Alltag

Kurzgeschichte zum Thema Allzu Menschliches

von  Erdbeerkeks

Es gibt da etwas, worüber ich mich wundere, etwas, das mich erstaunt. Etwas von dem ich mich frage, ob es nur mir so geht.
Jeden Tag, sei es nun ein schlechter oder ein guter, den ich erleben darf, sehe ich unzählige Menschen.
Große Menschen, kleine Menschen,
Alte Menschen, junge Menschen,
Bekannte Menschen, fremde Menschen.
Und genau diese Menschen beschäftigen mich sehr. Wann immer jemand, dessen Gesicht uns nicht bekannt ist, an uns vorbeigeht oder uns sogar in seiner Eile unbeabsichtigt anstößt, ist alles, was wir für ihn übrig haben eine kurze Kenntnisnahme. Ein Wimpernschlag, ein Blinzeln, ein verstohlener Blick von der Seite. Zu schüchtern um gesehen werden zu wollen, zu beschämt, ertappt zu werden. Und es bleibt bei diesem Blick. Vorbei ist der Mensch.
Jedes Mal, wenn so etwas passiert, macht es mich sehr traurig. Mit jedem Menschen, der weiter an mir vorbeizieht, geht es mir schlechter, mit jeder Person werde ich nachdenklicher. Denn niemals werde ich wissen können, was er für mich hätte sein können, nie erfahren, was ich verpasste, als ich den Menschen ungestört und ungeachtet seinen Weg ziehen ließ. Nie werde ich sagen können, wer der Unbekannte war, wenn er doch mein bester Freund hätte werden können, hätte ich ihn festgehalten. Nur kurz in seiner Eile gestoppt, für einen Moment vor ihm stehen geblieben, ihm in die Augen gesehen und gelächelt.
Vielleicht hätte er mein Leben verändert.
Vielleicht hätte ich sein Leben verändert.
Vielleicht hätte er mein Leben ruiniert.
Vielleicht hätte ich sein Leben ruiniert.
Und vielleicht hätten wir uns kennengelernt, wir zwei Menschen die sich sonst so fremd wie zuvor gewesen wären. Hätten alles übereinander gewusst, Zeit miteinander verbracht und verschwendet, Dinge gesehen, Dinge erlebt.
Aber so zog der Mensch dahin, so ließ ich ihn gehen.
Und so wusste ich auch nie, was er hätte sein können.

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Kommentare zu diesem Text

Nemoria (19)
(09.03.09)
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 SunnySchwanbeck (09.03.09)
Herzlich Willkommen, Erdbeerkeks ;)
dein Text gefällt mir.
Und nein, du bist nicht die einzige die so entpfindet.
Ich fühle auch oft so einen komischen Schmerz.
Endlich mal jemand in meiner Altersklasse, das freut mich ungemein :).
Wirklich ein gelungener Text.

Liebe Gruesse
Sunny(:
Ulan (45)
(09.03.09)
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 MrDurden (09.03.09)
Das ist ein sehr schöner Gedankengang und es tut irgendwie gut zu wissen, das es Menschen wie dich gibt, denen ihre Mitmenschen... auch wenn es nur Fremde sind, so wichtig sind. Viele Grüße schickt dir David!

 Mutter (10.03.09)
Tja, siehst Du, und ich denke oft über die Menschen nach, die ich bereits kenne, und für die ich kaum Zeit habe. Die man aus den Augen verliert, oder sich blöde überwirft und dann nicht die Gelegenheit bekommt, das wieder gerade zu rücken.

Denke an all die Leute, mit denen ich mich früher prima verstanden habe, und die jetzt aus meinem Leben verschwunden sind. Aus welchen Gründen auch immer.

Und dann bin saufroh, dass ich nicht auch noch dauernd weitere Leute auf der Straße kennen lernen muss ...
Die ich dann auch wieder aus den Augen verliere.

Gruß, M.
sim (32)
(24.03.09)
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