Mein Reich, mein Schloss, mein Schaukelpferd

Gedicht zum Thema Allzu Menschliches

von  Isaban

Schon morgens, selbst beim Blick hinaus,
bin ich mir seltsam unzuhause,
in dieser meiner Immerstadt.

Vorzeiten war ich mir die Pause,
ganz still in mir – und draußen Staus.
Nun fließt Verkehr und ich nicht mehr?

Sogar das Himmelblau wirkt leer.
Wie habe ich das Ichsein satt!
Ist jetzt nicht bald mein Prinz zu sehn,

zur Not auch nur der weiße Gaul,
dann werde ich in Rente gehn.
Vom Warten wird man welk und faul.

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Kommentare zu diesem Text

janna (60)
(22.05.08)
Dieser Kommentar ist nur für eingeloggte Benutzer lesbar.

 Isaban meinte dazu am 22.05.08:
Den wünsche ich dir auch, liebe Janna.
(Ich hoffe, bis ich soweit bin haben sie die Renten aller Art noch nicht abgeschafft. )
Hab vielen Dank für deine Rückmeldung.
Viele liebe Grüße,
Sabine

 styraxx (22.05.08)
Das Gedicht kommt federleicht, ja fast beschwingt daher und das trotz der ernsten Thematik
Wie habe ich das Ichsein satt!
.
Kein larmoyantes Gejammer und Wundenlecken, sondern leichtfüssig, wenn nicht ironisch,
Ist jetzt nicht bald mein Prinz zu sehn,//zur Not auch nur der weiße Gaul,
setzt du dieses Befinden in lyrisches Sprechen um. Bereits der Titel färbt den grauen Überdruss des Immergleichen bunt. Mir gefällt die Art und Weise.


Liebe Grüsse c.
(Kommentar korrigiert am 22.05.2008)

 Isaban antwortete darauf am 22.05.08:
Hab vielen herzlichen Dank für dein reflektierendes Lesen und deine Rückmeldung und deine Interpretation, lieber Cornel.
Richtig, wenn schon allgemeine Unzufriedenheit, dann sollte selbst ein lyrisches Ich bei seiner Nörgelei an sich, der Welt, dem unausweichlichen Altern und den unerfüllten Erwartungen über ausreichend Selbstironie verfügen, um nicht tränentiefend in das große Heulen auszubrechen, sondern über sich selbst und die eigene Trägheit, was die Veränderung von tristen Situationen betrifft lachen zu können. Ich freue mich, dass die Intentionen so gut bei dir ankommen konnten.
Liebe Grüße ,
Sabine

 DanceWith1Life (22.05.08)
Versuch einer Auseinandersetzung mit der Aussage eines Gedichts von Isaban.
Hola, Schlafende Prinzessin, deine Beschreibung rührt mich, wortfein und präzise, finde ich meine eigenen Unstimmigkeiten auf einen bemerkenswerten Punkt gebracht, den des Antriebs nämlich, und das Schaukelpferd im Titel entlockt mir fast ein Wiehern.
In der Literatur finde ich nur wenige die diese eigentlich unaussprechlich Frage, anders als mit dem üblichen Klichees von Beziehungswünschen beantworten. Einer ist Castanedas in seiner Beschreibung der kontrollierten Torheit und ein anderer ist Gurdjieff in seinem Kampf gegen den Schlaf, unzuhause empfinde ich als eine sehr kreative Wortschöpfung, mögen die Engel deinen Weg erleichtern,.-)
(Kommentar korrigiert am 22.05.2008)

 Isaban schrieb daraufhin am 22.05.08:
Oh, lieber Robert, ich bin zwar nicht ganz sicher, ob das wohl Engel waren, die es damals so gut mit mir meinten, aber im Gegensatz zur Historie meines lyrischen Ichs ist mein Prinzen schon vor einiger Zeit aus dem Dampfross gestiegen, so dass ich getrost noch ein bissl abwarten kann, bis ich den Rentenantrag ausfülle.
(Jaha, das Schaukelpferd gefällt mir auch immer noch.)
Ich freue mich sehr, dass dich mein Text berührt. Gerade heute habe ich festgestellt, dass mein vielleicht etwas subtiler Humor sich beileibe nicht jedem erschließt und freue mich um so mehr, dass du meine kleinen ironischen Einlagen zu schätzen weißt.
Hab vielen Dank für deine gedankliche Auseinandersetzung mit meinen Versen, deine Rückmeldung und deine interessanten literarischen Beispiele.
Liebe Grüße,
Sabine

 DanceWith1Life äußerte darauf am 22.05.08:
nun ja, den/die Engel wünschte ich ja auch eigentlich dem LyrI auf seine Reise durch solch einen Tag. ) aber bei so viel Interpretationswirren ist es sicher nicht immer einfach solche Feinheiten unzweifelhaft auf Wort und Komma auf den Punkt dargestellt zu wissen. Was ja auch zum menschlichen Faktor gehört, oder gibt es den auf einer Literatürseite gar nicht mehr?
(Antwort korrigiert am 22.05.2008)

 Isaban ergänzte dazu am 22.05.08:
Jede Menge davon, lieber Robert, sonst wäre es hier doch nur halb so aufregend.
Viele liebe Grüße,
Sabine

 AZU20 (22.05.08)
Interessante Wortschöpfungen. Wie könnte man nur helfen? Die Situation ist ziemlich schwierig. Ichsein ist notwendig, um das Zweisein aufbauen zu können. Doch das mit der Rente ist keine so gute Idee, wenn man dann untätig auf den weißen Gaul wartet. LG

