Mato beim Tierarzt (2.Teil)

Erzählung zum Thema Humor

von  tastifix

Was sich im Wartezimmer so abspielte, habt Ihr ja gelesen. Doch es kam alles noch viel schlimmer.

Die Vierbeiner, die schon eher als ich da gesessen hatten, wurden aufgerufen und kehrten auch nicht zurück.
"Besser nicht überlegen, weshalb die nicht wiederkommen!", sagte ich mir.
Mittlerweile sass ich als einziger Hund noch im Raum. Mir schwante Böses. Wie ich es ja schon befürchtet hatte, öffnete sich prompt die Tür.  Da trat nicht etwa eins der netten jungen Mädchen, die so toll streicheln konnten, herein, sondern leider Frau Dr. Pieks persönlich.

Ich hätte mich in den eigenen Schwanz beißen mögen, so ärgerte ich mich dann über mich selbst. Jawohl, denn anstatt vor Angst zu knurren, fing ich doch tatsächlich auch noch schwach an zu wedeln.
"Ach, Matochen, du sitzt da wie ein Häufchen Elend!"
Und zu Frauchen meinte sie:
"Ich gebe Mato ja unbedingt Recht: `Ne Impfung ist wirklich etwas Furchtbares!"
"Stimmt!", dachte ich. "Du sagst es. Warum lässt du es dann nicht einfach bleiben?"
Mein Hundeherz machte einen winzigen, hoffenden Sprung, den es aber sofort bitter bereuen sollte.
"Na, dann komm ´mal mit, du Süßer!", forderte mich nämlich Frau Dr. Pieks auf.
So ein Mist, die war ja genauso stur wie Frauchen.

Klar ging ich mit, blieb mir ja auch nichts anderes übrig. Allerdings bot sich ein Bild für die Götter, denn mein sogenanntes Mitkommen bewies sich als reif fürs Menschentheater. Da wäre ich garantiert der(!) Lacherfolg gewesen. Frau Dr. Pieks griff sich die Leine und zog mich vorsichtig, aber stetig auf das dämliche Behandlungszimmer zu. Von hinten schob stöhnend Frauchen. Ich war eingekeilt, eine Gegenwehr also eigentlich zwecklos.

Doch einen Versuch war diese brenzlige Situation es auf jeden Fall wert, fand ich. Wer wusste denn schon, was mich da drinnen erwartete. Also machte ich mich schwer wie ein nasser Sack und wog so wahrscheinlich fast soviel wie mein entfernter Verwandter, der Braunbär. Es war zum Donnerknurren: Zu meinem Pech waren die Ärztin und Frauchen plötzlich so stark wie drei von denen zusammen.

Mehr auf dem Po rutschend als auf allen Vieren laufend landete ich dann unverschämt fix im Untersuchungszimmer. Dessen Anblick gab mir den Rest. An der einen Wand stand ein Schrank mit durchsichtigen Türen. Ahnungslos schielte ich da rein. Als erstes erspähte ich einen komischen, langen Schlauch, der mir irgendwie bekannt vorkam. Richtig: Mit dessen Hilfe hatte die Ärztin sich mal früher mit meinem Herzen unterhalten.
"Bumm, bumm!", hatte das damals auch brav geantwortet, aber zu ihrer Enttäuschung keines meiner Geheimnisse verraten. Äätsch, so leicht war ich nicht zu überlisten gewesen. Eines musste ich ihr ja lassen: Sie hatte sich recht schnell damit abgefunden und die Abfuhr tapfer ertragen.
"Das Ding da ist also harmlos!", entschied ich.

Doch dann guckte ich aufs nächste Regalbrett und erstarrte vor Entsetzen. Da lagen kleine und große Spritzen mit ganz dünnen oder auch dicken Nadeln und sogar riesige Messer. Eines davon sah so gefährlich aus wie das aus Frauchens Küche. Jetzt gab es für mich keinerlei Zweifel mehr:
"Von wegen ´Impfung`, ich soll geschlachtet werden!!"

