Seher

Expressionistisches Gedicht zum Thema Welten

von  RainerMScholz

Seher



Schwarzglänzende
gehäutete Blasen wie
Schatten vergessener Massaker
wölben sich gegen
die Außenwelt. Kakophonisches
Intermezzo
trümmert im
Nordlichterwahnsinn
unter
dem Schrei des Elchtodes.
Kristallreflexe
in den starren Augen
der Eiswälder
glitzern
verschwommen. Im
öligen Brackwasser
von Kindermordstadt
glänzt ein Regenbogen
jenseits des Zenits.

Blindes Penetrieren
tastet
fühlersuchend
die eitrige Vulva.
Blut
tropft
gegen den Himmel
weltenverkehrt
gelb.
Senfgas unter
Masken aus Gesichtshaut.
Niemals
wollte geboren
werden
der Erlöser;
geschändet
starb er den Fick-mich-Tod
am Kreuz.
Gott
senkte
den omnipotenten Schwanz
in seinen Geist.
Jesuskomplex.

Pulsierende Adern
sprengen sich
in das Bewußtsein
von Mutterfotze.
Dann sahen wir
das Ende der Welt
in einer unaufhörlichen,
gewalttätigen Kopulation.

Drachenfresser.
Messerwerfer.
Tätowierte Schädel.

Der Abgrund
seid ihr.
Seen aus Licht
sprechen aus geschliffenen Augen
gespalten.
In den Gewittern
des Vergessens
tanzen wir für
die Wiedergeburt
der Engel.
Auf gläsernen Schwingen reitend,
werden sie
den Glauben der Letzten Konsequenz
in unsere Herzen senken.

Alles war still.
Das gewalttätige Dröhnen der
zermalmenden Tiefsee
reißt die Arkaden der Gehenkten
offenen Gesichts
aus ihrer Starre.
Das weiße Licht.
Das Gleißen.
Die Bewußtwerdung der Nacht
ist das
Sehen
in die heißeste Nova
einer sterbenden Sonne.
Seher
blinder Leben.



© Rainer M. Scholz

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