Waffenstillstand

Alltagsgedicht zum Thema Glück

von  Isaban

Dann ist da dieser
Augenblick,
an dem du merkst,
es tut nichts weh;
du fühlst dich gut,
nicht kalt, nicht warm,
nein, sogar wohl.
Na klar, es bleiben

Wünsche offen,
besteht noch ein
auf Großes Hoffen,
zu menschlich,
um es abzuschalten.
Doch heute ist es
auszuhalten.
Ist das Zufriedenheit,

womöglich Glück?
Du grübelst,
tastest vor, zurück
und hältst den Atem an,
nur für den Fall,

dass man
das Nichtweh
so verlängern kann.

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Kommentare zu diesem Text


 Didi.Costaire (17.11.08)
Ein sehr schnelles Gedicht in seiner überwiegenden Zweihebigkeit, liebe Sabine, nur beim Abschalten, der Zufriedenheit und dem Atemanhalten leicht abgebremst.

Das Wort warm empfinde ich persönlich als positiv, zum Wohlfühlen durchaus geeignet.

Das LyrDu hofft auf Großes - hoffentlich ist es kein großer Krieg nach dem Waffenstillstand.

Liebe Grüße
Dirk

 Isaban meinte dazu am 17.11.08:
Ob jemandem, der Schmerzlosigkeit als eine Form von Glück empfindet wohl nach Kampf ist, lieber Dirk?
Deine Interpretation der Geschwindigkeit und das Einbringen eines lyrischen Dus zeigen mir ganz neuen Blickwinkel, eine völlig andere, sehr interessante Betrachtungsweise, ein spannendes, neues Bild. Hab herzlichen Dank für deine Rückmeldung.

Liebe Grüße,
Sabine
Caterina (46)
(17.11.08)
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janna (60) antwortete darauf am 17.11.08:
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 Isaban schrieb daraufhin am 17.11.08:
Keine Ahnung, mir kamen die Tempelritter dazwischen - aber das ist eher was für PMs, hm?
Caterina (46) äußerte darauf am 17.11.08:
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 Bergmann (17.11.08)
Das ist Isabanismus!

 Isaban ergänzte dazu am 17.11.08:
Oha! Wie würdest du den definieren, lieber Uli?

 Bergmann meinte dazu am 17.11.08:
Lieber nicht. Nicht jetzt. Vielleicht in einer Kolumne, wo ich Texte von dir und Caterina vergleichend charakterisiere. Vielleicht unter dem euphemistischen Titel: Texte aus der Ebene (mit Anspielung auf Brechts Mühen der Ebene...), im Urteil kommt dann ein Sowohl-Als-auch heraus.

 AZU20 (17.11.08)
Letzteres ist doch schon was. LG

 Isaban meinte dazu am 17.11.08:
Könnte aber eventuell zum Todesfall durch Sauerstoffunterversorgung führen, lieber Armin.

Aber doch, doch, du hast recht. Ich glaube, es tut ganz gut, wenn einem klar wird, dass man (temporär) auch ganz gut leben kann, wenn es mal keine besonderen Höhen oder Tiefen gibt.

Hab herzlichen Dank für deine Rückmeldung.

Liebe Grüße,
Sabine
(Antwort korrigiert am 17.11.2008)
janna (60)
(17.11.08)
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 Isaban meinte dazu am 17.11.08:
Waffenstillstand, Ruhephase, Regenerierung, Erholung, kein Frieden - aber nahe dran, ja. Das braucht wohl jeder mal, ganz gleich, welch hohe Ziele er hat, welch kämpferischer Natur er sonst ist. Auch das ist ein Blickwinkel, den ich nicht außer Acht lassen wollte. Ich freue mich, Janna, dass der Text dich berühren konnte, dass du in die Verse eintauchen mochtest. Herzlichen Dank für deine Rückmeldung und

liebe Grüße,
Sabine

 Vaga (17.11.08)
Eine fachkundige Beschreibung der Abwesenheit von Schmerz (sowohl psychischer als auch physischer Natur) als Indikator für die (Moment-)Situation des Wohlgefühls bzw. des Glücks. Fachkundig ein wenig in Anführungszeichen gesetzt, weil mir das Gedicht wie ein kleiner Selbsterfahrungsbericht über diesen von vielen immer wieder angestrebten Zustand des Hierseins im Jetzt zu sein scheint. Und schön "beschrieben" ist m.E. auch, wie schwer es ist, zu bleiben in diesem Augenblick. Dass da die Gegenspieler des Vor und Zurück ständig zerren und zuppeln an dieser sehr konkret-konzentrierten Befindlichkeit. Den Atem anzuhalten, wie es am Ende als schöne Pointe dort steht, lässt für mich einen Wunsch durchschimmern, nämlich den, im wirklich letzten unserer vielen Atemzüge, die wir hoffentlich noch vor uns haben, genau diesen Zustand (der Abwesenheit von Schmerz jeglicher Art) zu "erleben". Das war vielleicht ein bisschen weit hergeholt - aber ich wollte dir meine Gedankenkette nicht vorenthalten. Was mich ein kleines bisschen stört ist der Titel. Er "klaute" primär meinen LeseBlick zugunsten der Waffen und ließ mich zunächst voreingenommen in das Gedicht hinein gehen. Aber am Ende: ... - Na, ich hab' es ja beschrieben Liebe Grüße dir - Vaga.
Wildhüter (51)
(17.11.08)
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 Erebus (17.11.08)
Liebe Sabine,

