Kusin Shmuel

Satire zum Thema Bahnhof

von  Lala

Mein Kusin Shmuel aus Chelm fuhr seit fufzn Joren an Diesel – an Familienkombi, der woil sein 250.000 Km geloifn, ober immer noch farloslech schnurrte und ohn Klogn durch der TÜV gekumn, der ein zweitn Rang gemacht hat in Punkto Pinktlech- und Farloslechkeit, aber Kusin Shmuel ist nun an der Zeit in sein Kop, um an naies zu koifn. An beseres, bakwemeres, geschwinderes und mechtikeres Oito sollt er sein. An Maschin far dem erschte Platz ebent, an Oirundertkarrn, Jorhundertwagen.

Nu is er letzt Woch kumn zu mir und hat er produzirt sein naien Schlitten. Tifer gelegn und hat er kost an groise sume. War schein, weil nai und Shmuel schien gliklech. Asoi hobn wir macht an Probefort in Schtetl. Wos wel ich zogn? Das Naie is nich schneler farn wi sein Altes, kein Sach mer past do rein und an Reserwreifn hot es oich nit. Gut, die Kontroln sein moderner und im Tunnlen ging di Lichtn von sich aus an und bei Regn di Scheibnwischer.

46.000€ hat gezolt Shmuel far sein naies Oito. Far sein altes hot er nischt bekumn. Zu alt, hobn se gezogt und nischt mer taugt der Wagn, der sei asoi was wi an Zwei-Klap-Maschin. De Naie ober, der sei an Bensiner mit Turbolodung und ikerdik, wos soll heißn: in Teorie, ein Raket.


Ich hob Shmuel frogt, wi wir oif Probefort oif der rechtn Schpur nit kumn forois, warum die Raket nit so schnel is wi ein Raket? Ober hat er nur gezogt: dafar war neitik an Motor-Upgrade-Paket, wos noch mal mindster kost 9.000 € und wann er izt schneler for, dann kunnt sein geferlech, weil Shmuel sein Silberfeil ohne dem Motorupgrade is nit prubeirt oif di Geschwindkeit. Oib dem Maschin die Schwung bei 140 Km/h anschtot 120 Km/h fartrogt, dos kunnt im der Produzirer nit zusogn. Derfar Shmuel sein Jorhundert-Raket bawegt wi sein alten Kombi, bloiz dass er mit dem alten nit musste sein forsichtik, ob er hoichste Geschwindkeit is fahrn. De Naie is enfach a sach mer delikat, weil fil komplizirter.

„Men mus mindester, mindester noch amol 9.000 € zuzoln, derfar di Raket dein alten Karrn kunn losn schtein?“, fregt ich und weiter, gor stinkelingpief und wi gleichgiltik: „Wi host Du faktisch di 46.000 € kenen zoln, teierster Kusin?“. Di hot er sech müssn borgen, entfernt er und deriber begint er zu schtamln, weil der Preiz far di Antleie sei mindst 46.000 €. Dos war an sort fun algemein hashkosche, grobe finger** fun Produzirer forplant, derfar ihm di Karrn kenen zu losn, ober, enlech wi an fargresernde Zolung, fun den wir zum badoiern den Faktor nit wisn ton, oich fargresern wel und derfar sei es gut far ihn, far Shmuel, dos nor seier bisl 46.000 € sind forplant, weil, wann di mer hatten baschtimt, na, oib war der Preiz zum End well lign asoi hecher, oder?

Moide sein, dass keiner nit wisn kene, as wi hoich der Preiz in End faktisch is, derfar der Produzirer di kumendik Jore – oder Jorzendlinge – noch müsst rechenen, welcher Schtik un welche Arbet wi vil musst kostn un ob di technologie, die Drote oder Elektronik nit musstn doch amol farbeitn. Und asoi er von kleinen Preiz oif Onheib einzik gewinen kene.

