Nachwehen

Gedicht zum Thema Schmerz

von  irakulani

Wir waren blind, taub und arrogant,
lang hat’s gedauert bis wir erkannt:

Eine Seele, verwundet vernarbt,
ein Leib, der hungert, der darbt,

warst ein Kind welches Leben verneint
warst geliebt, hast dennoch geweint.

Keine Antwort auf quälende Fragen,
die dir halfen das Leben zu wagen;

deine Zweifel blieben ungehört
haben dir Geist und Herz zerstört.

Wolltest leben, doch nicht wie sie,
unverstanden blieb, was deine Seele schrie.

Dein Blut so frisch und rot
kündet vom einsamen Tod.

Selbst als du entschiedest zu gehen
hat niemand dein Leiden gesehen.

Nun, da nichts mehr zu ändern ist
schmerzlich beweinet und vermisst.

Wir waren blind, taub und arrogant,
zu lang hat’s gedauert, bis wir erkannt!

I.K.

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Kommentare zu diesem Text

SigrunAl-Badri (52)
(12.07.11)
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 irakulani meinte dazu am 12.07.11:
Danke liebe Sigrun, für deine Worte. Hab schon gesehen, das "gruselig" war vor dir da... )) Ist aber gar nicht so verkehrt, oder?

L.G.
Ira
magenta (65)
(12.07.11)
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 irakulani antwortete darauf am 12.07.11:
Ja liebe magenta, Schmerz gibt es in dieser Tragik auf beiden Seiten.

L.G.
Ira

 ViktorVanHynthersin (12.07.11)
Bitter und schmerzlich ist dieses Gedicht, liebe Ira. Wie bitter und schmerzhaft muss dann erst die Realität sein?!
Herzlichst
Viktor

 irakulani schrieb daraufhin am 12.07.11:
Danke lieber Viktor, es schmerzt zu erleben, wie sehr Menschen manchmal aneinander vorbeileben, unfähig wirklich zu erkennen, wie es um den Anderen bestellt ist.

L.G.
Ira

 Irma (12.07.11)
Den Eltern wird wohl immer diese quälende Frage bleiben, ob sie hätten sehen, ob sie hätten hören, ob sie es hätten fühlen müssen. - Hätten sie?
Nachdenkliche Grüße, BirmchenIrmchen

 irakulani äußerte darauf am 12.07.11:
Das Leid der Eltern, in diesem Fall nicht bestimmt durch Brutalität oder offensichtliche Lieblosigkeit, sondern eher durch Unfähigkeit wirklich
m i t zufühlen, aus den eigenen Mustern auszubrechen, ist beinahe ebenso schrecklich.

L.G.
Ira

 EkkehartMittelberg (12.07.11)
Liebe Ira, was du in deinem einfühlsamen Gedicht schilderst, ist erschütternd und wird sich vermutlich (ergreifend) immer wieder ereignen. Doch gibt es wenigstens einen Lichtblick im Elend des Nichtverstehens: Unsere Gesellschaft ist vielleicht sogar mehrheitlich toleranter gegenüber dem Freitod geworden. Noch im Mittelalter wurden Menschen, die den Suizid gewählt hatten, ohne den Segen der Kirche auf dem Schindanger verscharrt.

 irakulani ergänzte dazu am 12.07.11:
Lieber Ekki, danke für deinen Kommentar. Dass der Freitod gelegentlich noch immer als "Schande" empfunden wird - auch wenn er nicht mehr gänzlich geächtet ist, spürt man doch immer wieder.

Ich finde, das Recht sollte man einem jeden zugestehen - ohne Wertung. Aber es sollte eine bewußte , eben eine "freie" Entscheidung sein, und die ist es oft nicht mehr, wenn psychische oder körperliche Erkrankungen die Not so groß werden lassen, dass man nur noch eindimensional denken kann.

L.G.
Ira

 AZU20 (12.07.11)
Der Schmerz kommt rüber. LG

 irakulani meinte dazu am 12.07.11:
Danke Armin! Ich bin froh, dass - trotz aller formaler Mängel -die Botschaft doch bei einigen ankommt!

L.G.
Ira
keinGast (48)
(12.07.11)
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 irakulani meinte dazu am 12.07.11:
Für deine Kritik brauchst du dich nicht entschuldigen. Immerhin ist sie sachlich und nachvollziehbar. Gezwungen mag der Text wirken, aber drollig finde ich deplaziert.

L.G.
Ira
keinGast (48) meinte dazu am 13.07.11:
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KoKa (42)
(12.07.11)
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 irakulani meinte dazu am 12.07.11:
Bislang hat niemand das Gedicht als genial bezeichnet. Worum es geht, finde ich, kann man ziemlich klar erkennen.

