Wenn Silbertaler in den See fallen...

Erzählung zum Thema Möglichkeit/ Unmöglichkeit

von  Maya_Gähler

Es ist noch etwas frisch am Morgen, ich fröstle ein wenig. Ziehe mir die Jacke etwas enger um den Körper. Aber hinter dem Nebelgrau lassen sich die ersten Sonnenstrahlen vermuten. Ich kann euch gar nicht sagen, wie diese Stimmung wirkt. Vor mir die Berge mit ihren Schneefeldern, welche zart durch die Nebelschleier blitzen. Ich spüre es wird ein guter Tag.
Die Kinder sind auch bereit für ihren Tag. Die Rucksäcke sind gepackt und die Wanderschuhe geschnürt. Die Betreuer der Kinder sind auch guter Dinge und so können wir Mütter beruhigt Richtung Bushaltestelle gehen. Die Sonne hat gesiegt und den Nebel vertrieben. Es wird ein herrlicher Tag werden. Die Sonnenbrillen werden hervor genommen und alle Frauen schnattern durcheinander. Freude über einen schönen Tag liegt in der Luft. Die Busfahrt dauert nur wenige Minuten und wir kommen in Brunnen an. Ein wunderschönes altes, kleines Städtchen direkt am See. Es ist noch Zeit bis zur Abfahrt unseres Schiffes und so stärken wir uns noch einmal mit Kaffee. Ok die Preise sind happig, aber was solls, heute ist ein besonderer Tag. Es ist Dienstag und wir haben noch einige Tage vor uns. Am Samstag zuvor waren wir angereist. Wir alle kennen uns noch kaum und doch entstand schon sehr viel Vertrautheit. Es wurden Informationen ausgetauscht und einige erzählten über sich und ihr Leben. Es war spannend zu hören, in welchen Situationen sich einige befinden. Aber eines beruhigte mich doch sehr, dass alle einen gesunden Humor hatten und auch wirklich herzhaft lachen konnten. Es ist nicht selbstverständlich, dass allein erziehende Mütter mit 1-3 Kindern so gut gelaunt anzutreffen sind. Denn die Probleme sind da und können nicht einfach vergessen werden. Aber irgendwas lag in der Luft. Es ging allen gut und das war so erfreulich. Doch wenn man die Kulisse bedenkt, in der wir uns befanden, so musste man einfach guter Dinge sein.
Endlich war es soweit, wir konnten das Schiff besteigen. Logisch, dass wir nicht die einzigen waren, die einen Ausflug per Schiff machten und so waren schnell die Plätze belegt. Ein paar von uns verzogen sich in die erste Klasse, na ja, der Aufschlag war zu verkraften. Ich gehörte auch dazu und wir hatten es herrlich ruhig auf dem Promenadendeck. Wunderbar, was man von hier oben alles sehen konnte. So ging unsere Reise vom Vierwaldtstättersee in den Urnersee und wir legten alle paar Minuten an, um Gäste zu entlassen oder neue zu empfangen. Wir schauten einem Fischer zu, der wohl einen Prachtsburschen an der Angel haben musste. Das Boot des Fischers wurde von seinem ursprünglichen Platz weggezogen. Der Fischer musste sich mit aller Kraft entgegenstemmen. Nach ein paar Minuten Kampf hatte er es endlich geschafft. Der Fisch konnte ins Netz gezogen werden. Der Fischer hatte bemerkt, dass wir ihm zusahen. Die Kommentare blieben auch nicht aus. So hielt er stolz seinen Fang in die Höhe und alle applaudierten ihm. Es war aber auch wirklich ein riesiger Brocken von Fisch, den er da gefangen hatte. Damit konnte man eine sehr große Familie verköstigen.
Unsere Reise war nun auch bald zu Ende. Wir stiegen gutgelaunt aus und freuten uns auf die Wanderung, die vor uns lag. Megie unsere Leiterin gab uns noch ein paar aufmunternde Worte mit auf den Weg. Schnell hatten sich Grüppchen gebildet und alle liefen in ihrem für sie guten Tempo. Ich war stolz auf mich, dass ich nicht ganz hinten laufen musste. Denn, ich bin absolut kein Wandervogel. Ich laufe gerne stundenlang durch jede Stadt, ohne Mühe. Aber in der freien Natur, über Stock und Stein, das ist eigentlich nicht so mein Ding. Es war eine Herausforderung. Natürlich darf ich auch nicht vergessen zu erwähnen, dass ich wieder mal diejenige war, die vom Körperumfang am meisten zu bieten hatte. Musste also mehr schleppen, als die anderen. Aber ich blieb ganz gut dabei. Konnte mich sogar noch unterhalten und dachte so für mich: “He was willst du mehr“.  Der Bestimmungsort war ziemlich schnell erreicht und mir kam es vor, als seien wir keine Stunde unterwegs gewesen, doch es war tatsächlich die Zeit zerronnen. Nun, wir suchten ein Restaurant, in welchem wir zu Mittag essen wollten. Doch dies erwies sich als nicht ganz so einfach. Nach einigem Durchfragen fanden wir aber eine Gaststätte, die geöffnet hatte und uns mit Freude empfangen hatte. Jede bestellte das, auf das sie Lust hatte. Leider mussten wir ein wenig pressieren mit essen und wieder loslaufen. Wollten wir doch unser Schiff nicht verpassen.
Ja und so passierte es, dass ich die letzte war, die die Gruppe bildete. Vorne wurde ein Tempo vorgelegt, dass mir vom hinsehen schon schwindlig wurde. Aber mein voller Magen, obwohl ich nur etwas mehr oder weniger Leichtes zu mir nahm und auf die Rösti, Pommes etc verzichtete, die die anderen vertilgten.  Es war aber ein Trost, dass sich immer wieder jemand aus der Gruppe mir zugewendet hatte und mit mir in meinem Tempo lieft. Das war ein tolles Gefühl, nicht alleine zu laufen zu müssen. Als wir ca. die Hälfte der Strecke hinter uns hatten, ließ mich Megie wissen, dass wir viel zu schnell gelaufen seien und wir noch lässig Zeit hätten. Ich solle also ganz normal weiterlaufen, wie es für mich stimmen würde. Leider kam diese Info für mich doch etwas zu spät. Vom Druck, den ich mir machte bekam ich Kopfschmerzen und die Füße hatten schon Blasen. Aber ich hielt durch und lief bis zum Schiffsanlegeplatz. Hochroter Kopf und ein sehr nasser Rücken waren nun mein Eigen.
Ich musste über mich selbst lachen, als ich mich in einer Fensterscheibe spiegelte. Aber ich war stolz, dass wegen mir niemand das Schiff verpasst hatte und dass ich wirklich mal gewandert bin. Eine sehr schöne Erfahrung, die ich da machen durfte. Die Rückreise mit dem Schiff konnte ich nun noch mehr genießen.
Es war ein herrliches Panorama. Die Berge, die Sonne und der See. Ich habe ein Bild mitgenommen von dieser Reise. Nämlich wie Silbertaler in den See fielen….

