschwunden ist." - Jetzt ist es ein Bub? - "Bub" ist zu umgangssprachlich und mehr für die wörtliche Rede geeignet. Das Bild wäre neutral viel klarer: der Frosch wird auf den Boden gesetzt ... - "Stille." - Wurde durch "regungslos" schon vorher klar gemacht. War danach etwas laut oder geräuschvoll? - "Tausende von Kilometern Luftlinie liegt eine Frau im Kreissaal." - "Entfernt" anstatt "Luftlinie", oder? Anstatt "im" das weniger spezifische "in einem". - "Die Wehen haben erneut eingesetzt." - "Erneut" ... soso. Wurde das vor dem Prolog schon mal erwähnt? - "Bald ist es soweit. Die junge Frau schreit, presst, schwitzt, atmet, weint Freundestränen." - Die beiden Sätze passen nicht zueinander: Ausblick auf die Zukunft und Gegenwart. - Bei dem zweiten Satz strauchelt zudem die Aufzählung. "Atmet" - wollen wir doch hoffen, sollte alle paar Minuten vorkommen. - Die "Freudentränen" werten schon wieder und nehmen den Lesern die eigenen Gedanken weg. - "Dann das Geschrei eines Neugeborenen." - "Der Schrei" klingt nicht so allgemeingültig. - "Ein kleines Mädchen ist soeben auf die Welt gekommen." - Hat an dieser Stelle nichts zu suchen! - "Ein richtiges kleines, kräftiges Energiebündel." - Kommasetzung? Ausdruck? - Egal ... wieder zu wertend. Keine Beschreibung, sondern eine Feststellung der allwissenden Autorin, die den Lesern gerade das Denken abnimmt. - "Das dickste und größte Baby von der Station." - Abgesehen von der Grammatik ... - "Das Kind hat einen rabenschwarzen Schopf und schon so viele Haare auf dem Kopf und im Nacken, dass man ihm ein wenig der Haarpracht abschneiden muss." - Häh? - Den Satz mag ich nicht auseinander nehmen. - "Ein wenig erinnert es an ein kleines Affenbaby."- Wertend, vorwegnehmend, viel zu lang für einen Cliff-Hanger. Hier wäre wörtliche Rede angesagt: ein Arzt, eine Ärztin ... ein spontaner Ausruf ... Verschleierung! Du merkst, dass ich diesen Prolog nicht wirklich gelungen finde. Da ist viel mehr Potential hinter, Spannung, Feuer, mysteriöse Geheimnisse ... Der Anfang eines Buches muss mitreißen! Dieser Anfang klingt im ersten Moment schön ... dann aber ... es grüßt freundlich, Andreas"

03.05.07 - Kommentar zum Text  Der Buch von  Bellis: "Hallo Bellis. Sehr gelungen, ja. Ich würde den Anderen nur nachplappern, wenn ich mehr sagen würde ... Was mich hingegen stört: die Form. Besser: die wörtliche Rede. Nach meiner Lese-Erfahrung ist es ratsam die wörtliche Rede nicht mitten in den Text zu vergraben, sondern immer (na ja ... zu 95 %) an den Anfang einer Zeile zu stellen. Dadurch wird es übersichtlicher, die Sprechenden sind auseinander zu halten, die wichtigen Passagen sind klar zu erkennen und es entstehen Anker für Leseunterbrechungen. In den meisten Romanen wird es inzwischen so gehalten (außer in den Mammut-Monologen einiger amerikanischer Autoren, in denen die wörtliche Rede sogar Absätze verpasst bekommt; - scheußlich) und die allgemeine Lesegewohnheit dürfte auch in diese Richtung eingeschwenkt sein. Probier' es doch mal auf Deiner Festplatte aus ... mein Tipp. Liebe Grüße, Andreas"

29.04.07 - Kommentar zum Text  Momo von  püttchen: "Hallo Püttchen. Mir sind in dem Text (der mir ansonsten gefallen hat) zu wenige Lesepausen (Absätze, beschreibende Passagen mit langen Sätzen ...). So hetzt der/die LeserIn durch die Zeilen und wird unaufmerksam. Besonders aufgefallen ist mir: "... Niemand kommt aus dem Kanal wieder heraus. Die Betonwände sind zu steil. Auch Momo nicht. ...", wo eine kleine Umstellung der Sätze angeraten ist. "Auch Momo nicht." beziehe ich sofort auf den direkt davor stehenden Satz und scheitere am Verständnis. Ein: "Die Betonwände sind zu steil. Niemand kommt aus dem Kanal wieder heraus. Auch Momo nicht." würde schon viel helfen ... Liebe Grüße, Andreas"

26.04.07 - Kommentar zum Text  [ohne] - Die Vorgeborenen von  Ravna: "Hallo Ravna. Ein sehr angenehm klingendes Gedicht, dass viel Raum für eigene Assoziationen und/oder Interpretationen bietet. Gefällt mir, auch wenn zwei dieser wohlklingenden Bilder etwas sperrig für mich sind. "Spinnen unsere Schädel zu Stricken" braucht sehr viel meiner Vorstellungskraft auf, da ich die ganze Zeit nach Fasern suche ( *g* ) und das "dem Gedächtnis die Segel setzen" entzieht sich mir in letzter Konsequenz. Aber ich arbeite da noch dran ... Liebe Grüße, Andreas"

14.04.07 - Kommentar zum Text  frauen lieben anders... von  Bohemien: "Frauen lieben anders. Ja, - ganz anders als Du es beschreibst (Männer übrigens auch)."

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