Nebenan

Alltagsgedicht zum Thema Stille

von  Isaban

In manchen Nächten liege ich
und lausche, ob sie schreit.
Klammheimlich starb sie, letztes Jahr,
mag sein, dass es Oktober war.
Stumm schrie sie noch im Januar.

Ab Februar war sie nicht da.
Sie tat nur so, war es gewöhnt,
hat funktioniert, nie laut gestöhnt.
Doch eines Tages, kurz vor März,
da fasste sie sich still ein Herz.

Zur Vorsicht, denn sie war nicht dumm,
nahm sie ihr Neuroleptikum
mit Klorix, Gin und Dolormin.
Verzeiht, dass ich so müde bin,
schrieb sie. Dann legte sie sich hin.

In manchen Nächten liege ich
und lausche, ob sie schreit.
Sie starb ganz leise letztes Jahr,
mag sein, dass es Oktober war.
So leise, dass es keiner sah.

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Kommentare zu diesem Text

janna (60)
(17.07.08)
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 Isaban meinte dazu am 17.07.08:
Diese Stille macht Angst. Und diese Gründlichkeit. Und die Frage: Hätte ich...?, von der ich hoffe, dass ich sie im Text mit einfangen konnte.
Danke für deine Rückmeldung.
Liebe Grüße,
Sabine
janna (60) antwortete darauf am 17.07.08:
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 Erebus (17.07.08)
.
Liebe Sabine,

es ist sehr traurig und doch bravourös geschrieben

LG
Uli

 Isaban schrieb daraufhin am 17.07.08:
Danke, Uli.
Dein Kommentar ist mir ein großes Lob.
Liebe Grüße,
Sabine

 Didi.Costaire (17.07.08)
Liebe Sabine,

klammheimlich starb die Selbstmörderin, nun verbleibt ein klammes Schuldgefühl beim LyrI, in schlaflosen Stunden alptraumhaft immer wiederkehrend.

Das Gedicht besteht aus einfachen Worten sowie Paar- und Haufenreimen und ist so sehr eingängig. Nur der letzte Satz, in dem sich V 19 und V 20 auf unterschiedliche Textstellen in V 18 beziehen, liest sich mit meiner Zunge nicht so gut.

Liebe Grüße
Dirk

 Isaban äußerte darauf am 17.07.08:
Hast Recht, Dirk. Ich glaube, ein Punkt könnte weiterhelfen.
Hab vielen Dank, für Interpretation, Lob und Kritik.
Ich freu mich, dass du dich mit dem Text auseinandersetzen mochtest.
Liebe Grüße,
Sabine
Caterina (46)
(17.07.08)
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 Isaban ergänzte dazu am 17.07.08:
Eine grausame Art, zu sterben, ja. Und keine schnelle.
Und hörbar nur, wenn jemand da ist, der sie hört. Ja.
Danke für deine Rückmeldung, Käthe.
Liebe Grüße,
Sabine
MannImMond (23)
(17.07.08)
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 Isaban meinte dazu am 17.07.08:
Da gäbe es noch mehr. Allerdings ging es mir darum, diese Gründlichkeit zu betonen, diese Form des Ganzsichergehens, der "Versicherung" gegen das Misslingen des Vorhabens - die Entschlossenheit.
Ich hatte gehofft, dass durch diese eher flappsige Einleitung mit dem Stilmittel der Gegensätzlichkeit den Effekt des Nachfolgenden verstärken zu können. Der Vers sollte sauer aufstoßen. Vielleicht habe ich zu viel des Guten getan. Ich werde drüber nachdenken, Manfred.
Liebe Grüße,
Sabine
MannImMond (23) meinte dazu am 17.07.08:
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 Isaban meinte dazu am 17.07.08:
Ups, sorry, ich hatte vorher bei ManMan gelesen.
Ich hoffe, du trägst es mir nicht nach, mim.
MannImMond (23) meinte dazu am 18.07.08:
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 Bergmann (17.07.08)
Ein frischer Ton!
Fast liedhafte Verse.
Gelungen, finde ich!

 Isaban meinte dazu am 17.07.08:
Danke Uli. Freut mich sehr.
Liebe Grüße,
Sabine
scalidoro (58)
(18.07.08)
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Thor (30)
(18.07.08)
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 Pameelen (18.07.08)
Ein bedrückendes und bedrängendes Thema in einem spielerischen Rhythmus gefasst; diese Leichtigkeit bei aller Schwere erinnert mich ein wenig an Hermann van Veen, -eine gute und seltene Gabe.

Liebe Grüße Ralf
Data-LAB (37)
(18.07.08)
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 Ingmar (18.07.08)
ein grossartiges gedicht.

ingmar
Christianna (49)
(19.07.08)
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Feuernebel (36)
(03.08.08)
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LilofeeFlowerbirdMoonwind (61)
(15.08.10)
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 Isaban meinte dazu am 16.08.10:
Freut mich sehr, dass dich der Text berühren konnte, Flo.

Liebe Grüße aus der Urlaubsfrische,

Sabine
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