 Isaban meinte dazu am 22.05.08:
Was sollen Märchenprinzessinnen, die zu lange auf ihren Helden in schimmernder Rüstung gewartet haben denn sonst tun, als die Suche nach dem klassisch vorbestimmten Schimmelhalter aufzugeben, die Idee von der Pferdezucht ad acta zu legen, in Rente zu gehen und den Rest des Lebens zu genießen, lieber Armin?
Hab vielen Dank für deine hilfsbereite, mitfühlende Rückmeldung.
Liebe Grüße,
Sabine

 Bergmann (22.05.08)
Sehnsuchtslyrik - bis in die Kinderbilder hinein... Ich finde, es ist ein Kuddelmuddel von Ich und Du ... zwischendurch der Vers "Nun fließt Verkehr und ich nicht mehr?" - und immer wieder dieses Fixiertsein auf eine allzu kindliche und vulgärromantische Liebe. Mein Daumen geht nach unten!

 Isaban meinte dazu am 22.05.08:
Oh, du siehst da Sehnsucht und ein Du, lieber Uli? Das ist interessant. Da wird sich das lyrische Ich aber freuen.
Deine gesamte Interpretation ist sehr spannend, wobei mich allerdings nicht wundert, dass dir der Text bei deiner so ganz eigenen Auslegung ein wenig kuddelmuddelig erscheint. Hab vielen Dank für deine Rückmeldung und den erfrischenden Beweis, dass manche Texte dem einzelnen Leser einen überraschend großen Interpretationsspielraum lassen.

Liebe Grüße,
Sabine
(Antwort korrigiert am 22.05.2008)

 Bergmann meinte dazu am 22.05.08:
Ich habe mich mit meiner An-Deutung noch zurückgehalten, liebste Prinzessin von Isabanien!

 Isaban meinte dazu am 22.05.08:
Ah, jetzt werde ich schon in den Adelsstand erhoben. Welch märchenhafte Aussicht. Man könnte mich fast mit dem LyrIch verwechseln.


Uli, mein Guter, das glaube ich dir gerne, denn wenn ich deiner außergewöhnlichen Interpretation folgen würde, dann wäre ich vermutlich auch irritiert. Ich freue mich sehr, dass mein Text deine Fantasie so exorbitant anregen konnte.

 Mondgold meinte dazu am 23.05.08:
immerhin

 Reliwette (23.05.08)
An dieser Stelle stellt sich die Frage, wie es kommt, dass Menschen, die im Paradies wohnen (ich meine jetzt hier in Ostfriesland) plötzlich zweimal im Jahr die Abwechslung brauchen und nach Mallorca düsen, um sich zu "entspannen", sich das Grüne aus den Augen zu reiben, und völlig auskuriert wieder im Paradies landen....
Weshalb braucht man Abwechslung, Highlights oder eine Beziehungskiste, von der man weiß, dass sich die hoffnungslosen Gegensätze alsbald offenbaren, wo doch die Arbeit ins Gebäude steht, so dass man von Funktion zu Funktion eilt, ohne zu verschnaufen? Ich hätte nicht einmal die Zeit mich aufzuhängen! Leerlauf ist Stillstand, ist Rückschritt.
Also ich kann über diesen Text jede Menge reflektieren. Er lässt Fragen offen.
Kann ich eines Tages auf ein erfülltes Leben zurückblicken?
Würde ich "meine Brille wieder bei F. kaufen"? Würde ich dieses oder jenes Projekt genau so wieder angreifen, wie ich es getan habe?
Ach ja, eine Prinzessin gab es auch: auf die bin ich heute noch stinksauer, obwohl es zig Jahre her ist. Aber ich habe keine Zeit dazu, stinksauer zu sein, deshalb ist das nur theoretisch.
Aus der "Immerstadt" gibt es kein Entrinnen, denn überall ist sie - die "Immerstadt" - das, was dem Menschen auf die Nieren geht an dieser Immerstadt, hat nur verschiedene Facetten. Vielleicht stellst Du einmal an einer belebten Straße ein "Umleitungsschild" auf und wartest, was passiert....

Grüße vom Meermann

 Isaban meinte dazu am 23.05.08:
Die Immerstadt trägt man, wie das Wetter, immer mit sich, lieber Hartmut.
Deshalb lohnt es auch so selten, auf etwas einfach nur zu warten, anstatt selbst aktiv zu werden, nicht wahr?
Ich glaube, ich kann. Mein Leben meine ich. Nicht meine Brille, die würde ich gewiss nicht bei Fielmann kaufen. Aber es gibt zumindest nicht viel, was ich anders machen würde, nichts, was ich ernstlich bereuen müsste.
Ach ja, hier in Essen würde es sich zur Zeit nicht lohnen, Umleitungsschilder aufzustellen. Die Monsterbaustellen bewirken, dass sich hier sowieso niemand mehr zurecht findet, weder die Essener, noch die Auswärtigen.
Und was euer Paradies angeht, Hartmut, wenn ich wüsste wovon, dann würde ich genau dort leben, nordseenah - und ganz gewiss "Ballermann" nicht missen.
Aber ich fürchte, mein LI muss den Dreh all das, was es sich wünscht oder ändern will selbst in Angriff zu nehmen erst noch kriegen.
Ich grüß dich lieb und freue mich, dass du mal wieder da warst, Meermann.
Bis bald du,

Sabine
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