Überlegungen

Innerer Monolog zum Thema Leben

von  tastifix

Ich beziehe mich mit meinem Text auf den Artikel "Stufe der Primaten" von Gabriele Lins bei Opinio.
Den Artikel habe ich mit großem Interesse gelesen und mir diesbezüglich so meine Gedanken gemacht.

"Die Erde war ein Paradies"
Dem kann ich nur insofern zustimmen, als dass es zur Zeit der ersten Menschen noch keine durch sie herbei geführten Veränderungen in der Natur gab. Das Wasser der Quellen war tatsächlich noch glasklar und rein. Die Menschen verhielten sich ähnlich wie Tiere und töteten wie diese nur, was sie zum Überleben brauchten.

Ihnen fehlte noch die Intelligenz, sich über die restliche Natur zu stellen und sie nach ihrem Gutdünken zu dirigieren. So gesehen, war die Erde noch ein Paradies und das Verhältnis Mensch/Tier als auch Mensch/Umgebung ausgeglichen.

Jedoch war das Leben alles andere als paradiesisch, bedeutete einen täglichen Überlebenskampf gegen die oftmals weit überlegende Tierwelt und die Unbilden des Klimas. Verletzungen wie gar Krankheit bedeuteten meistens den baldigen Tod.

Zum Sich-wirklich-Erkennen fehlte die Ausgefeiltheit der Sprache. Die Kommunikation untereinander war abhängig von Mimik und Gestik.

Erst mit der Entdeckung des Feuers als Lebenshilfe setzte sich der Mensch in praktischer Hinsicht gesehen endgültig von den anderen Tieren ab und entwickelte seine Vormachtstellung, die er im Laufe der nachfolgenden Evolution mit immer weiter zunehmender Intelligenz nach und nach zu dem ausbaute, was unser heutiges Leben ausmacht.

Die Antriebsfeder des Menschen ist die Ich-Sucht und die Neugierde auf immer wieder Unbekanntes. Die Ich-Sucht führt zu Kriegen, nimmt den Tod von Millionen von Mitgeschöpfen in Kauf zur Erfüllung des eigenen Ehrgeizes. Der Drang, alles beherrschen zu wollen und der Umwelt seine eigenen Vorstellungen vom Leben aufzwingen zu wollen, lässt uns als selbsternannte Herren über die Erde rücksichtslos die Umwelt willkürlich verändern, dadurch viele Arten vernichten und teilweise die Natur zerstören.

Unser heutiges Streben nach mehr und mehr Macht über die Erde und auch sogar das All machte eine Rückführung hin zu einem Leben im Einklang mit der Natur, deren Teil wir schließlich sind, unmöglich. Die Evolution brachte uns das Vermögen, alles für uns nutzen, weiter entwickeln und Neues erfinden zu können. Der Fortschritt lässt sich nicht stoppen. Die Menschheit wird sich nie mit dem zufrieden geben, was sie zu einem bestimmten Zeitpunkt erreicht hat und niemals auf die bis dato erreichten Errungenschaften verzichten.

Deshalb bleibt es eine Illusion, auch nur im Kleinen eine Rückführung der Lebensweise zu der unserer Vorfahren, der Primaten, durchzusetzen. Dieses von der Natur bestimmtes Leben bietet sich nicht mehr an, ist endgültig ferne Vergangenheit.

Allein eine allumfassende Katastrophe könnte zu einer derartigen Umwälzung füfhren. Jedoch gehe ich davon aus, dass wir alle ein solches Naturereignis nicht überlebten.

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Kommentare zu diesem Text


 AndreasG (21.08.07)
Hallo Tastifix.

Für wen war die Erde ein Paradies, als der Mensch gerade Mensch geworden war?
Für den Menschen? Wohl kaum ... Krankheiten und Unfälle rafften schon die Jungend dahin, die Lebenserwartung war niedrig, die Gefahr hoch, all die uns heute bekannten negativen Charaktereigenschaften gab es auch schon (außer Geldgier) ...
Für die Natur? Ganz bestimmt nicht. Was ist denn ein Bisschen Mensch gegen Meteoriteneinschläge, Vulkanausbrüche und ähnliche Katastrophen? Wir sollten nicht so arrogant sein uns einzubilden, dass der Mensch - wenn schon nicht der gottgegebene Erhalter - der größte Zerstörer wäre. Letztlich ist er ein kleines Licht, das abhängig von vielen anderen Faktoren ist.
Die Natur ist nicht idyllisch, romantisch und friedvoll. Wäre der Mensch ansonsten so geworden wie er ist? - Der Mensch ist nicht einmal einmalig in seiner Fähigkeit sich selber den Ast abzusägen ...