da komme ich angesichts opulenter Kommentare mit fast leeren Händen und dresche ein wenig Stroh:
zunächst konnte ich mich in diesem Text nicht beheimaten. Das lag an dem Titel: Waffenstillstand. Womöglich eine unbegründbare innere Abneigung gegen Kriegerisches Geschehen. Dann kommt der Waffenstillstand als eine Pause daher, mit großer Wahrscheinlichkeit wird der Kampf wieder aufgenommen. Man leckt sich die Wunden, erschöpft, denkt an ein Nirgendwo und findet Ruhe im Nichtvorhandensein ... So gesehen ein passender Titel, allerdings musste ich erst zwei-, dreimal durch deine Verse kreisen, bis ich mich ein wenig festmachen konnte.
Anfangs wollte ich nämlich das Gefühl nachvollziehen, das hier seine Beschreibung finden, und ich fand es nicht. Vielleicht, dachte ich, so etwas wie die gelassene Ruhe beim Harken eines Zengartens, bei einer Teezeremonie, irgendetwas, in dem man sich nur noch berührt ohne zu empfinden.

Jetzt habe ich also zwei Wege durch dein Gedicht gefunden, und das ist gut.

Irritiert hat mich S2V3, ob ich's jetzt begriffen habe, weiß ich aber nicht (?): "Auf-Großes-Hoffen", "Aufgroßeshoffen" ? - "auf Großes Hoffen" kommt mir immer noch merkwürdig vor: ich habe das Gefühl, in einem Näpfchen zu stehen. Ich kann die Ellipsen nicht schlüssig aufspüren.
Na klar, es bleiben Wünsche offen, (es) besteht noch ein "auf Großes Hoffen", (das ist) zu menschlich, um es abzuschalten.
Na klar, es bleiben Wünsche offen, (wenn) noch ein "auf Großes Hoffen" (besteht), das zu menschlich (ist), um es abzuschalten.
Oder so.

Interessant ist der Bruch zwischen S2 und S3. "Ist das Zufriedenheit" als Conclusio der bisherigen Verse, dann der Bruch und die Sehnsucht nach mehr: nach Glück. Nur allzu nachvollziehbar. Die Zufriedenheit zu steigern, weil sie Belanglos scheint, sie zum Rauschen zu bringe,n zum Glück zu treiben.
Aber - LI ahnt es, dann kommt auch wieder die Umkehrung ... lieber innehalten und bewahren, den schmerzfreien momentanen Zustand verlängern. Tasten, vor und zurück.
Ja - und den Atem anhalten: schließlich weiß man ja, auch dieser Zustand wird brechen. Vermutlich kann sich das gezeichnete Ich auch auf diese Art nicht retten.
Ob das Glück ist?

In S1 kommst du ganz ohne Reim aus. Einzig gegen Ende der Strophe vernehme ich ein Echo-A: kalt - na klar. Hier glaube ich deutlich zu merken, das es dem LI nicht auf Klang ankommt. Einen schöne Parallele zum Inhalt. Wie einfach wäre es gewesen, hier noch zu reimen, die Endungen -ick, -eh, -ut, -arm, -eiben sind alle reichhaltig bereimbar. Aber LI ist scheint's zufrieden.

Mit S2 treten dann zwei Reime auf: -offen / -alten, in S3 -ück und zum Ende hin dann ein Drilling auf -an(n).
Als wolle sich LI doch nicht mit dem zufrieden geben, es tastet sich vor in reichere Gebiete, vorsichtig.

Mir gefällt dein Gedicht -

liebe Grüße

Uli

 Bergmann meinte dazu am 17.11.08:
Vielleicht hat Isa nur ein bisschen zu rappen versucht...

 Erebus meinte dazu am 17.11.08:
.
das halte ich nicht für unmöglich

 Isaban meinte dazu am 17.11.08:
@ Uli B.: Ob ich mich beim Rappen wohl derartig der Reime enthalten würde?
@ Erebus: Vielen Dank für den umfassenden Kommentar, ganz besonders für die Betrachtung der stilistischen Mittel, ich gehe später ganz in Ruhe noch ausführlich darauf ein.

 styraxx (17.11.08)
Ein spezielles Gedicht, das ohne durchgehendes Reimschema auskommt. Die Überschrift wirkt anfangs irreführend. Doch schon bald wird klar, dass es Sinnbild ist, Sinnbild für eine „Atempause“, das vor allem in den letzten zwei Strophen zum Ausdruck kommt. LI ist des Konfliktes müde und nutzt den „Waffenstillstand“, - grübelt nach Sinn und Zweck.
Charakteristisch sind die kurzen Verse, die auf das tiefe Atem holen hinweisen, das wiederum aus dem Atem anhalten hervorgeht. Das Atem anhalten, sagt soviel aus wie klein beigeben und nicht aufmucken und zu langes Atem anhalten kann zum „Tode“ führen. Als ganzes liest sich das Gedicht wie ein „Waffenstillstand“ der letztlich nur ein äußerer ist. Ein tolles Gedicht und sehr aussagekräftig! Liebe Grüße c.
Symphonie (73)
(19.11.08)
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Lidiya.Nonova (37)
(20.11.08)
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 Manitas (29.11.08)
das ist meiner Meinung nach Meisterlich.
So.
Liebe Grüße, Ramona

 Manitas meinte dazu am 29.11.08:
meisterlich - kein sonderlich schönes Wort, aber ein besseres, treffenderes kann ich gerade nicht finden....
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