Ich drehte fast durch vor Panik Für mich stand jetzt fest, dass mein letztes Stündlein geschlagen hatte. Doch verständlicherweise hatte ich etwas dagegen.
„Nicht mit mir!“, meckerte ich.
Der Hundehimmel sollte getrost noch ein bisschen warten.
"Wau-winsel, falls ich da überhaupt ´rein dürfte!"
Diesbezüglich kamen mir doch arge Bedenken. Zwar war ich als wahrer Engel durchs Leben getrabt, aber ob das wirklich engelig genug gewesen war...??

Nooch hatte ich andere Sorgen.
Verzweifelt ruckte ich rückwärts, um das Halsband abzustreifen. Das hatte doch früher schon mehrmals so toll geklappt, warum denn bloß ausgerechnet jetzt nicht?
"Frauchen hat das bestimmt enger gestellt. Sie kennt mich ja zur Genüge. Gemeines Frauchen!"
Sofort schämte ich mich dieses Gedankens, denn ich hatte sie ja ganz doll lieb.

Im nächsten Moment entdeckte ich das große Fenster am anderen Ende des Raumes. Weil es so warm war und wir doch alle, Zwei- wie auch Vierbeiner, frische Luft brauchten, stand das halb offen. Ich konnte mein Glück kaum fassen. Selbst für ein fest angeleintes Etwas wie mich versetzte die Angst bekanntlich Berge.

Völlig überraschend für die Zweibeiner sprang ich mit Schwung nach vorne in Richtung Freiheit, machte Männchen und bearbeitete mit meinen Vorderpfoten aufgeregt die Fensterbank. Dummerweise waren da ganz viele Blätter mit Schwarz drauf abgelegt. Denen tat meine Trampelei nicht so sehr gut. Wild durcheinander gewirbelt segelten sie zu Boden.

„Oh nein!“, machte Frauchen dazu.
Ihr war das furchtbar peinlich. Ich dagegen gönnte dem armen Raschelzeug keinen einzigen Blick. Mich beschäftigte etwas ganz anderes. Ich war, eigentlich gegen meinen Willen, gerade dabei, sämtlichen Weißkitteln in diesem Hause trotz allem doch ein Lob auszusprechen:
"Sehr zuvorkommend, solch` eine Kletterhilfe anzubringen!"
Jedoch nutzte sie mir absolut nichts. Ich passte einfach nicht durch die Fensteröffnung.
"Denkste, Matochen, hier geblieben!"
Natürlich wieder Frauchen.

"Typisch Mann, nicht? Soo tapfer!", grinste sie die Ärztin an. Die lachte.
Ich traute meinen Ohren nicht. Das war ja wohldurfte wirklich nicht wahr sein:
„Mein Frauchen lacht mich aus!!“
Wau, war ich sauer.
„Auf die wartet ja auch keine Impfung!!“, knurrte ich wütend.
Auf der Stelle schwor ich mir: Sollte ich hier jemals lebend wieder ´raus kommen, suchte ich mir sofort ein anderes Zuhause.

Nun stand ich natürlich nicht zum Vergnügen da, sondern sollte ja untersucht werden.  Frau Dr.Pieks kannte mich bereits seit vielen Jahren und die Erfahrung sagte ihr, wie ganz doll lustig das würde. So lustig, dass meine Ärztin laut durch die ganze Praxis nach Hilfe rief:
„Schnell, wir haben hier ein „besonders“ mutiges Exemplar Hund. Ich brauche mindestens vier Leute, um den zu bändigen!“

Wie um den Wahrheitsgehalt ihrer Bemerkung zu bestätigen, strampelte ich derweil wie verrückt herum und wand mich nach allen Seiten. Vielleicht könnte ich doch noch entwischen, bevor ich auf diesem wackeligen, harten und kalten Dingsda so hoch oben landete?

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