Ikarus

Gedicht zum Thema Leben/Tod

von  RainerMScholz

Illustration zum Text
(von RainerMScholz)
Ikarus


Der Alte Mann.

Er hatte gesagt:               
Spring nicht!                                   

Flieg´ nicht
so nahe der sengenden Sonne.
Verbrenne dir
nicht die Schwingen
der Seele
an der Hitze
allverzehrender Glut.
Doch atme!
Das sagte er.
Atme
die Bäume,
das Laub und das Land.
Und dann
fliege
in das gleißende Licht des Eises.
Das Blau der Hölle
lindert die Schmerzen
der Sucht
und des Untergangs.
Die Dämonen
werden dir
nicht folgen können.
Das sagte er.

Der Alte Mann starb.
Im Brennen
des Teers grauer Straßen,
verlassen, irrsinnig und krank.
Im Wahnsinn der
Labyrinthe der Stadt,
erlosch
in einem dunklen Stern.

Ich bin auf dem Weg
zur Nova
des Blau der Hölle,
Nordlicht
in meinen Augen
und
rot des Blutes.
Ich fliege den
Himmeln entgegen
und werde
das Schwarz
des Jenseitigen
bald fühlen,
Alter Mann.

© Rainer M. Scholz

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Kommentare zu diesem Text


 Winterwanderer (25.04.07)
Das gleißende Licht des Eises. Das Blau der Hölle lindert die Schmerzen der Sucht. Auch meine Hölle ist nun nicht mehr schwarz, sondern vielmehr eisesblau gleißend. Großartig deine Bilder. Mit bestem Gruss, Winterwanderer

 RainerMScholz meinte dazu am 30.04.07:
Ich liebe das diffuse Licht, das aus dem laufenden stummen Fernseher strömt, wenn man ihn von der Seite indirekt eine Weile betrachtet; oder das Licht, das ganz leise aus meinem Computerbilschirm in mein Hirn tropft, nachts um halb drei, wenn ich ganz alleine im Zimmer bin und überlege, ob ich mich meinen schizophrenen Strömungen hingeben soll; oder das blanke Licht der Neonbeleuchtung über einer regenglänzenden einsamen Asphaltstraße im Herbst. Alles sehr poetisch, deswegen auch nur punktuell nutzbar.
Danke und Grüße,
R.
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