Alle Ideen über das Primatenleben des Menschen (ein lustiger Begriff übrigens, denn wir sind immer noch Primaten und leben unser Primatenleben) sind Vermutungen, Schätzungen und Mutmaßungen, die stark durch den Zeitgeist bestimmt werden. Wissen wir, wie die Menschen von 100.000 Jahren gelebt haben? Oder vor 500.000 Jahren? - Wir wissen ja nicht einmal, wann sich die Sprache entwickelt hat!
Idealisieren wir die Vergangenheit? Flüchten sich manche Menschen in die Welt des Mittelalters, der Mystik, der paradiesischen Zustände der Frühzeit? - Wir sollten uns nichts vormachen: Menschen neigen dazu ihre Umwelt in einen Trümmerhaufen zu verwandeln.
Archäologen fanden Beweise für Kulturen, die sich selbst zerstörten: in Mittel- und Südamerika, in Afrika, Asien ... Tausende von Jahren in der Vergangenheit. Die Antike verwandelte die waldreichen Mittelmeerufer in eine Steinwüste, wir haben quer über Deutschland eine Fichtenwüste gepflanzt. Monokulturen überziehen die nördliche Halbkugel ...

Und doch: mag das einzelne Menschenhirn auch keine komplexen Zusammenhänge erkennen können, die Gesamtheit schafft es zunehmend. Vielleicht besteht diesmal Hoffnung.

positive Grüße sendend,
Andreas

 tastifix meinte dazu am 02.09.07:
Hallo Andreas!

du hast mir einen unheimlich interessanten Kommentar geschrieben, für den ich dir sehr danken möchte.

Ich habe ihn mehrmals in den letzten Tagen gelesen, immer wieder und wieder und nur deshalb noch nicht eher geantwortet, weil ich die richtige(?) Antwort darauf noch nicht gefunden hatte. Heute allerdings kamen mir so einige Überlegungen zu dem, was Du schriebst und die möchte ich Dir nicht vorenthalten.

1. ´Wir sollten nicht so arrogant sein, uns für den größten Zerstörer der Umwelt zu halten ...`
Ich meine,, dass wir Menschen auf Grund unserer Intelligenz als einzige Lebewesen die Möglichkeit haben, willentlich aus übertriebenem Egoismus heraus, der weit über den instinktiven hinaus geht, der den Tieren gegeben ist, alles fortwährend zu seinem eigenen vermeintlichen Vorteil ummodelt und dabei auch in Kauf nimmt, vieles zu zerstören, was dann allerdings eines Tages uns aufs Butterende schlagen wird. es sei denn, die Menschen erfinden etwas, was diesen mittlerweile deutlich sichtbaren und spürbaren Verlust aufzufangen oder gar ins Gegenteil zu verkehren vermag.

2. ´die Natur ist nicht friedvoll, wäre der Mensch sonst so geworden`
Der Mensch hat die Freiheit, sich fürs Gute oder Böse zu entscheiden. Von Anfang an war das Leben ein Kampf. Ohne entsprechende Strategien wäre unsere Rasse gegenüber der weitaqus mächtigeren Tierwelt nicht überlebensfähig gewesen. Mit dem Fortschreiten der evolution wurden diese Strategien fortwährend immer ausgefeilter, die Ansprüche durch übersteigerten Egoismus immer größer. So kam es letztendlich zu dem Weltbild, dass wir heute vor uns sehen. Das Machtstreben regiert die Welt, oft, koste es, was es wolle.

Ich würde sagen: Der Mensch ist der größte, lebendige Zerstörer auf Erden. Nur die Naturereignisse übertreffen ihn da noch bei weitem.

Klar, wenn Du Dir allein nur die Tagesschau mit ihren Nachrichten ansiehst, die Berichte über brutalitäten der Menschen gegeneinander, die schrecklichen Kriege ... Dann verwundert es doch in keinster Weise mehr, wenn Menschen sich in die Mystik flüchten, um dies alles noch ertragen zu können.solange sie dadurch den Bezug zur Realität nicht verlieren, finde ich das total in Ordnung.

Lieben Gruß zurück
Gaby
Sternen-Fisch (24)
(30.08.07)
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 tastifix antwortete darauf am 02.09.07:
Hallo Sternen-Fisch!

Hab`vielen Dank für die Empfehlung dieses Textes. Ich freu`mich sehr, dass Du ihn zu Deinen Lieblingstexten zählst!!

Ich glaube es nicht, dass sich das Rad überhaupt noch, wenn auch nur ein bisschen, zu unserem Wohle zurückdrehen läßt!

Lieben Gruß
tastifix
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