Sein naies Oito war bloiz a bisl teier, weil es enzik is. Eine Farbrengung in di Zukunft. Ein Sort fun Moilgebisn wos men bloiz baloinen mus. Und agew, sein komisie fun 8.000 € hot er kein mol nit zurik bakumn, wann er von baschtelung wullt zurikzien. Dos gelt wolt sein farschpilt, di achttoiznt. Und asoi wolt er hobn nischt, gornischt. Und gleich noch nit dos ohn zweifl best oito fun welt! „Wer gewinen wil, mus asoi risikirn“, schlist Shmuel sein lekzie und ich denk: Er is ober a Käpsele* und nit far ful meschigge, denn sein alten wagon, hosch noch fore und alzding oif punkt durchfire, asoi wi Shmuels naies oitomobile, ohn hofenung fareltert war und nischt mehr wert. Fundestwegn Shmuel hot se und an bisl areinwarg oisbeitn kenen far an naies oito und hot asoi dos gelt – mazel tov! – nit arois gewarfn!


*Käpsele = Cleverle. Als Käpsele hat Geißler Mappus bezeichnet.
** hier: soll heißen um denl Daumen gepeilt. Grobe Finger = Daumen.


Anmerkung von Lala:

Aus aktuellem Anlass. Mehr Geschichten aus Chelm und anderswo im  blackbekblog

Hinweis: Du kannst diesen Text leider nicht kommentieren, da der Verfasser keine Kommentare von nicht angemeldeten Nutzern erlaubt.

Kommentare zu diesem Text

SigrunAl-Badri (52)
(01.12.10)
Dieser Kommentar ist nur für eingeloggte Benutzer lesbar.

 Lala meinte dazu am 01.12.10:
Hallo YasiraAl-Badri,

freut mich, wenn es Spaß gemacht hat. Den Text hatte ich in meinem Hochdeutsch formuliert und beim schreiben angefangen a bisserle ins jiddische abzugleiten bzw. einzubauen. Übrigens wär sich fürs Jiddisch interessiert dem sei empfohlen: Leo Rosten: "Jiddisch - Eine kleine Enzyklopädie", dtv 2002.
Dann verdonnerte ich einen armen Kerl mit mehr Gehör und Gespür, den Text in diese "Tonart" zu transponieren. An dieser Stelle sei ihm noch mal gedankt. Beim Ergebnis geht es mir wie Dir: es fargreserte mir den Spaß, es laut zu lesen.

Gruß

Lala
(Antwort korrigiert am 01.12.2010)
Abrakadabra (41)
(01.12.10)
Dieser Kommentar ist nur für eingeloggte Benutzer lesbar.

 loslosch antwortete darauf am 01.12.10:
Ich wurde ständig an Shmuel Rodensky erinnert: Wenn ich oinmol räisch bin ... Leider war Elektronik korrekt geschrieben. Alles hab ich nicht kapiert, aber das Wichtigste über zugewanderte Neureiche. Lo

 Lala schrieb daraufhin am 02.12.10:
@Abrakadabra: Heißen Dank mein Gutster.

@loslosch
Zugewanderte Neureiche? Nein. Jedenfalls nicht beabsichtigt. Aber wenn Du alter Lateiner und Sprachenkenner das nicht zusammenkriegst, muss ich wohl mal einen Teil in hochdeutsch posten. Wie schreibt man Elektronik richtig?

 loslosch äußerte darauf am 02.12.10:
Genauer: zugewanderte vermeintliche Neureiche. Elektronik war nur ein Beispiel für Inkonsequenz. Es ist natürlich mühsam, sowas jiddisch voll durchzuziehen. Ist ja durchweg gelungen. Ein paar besonders schräge Artikulationen solltest Du in der Anmerkung übersetzen. Schtedel etwa verstehe ich gerade noch, gehört aber auch dazu. Als Hörtext gehts leichter. Lo
Zur Zeit online:
keinVerlag.de auf Facebook keinVerlag.de auf Twitter keinVerlag.de auf Instagram