Der Wald

Tagebuch zum Thema Kampf

von  ViolaKunterbunt

.


Direkt gegenüber des Hauses führt ein leicht ansteigender Weg in den Wald hinein.
Jeden Tag werde ich von nun an dort spazieren gehen, um die ungeübten Gelenke zu schmieren und das Lungenvolumen zu verbessern.
Erwin stöhnt. „Puh, ist das steil!  Muss das sein?“ – „Halt die Schnauze!“ (Es ist ja schließlich ein Hund – ein Schweinehund. Mit so einem darf man so sprechen.)
Ich kämpfe mich den lang gestreckten Hügel hinauf. Bäume, nichts als Bäume, rechts und links, immer nur Bäume.
Auf meinen Ohren habe ich die Kopfhörer des MP3 Players. Die rhythmische Musik erleichtert es mir, in einen gleichmäßigen Schritt zu kommen und den Takt auch so einzuhalten. Viel wichtiger allerdings ist auch der positive Effekt, dass ich mit abgedeckten Ohren mein Keuchen nicht so deutlich höre. Bei jedem Liedwechsel erschrecke ich mich und drehe mich um, ob da jemand hinter mir herrennt.
Zu Erwins Freude gibt es auf dem Weg eine kleine Holzhütte. „Oh, die ist aber nett. Lass uns doch mal was hinsetzen.“ – „Es ist noch zu früh. Wir sind doch noch gar nicht weit gegangen.“ – „Aber Du darfst doch auch nicht gleich übertreiben. Sonst kriegst Du noch einen Herzinfarkt.“ – Diese Warnung hat bei mir schon immer gut gewirkt und ich höre auf Erwins schmeichelnde Stimme. Er meint es ja nur gut mit mir. – Ähmmmm – wirklich ?

Die Hütte ist im Blockhausstil gebaut, rundherum offen, achteckig, rundum Bänke und in der Mitte ein Pfosten, der das Dach hält. Daneben steht ein Papierkorb. So einer aus einem Eisengitter,  so dass man sehen kann, was drin liegt.
Über verschiedensten leeren Zigarettenschachteln und diversen Süßigkeitenpapierresten liegt eine bunte Zeitschrift. Bei näherem Hinsehen entpuppt sich die offen liegende Seite als ein Fotoroman mit dem aussagekräftigen Titel: „Ich bin in eine Orgie geraten“. Es ist gut zu erkennen, dass hier keine Fressorgie gemeint ist, und ich achte beim hinsetzen erstmal auf irgendwelche Flecken auf der Bank, die darauf hindeuten, dass sich womöglich jemand hier an diesem idyllischen Ort an der Orgie beteiligt hatte.

Eine Zigarettenlänge bleibe ich dort sitzen. Danach erlaube ich Erwin keine weiteren Einwände und gehe weiter durch den Wald. Nach gefühlten fünfzehn Kilometern und einer realen halben Stunde bin ich wieder am Haus.



.

Möchtest Du einen Kommentar abgeben?
Diesen Text kommentieren

Kommentare zu diesem Text


 Martina (10.03.08)
..ja..wieder interessiert weitergelesen :0) Was man nicht alles so erlebt..da soll mal einer sagen, so eine Kur wäre langweilig, grriins. Lg Tina

 BrigitteG (10.03.08)
Das war ja gut zu lesen - so hübsch selbstironisch, unterhaltsam, und auch witzig (hattest Du ein Tempo bei, zum Abwischen der Bank? *g*). Liebe Grüße und was Du sonst noch so brauchst, Brigitte. (Sag jetzt nicht, Du brauchst jemanden zum Spülen...)
The_black_Death (31)
(17.12.11)
Dieser Kommentar ist nur für eingeloggte Benutzer lesbar.
Möchtest Du einen Kommentar abgeben?
Diesen Text kommentieren
Zur Zeit online:
keinVerlag.de auf Facebook keinVerlag.de auf Twitter keinVerlag.de auf Instagram