Der Ungesehene

Expressionistisches Gedicht zum Thema Liebe und Tod

von  RainerMScholz

Illustration zum Text
(von RainerMScholz)
Gefangen im ganz eigenen Traum,
erkenne ich dich nicht.
Spinnen fressen an meinem Kokon;
mein Herz brennt, ich weiß nicht weshalb.

Schein dringt grellgelb durch Nacht -
ich lächle, mir war so als
berührte ich deine Hand;
doch ist da nichts und wird nie sein.

Erlahmt scheint die Zeit, ich bin
wie Wesen aus seidenen Fäden,
als schwebtest du leise, sacht
an meiner Verrottung vorüber.

So krieg' ich dich nie. So verzichte!
Sah niemals dein Gesicht.
Den Körper werd' ich verzehren
und breche dir die Knie.

Bin nicht bereit zu befreien
mich aus diesem klebrigen Netz.
Verschlinge die Fliegen bei Tage,
zur Nacht nehm' ich Jungfrauenfleisch.

Oh Schöne, komm' verzücke mich.
Dein Liebhaber wartet schon.
Ich fresse mit Haut und Haaren dich.
Verschon auch nicht dein Gebein.

© Rainer M. Scholz

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Kommentare zu diesem Text


 Mondsichel (14.10.08)
Ich mag diesen tragisch herbstlichen Nebel der Verfallenheit in Deinen Worten. Es ist als hätte der Tod nun das Zepter wieder in seiner Hand und die Angesichter zerfallen zu Gram und Pein. Kurz: Ich mags. ;)

Liebe Grüßle
Dat Arcy

 RainerMScholz meinte dazu am 14.10.08:
Draußen wird es eher dunkel nun als früher. Der Text ist zwar schon etwas älter. Aber dunkel wird es immer noch. Und Herbst.
Grüße,
R.
Markus_Scholl-Latour (46)
(12.12.20)
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 RainerMScholz antwortete darauf am 14.12.20:
Ist mir während eines längeren Telefonats aus den Fingerspitzen geschlüpft (ohne tiefenpsychologische Bedeutung, die ich eingestehen würde).
Gruß + Dank,
R.,
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