©g.b.=Maya_Gähler
2006-10-16


Anmerkung von Maya_Gähler:

Erzählung über einen Tag von einer Woche Ferien unter dem Motto "Mama hat Vortritt"

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Kommentare zu diesem Text


 apocalyptica (17.10.06)
You'll never walk alone...wie komm ich jetzt darauf?
Weißt du, ich denke, du kannst stolz auf dich sein. Wie viele hätten gesagt: ich kann nicht mehr, ich will nicht mehr, meine Füße tun weh...aber nicht so unsere Maya. Wenn man nur wirklich will, kann man so vieles. Und die Eindrücke, die du von diesem Tag mitgebracht hast, sprechen ihre eigene Sprache. Trotz ungewohnter körperlicher Anstrengung oder gerade deshalb? Du hast was geschafft, du hast dein Ziel erreicht, du hast den Tag genossen, du warst mit Freunden fröhlich...ist das nicht wunderschön und der Mühe Preis?
Und ich freu mich, dass du uns an deiner Urlaubswoche teilhaben lässt...ich seh förmlich "den alten Mann und das Meer" vor mir...es ist so schön, offen auf andere Menschen zuzugehen und ihnen ein Lächeln zu schenken...tut nicht weh und kostet nichts und bringt doch ein Riesenstück Lebensqualität, weil es von Herzen zurück kommt...
Puh, wenn wir jetzt nebeneinander säßen, würden wir wohl stundenlang babbeln und kein Ende finden! ;)
Von Herzen Grüße und ein paar besonders helle Sonnenstrahlen,
deine -bea =)

 Maya_Gähler meinte dazu am 17.10.06:
ach liebe bea, weisst du wie gerne würde ich jetzt mit dir dort am see sitzen und babbeln?...*smile
ja es waren neue erfahrungen für mich, grenzen finden, diese auch zu überschreiten, im positiven... es war einfach sensationell schön, dies erleben zu dürfen...
es ist mir eine freude, euch alle hier, an meiner freude teilnehmen zu lassen
danke für deinen so ausführlichen und lieben kommentar...
ich grüsse dich herzlich, deine maya
seelenliebe (52) antwortete darauf am 17.10.06:
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 Maya_Gähler schrieb daraufhin am 17.10.06:
liebes ännchen, da sage ich doch ganz lieb danke für deine zustimmung und deine freude sowie dein lob. knuddelgrüsse an dich.....maya
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