Ich schließe meine Augenlider und spüre deine weichen Lippen auf meiner Nasenspitze liegen. Mein Körper zittert. Dein Herz schlägt ganz schnell.

Erzählung zum Thema Liebe, lieben

von  Seelensprache

Unsere Füße sind voller Matsch. Das Hosenbein habe ich ein wenig hochgekrempelt, damit es nicht nass wird. Doch das ist jetzt egal, wo wir im hohen Gras nebeneinander liegen und ich mit meinem Fuß versuche, einen Grashalm in die Lücke zwischen deinen Zehen zu stecken. Ich stelle mich ungeschickt an. Du lachst. Ich tue beleidigt. Du wirfst mir einen gespielt mitleidigen Blick zu und streichelst über meine Stirn. Dann lächelst du wieder. Ich habe den Kopf auf eine Hand gestützt und schaue dich an. Du sagst, ich hätte ein verschmitztes Lächeln. Du sagst, ich würde schauen, als hättest du gleich etwas zu befürchten und klopfst mit einer Hand gegen meine Brust und kneifst in meinen Arm. Ich beiße mir auf die Unterlippe. Ich sage nichts, schüttle nur meinen Kopf.  Du imitierst mich, reißt dabei die Augen weit auf und streckst deine Stirn nach vorn. Wenn es dich ein zweites Mal gäbe, ich würde dich sofort und gleich und jetzt verschlingen, aber so überlege ich es mir anders. Ich springe auf, packe dich an den Beinen und ziehe dich ein Stück über das verregnete Weideland. Du fluchst und meckerst, versuchst deine Beine loszureißen und suchst mit deinen Händen halt im Gras, das nur lose in der Erde steckt. Du schwörst fürchterliche Rache. „Das wirst du bereuen“, rufst du. Nach ein paar Metern lasse ich dich los. Du bleibst ruhig liegen. Ich nähere mich vorsichtig. Ein verwundetes Raubtier ist zu grausamen Dingen fähig. Zu spät, deine Hände haben sich tief in den Matsch gegraben und schon landet die braune Pampe mitten in meinem Gesicht. Ich schmeiße mich auf dich, doch du rollst dich geschickt zur Seite. Ich springe auf um dich zu jagen, rutsche weg und rette mich gerade so mit beiden Händen. Nur ein Grashalm noch hätte Platz zwischen meiner Nase und dem Boden gefunden. Du rennst entlang des stark begrünten und verwachsenen Feldwegs, der sich durch die Wiesen und Äcker links und rechts davon schlängelt. Hastig richte ich mich auf und stürme dir hinterher. Du machst Riesenschritte. Zwei, drei auf einmal. Manchmal stolperst du, fängst dich gerade noch ab oder bist aber so schnell wieder auf deinen Beinen, als wärst du gar nicht gefallen. Du bist wunderschön, trägst den rotfarbenen Schimmer der schwindenden Sonne hinter dir her.  Ich höre deinen Atem, der sich laut durch die Luft drückt. Du schlägst  Haken und immer wieder stolpere ich über meine eigenen Beine. Du lachst und ich merke, wie dir der Atem dazu fehlt. Als ich ein weiteres Mal falle, stürzt du dich auf mich und drückst meinen Rücken mit beiden Händen tief in den schlammigen Grund. Du schüttelst dein nasses Haar in mein Gesicht und fragst mich immer wieder, ob ich es bereuen würde. "Sag es, sag es!", rufst du. "Ja, ja, ja ich bereue es!" schreie ich laut. Du sagst, du würdest mir nicht glauben und schmierst mir deine schmutzigen Hände ins Gesicht. Ich packe deine Arme und drücke sie nach oben. Wir ringen ein wenig miteinander. Dann gibst du auf. Ich umfasse deine Schultern und ziehe dich zu mir hinunter. Du wehrst dich nicht. Ich drücke dich fest an mich und rolle mit dir zusammen über den matschigen Boden. Nach einer Weile bleiben wir liegen. Wir sind ganz still. Du liegst auf mir und bewegst dich nicht. Schaust mir in die Augen und ich bin gläsern und geborgen darin. Du berührst meine Nase mit deiner, dieser kleinen frechen Erhebung mitten auf deinem Gesicht. Ich schließe meine Augenlider und spüre deine weichen Lippen auf meiner Nasenspitze liegen. Mein Körper zittert. Dein Herz schlägt ganz schnell. Dein nasses Haar liegt auf meiner Stirn. Dann küsst du mich. Berührst meine Lippen. Ich lausche deinem schnellen Atem, spüre ihn auf meiner Haut. Du spitzt deine schmalen Lippen, drückst sie vorsichtig auf meine. Bleibst einen Moment darauf liegen. Diesen Moment grenzenlos gefühlter Schönheit, diesen Moment, den man auf ewig zu halten sucht, den man schwört, niemals gehen zu lassen. Ich öffne meine Augen und muss lachen als ich ihr matschbraunes Gesicht erblicke.  "Glaub blos nicht dass du besser aussiehst", lacht sie zurück und beginnt die Knöpfe an meinem Hemd zu öffnen.

Hinweis: Du kannst diesen Text leider nicht kommentieren, da der Verfasser keine Kommentare von nicht angemeldeten Nutzern erlaubt.

Kommentare zu diesem Text

Elvarryn (36)
(26.03.09)
Dieser Kommentar ist nur für eingeloggte Benutzer lesbar.
Schurkenherz (33)
(07.08.12)
Dieser Kommentar ist nur für eingeloggte Benutzer lesbar.

 Lluviagata (07.08.12)
Oh ja! Ich auch! Llu ♥
Zur Zeit online:
keinVerlag.de auf Facebook keinVerlag.de auf Twitter keinVerlag.de auf Instagram