Softcore

Kurzprosa

von  beneelim

In meinem Selbstwert-Account gibt es keine Option für erfüllte Partnerschaften. Im Grunde lässt sich das nicht erklären; was heißen will, dass es nichts weiter denn Erklärungen gibt. Das Resultat bleibt sich gleich. Mein merkantilistisches Gemüt kann keinen Unterschied unter den Männern festmachen, eine Schwäche entwickle ich zunehmend für Schwarzhaarige. Intellektuelle, herzliche, kinderfreundliche, was wenig schwer zu erratende Probleme mit sich bringt. Widder, Jungfrauen, die gerne Sport betreiben, sich jedoch auch nicht dafür schämen wollen, „Carmen“ im Stück via Kopfhörer zu lauschen, wenn die Zeit es erlaubt. So drücken sie es aus beim geigenspielgeschwängerten Dinner im „Cosa Nostra“, bei Scampi und irgendeinem leicht gehobenen toskanischen Tröpfchen, das die demnächst abzugewöhnenden Abendzigaretten begleitet, während die Stunden dahingleiten. Aber ich bin wenig bedrohlich, wie gesagt, und die Heimlichkeiten bei mir nur im Bestfall zwischengelagert. Zu Hause wartet eine vielversprechende Zukunft auf sie, endlich eine geräumige Wohnung nahe der augesäumten Donaugestaden und wir unterhalten uns über Ängste, Chancen und Narzissmus.

Das Wetter spielt verrückt
Und die Hunde heulen ein neues Lied
Von verwaisten Tagen
Ohne die schlankgeleuchteten Blicke
Einer Zukunft

Es verstrichen die Jahre, in denen ich mich langsam ausheilen durfte. An meinem Schwanz hängt ein Bataillion schlecht geprüfter Ware, blond, grau, schlank, proper, schüchtern, unverschämt, sportlich, trostlos, verlogen, in jedem Fall abgelaufen. Und schwarz, immer wieder, schwarz, ich sammle ein einzelnes Foto in einer Mappe aus schlammgrünem Karton, die einmal eine Versicherungspolizze beherbergte. Ich feiere fünf Jahre, in denen ich mir harte Drogen erspart habe, von Nase und Venen, buchstäblich, und meine Zeit auf Erden bleibt tückisch. Mit dir wollte ich alt werden, mit dir wollte ich verreisen und Berge besteigen und offene Türen einrennen und mit dir wollte ich mir das Rauchen abgewöhnen und über Bücher streiten und über die Theodizee Frage eine Trennung riskieren und bei einer Lars von Trier Retrospektive Versöhnung feiern. Jede beschissene Kleinigkeit, die man alleine tun kann, hätte ich mit dir erleben wollen.

Und wir haben gelernt, in bitteren Stunden der Dürre und der Stürme: Kein Leid lässt sich teilen,

keine Sorge das Gestrüpp ihrer Lehren beschneiden
und kein Blatt will
sich dem Taumel der Meere verweigern
am Schluss
Jenseits der Wälder

Nekrolog. Wir.

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Kommentare zu diesem Text


 Isaban (30.10.07)
Ein Nachruf auf das Wir, ein bisschen bitter. Ein bisschen wie Kaffee vorm Zähneputzen - aber anders kann sich ein Nachruf auf Zweisamkeit wohl selten lesen. Anfühlen.

Liebe Grüße,
Sabine

 Elén (30.10.07)
gern gelesen *nickt
angyal (44)
(30.10.07)
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 SimpleSteffi (30.10.07)
Ja, gern gelesen. Mit jedem weiteren Buchstaben verfestigt sich das Gefühl von Vakuum in meinem Kopf.
Liebe Grüße,
Steffi
ungesagt (34)
(23.07.08)
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 beneelim meinte dazu am 25.07.08:
tjo. kein schwanz ist so hart wie... na, lassen wir das. :)
Danke dir.
Und: andere Kleider, gleiche Sitten.... LG P
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