Der Blinde [und das Sterben der Zukunft]

Text zum Thema Tod

von  ZornDerFinsternis

Wo die Wolken anfangen, hört das Leben auf. Im Lichtermeer dem Dasein entfliehen, auf toten Träumen davongetragen werden. Aus der Asche einer ungebor’nen Existenz werden Schmetterlinge entsteigen. Das zarte Morgenrot des Horizontes verschönern.
Zwischen dem, was einstmals war und nie wiederkommen wird, sieht der Blinde die Zukunft sterben. Kümmerliches Klagen, das niemals das Gehör tauber Herzen erreichen wird.

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Kommentare zu diesem Text

Diro (50)
(09.07.10)
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 ZornDerFinsternis meinte dazu am 09.07.10:
Das war schon viel mehr gesagt, als mir eigentlich zustehen würde, vielen Dank :)

 Dieter Wal (10.07.10)
Der Blinde [und das Sterben der Zukunft]
Text zum Thema Tod
von ZornDerFinsternis.


Wo die Wolken anfangen, hört das Leben auf. Im Lichtermeer dem Dasein entfliehen, auf toten Träumen davongetragen werden. Aus der Asche einer ungebor’nen Existenz werden Schmetterlinge entsteigen. Das zarte Morgenrot des Horizontes verschönern.
Zwischen dem, was einstmals war und nie wiederkommen wird, sieht der Blinde die Zukunft sterben. Kümmerliches Klagen, das niemals das Gehör tauber Herzen erreichen wird.

Guten Morgen, Anni,

versuch mich mal in ner Textinterpretation. Uff! Und das am frühen Morgen.

"Der Blinde" lässt mich an Homers legendäre Blindheit im Alter und an eine ähnliche Figur in Shakespears King Lear denken. Also eher ein Archetypus. Geht in Richtung der Nachinnengewendetheit eines "blinden" und also eigentlich erst "sehenden" Menschen, der in die Zukunft blickt. Dass da das Sterben der Zukunft in eckigen Klammern vorweggenommen wird, steckt semantische Grenzen für Autorin und Leser ab. Darum geht es also.

"Wo die Wolken anfangen, hört das Leben auf."

Wunderbar einfacher Satz. Bildhafter Gedanke. Am Himmel, dort wo die Wolken sich bilden und auflösen, hört nach der Autorin das Leben auf. Gerade das Element der ständigen Veränderung, die Wolken, wird im Leben der Autorin verneint. Denn sie sieht sich als festgefahren an. Erlebt sich (vielleicht) als in Stagnation steckend. Aber nur bei ihr entstehen dadurch so poetische Sätze!

"Im Lichtermeer dem Dasein entfliehen, auf toten Träumen davongetragen werden."

Jetzt scheint oben und unten gekippt zu sein. Ein Lichtermeer erblickt man normalerweise von oben. Das lyrIch möchte fliehen. Auf ihren enttäuschten Träumen und Hoffnungen als Papierdrachen im Wind, der jetzt doch im Bild mit gedacht werden kann und schön indirekt evoziert wird.

"Aus der Asche einer ungebor’nen Existenz werden Schmetterlinge entsteigen."

Schmetterlinge flattern aus Asche. Schönheit in der metaphorischen Prägung des Phönix-Schmetterlings gaukelt aus der Asche der Träume und verwandelt Scheitern in Erfolg. Als Rimbaud von der 'alchemie du verb' schrieb, meinte er solche Verwandlungen. Lyrik ist alchemistischen Ursprungs oder anders ausgedrückt war Alchemie u. a. schwerst metaphorisch und ist bis heute poetisch, was ihre Metaphern und Symbole angeht.


"Das zarte Morgenrot des Horizontes verschönern."

*Seufz!*

"Zwischen dem, was einstmals war und nie wiederkommen wird, sieht der Blinde die Zukunft sterben."

Im depressiven Erleben ist das so. Der metaphorische Blinde kann aber, wenn er möchte, die Augen öffnen und die Welt mit anderen Augen ansehen. Dann erschließt sich eine Zukunft mit zahllosen Möglichkeiten.

"Kümmerliches Klagen, das niemals das Gehör tauber Herzen erreichen wird. "

Kümmerliches Klagen. Schön gesagt. Aber ich finde dein Gedicht so gar nicht kümmerlich. Für taube Herzen schreibt kein Mensch, hoffe ich.

LG
Dieter
Fub (24)
(14.07.10)
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 ZornDerFinsternis antwortete darauf am 15.07.10:
Schändliche Kommis? Mein lieber Fubi , da muss ich jetzt echt mit dir schimpfen ._. Ich freue mich immer von dir zu lesen, aber am aller meisten natürlich, wenn neue Texte von dir eintrudeln :)
Also, mal ganz still - es ist mir eine Ehre von dir kommentiert zu werden :) Vielen Dank :)
Drück dich fest,
Anni
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