Dank dir, auch (- oder gerade) wenn es nicht gefällt,für für deinen Kommentar.

Gruß Ira

 Didi.Costaire (12.07.11)
Hallo irakulani,
der Inhalt deines Textes ist schmerzend und anklagend, deine Verse dazu taten mir aber ebenfalls weh und ich empfand die Aneinanderreihung von (für die Darstellung von Trauer und Schmerz kaum geeigneten) Paarreimen mit ungleichen Rhythmen und unvollständigen Satzgebilden als zu kläglich, um der Thematik gerecht zu werden. Tut mir leid.
LG, Dirk

 irakulani meinte dazu am 12.07.11:
Auch dir, lieber Dirk, danke ich für deinen Kommentar. Du bist ja nicht der Einzige, der offenbar den Paarreim (bei diesem Thema) als völlig daneben empfindet.
Ich nehme deine/ eure Kritik ernst und werde daran arbeiten. Ich fürchte, es wird noch eine Weile dauern...
aber noch gebe ich das Üben nicht auf.

L.G.
Ira

 Isaban (12.07.11)
Es ist sehr schwierig, ernsten Inhalt in Paarreime zu verpacken. Ich kenne nur wenige Gedichte, bei denen das gelungen ist.
Bei diesem hier hat es definitiv nicht geklappt.
Das Blöde am Paarreim ist, dass er, wenn die Metrik nicht etwas anderes impliziert, wie eine Büttenrede klingt und man als Zuhörer/Leser dabei unwillkürlich auf das Tataa-Tataa wartet, mit dem ein Gag als Gag und eine Strophe als beendet gekennzeichnet ist.

Bei humoristischen Texten und bei manchen Kindergedichten ist das ok, die meisten anderen wirken durch diese Reimform eher unfreiwillig komisch, was nur in den seltensten Fällen als gelungen eingesetztes stilistisches Mittel betrachtet werden kann.
Was man bei Texten mit ernstem, tragischen, traurigen Inhalt auf jeden Fall vermeiden sollte, sind solche Reimkalauer wie Herz/Schmerz, Liebe/Hiebe/Triebe und rot/tot (wie in diesem hier verwendet), da ist das gequälte Grinsen all derer, die nicht nur einmal im Jahr Gedichte lesen vorprogrammiert.

Eigentlich immer, ganz besonders aber bei ernsten, schwierigen Themen sollte Wert auf die Syntax gelegt werden. Je "normaler" der verwendete Sprachgebrauch klingt, desto eingängiger ist der Text für den Leser und je eingängiger, desto eher schafft er es, zu berühren. Auch Anhäufungen von Inversionen sind selten etwas anderes, als stümperhafte Notlösungen und schaffen es leicht, aus traurigen Gedichten verschnörkelte Grotesken werden zu lassen, die man stilistisch lieber nicht in der Gegenwart ansiedeln möchte.

Sehr wichtig für die Wirkung eines gereimten Gedichtes ist die Metrik, hier seien insbesondere die Sprachmelodie/Betonungen und das Versmaß hervorgehoben. Texte, die von vorne bis hinten hoppeln und stoppeln sind - wenn derartige Metrikbrüche nicht explizit als Stilmittel eingesetzt wurden - weder ein Klanggenuss, noch können sie Stimmung und ernste Inhalte übertragen, im Gegenteil, selbst genialste (oder todtraurige) Inhalte kommen einfach nur lächerlich rüber, wenn die Versmelodie hupft und eiert. In diesem Text hier sorgt schon der erste Vers betonungstechnisch für Irritiation und es entsteht auch im Verlauf der nächsten Verse keine wirklich stolperfreie Sprachmelodie.

In den Augen mancher klingt das Auslassen von Hilfsverben (siehe S1,V2, wo am Schluss des Verses "haben" fehlt, weil es nicht in den Reim passte) vielleicht besonders lyrisch, Leser, die ein bisschen Ahnung haben wissen sofort: Oha, da fiel jemandem die Reimerei so schwer, dass er zu derart rostigen Stützrädern greifen musste.

Auch die beschriebenen Bilder scheinen mir nicht wirklich stimmig und schlüssig zu sein. Ich zeige mal anhand der ersten sechs Verse, was ich meine:

Wir waren blind, taub und arrogant,
lang hat’s gedauert bis wir erkannt:

Eine Seele, verwundet vernarbt,
ein Leib, der hungert, der darbt,

warst ein Kind welches Leben verneint
warst geliebt, hast dennoch geweint.

Es ist gut möglich, dass man nicht erkennt, wie es um die Seele eines Menschen steht, man weiß ja nicht einmal, wo genau man nach ihr suchen muss. Einen hungernden, darbenden Leib aber erkennt man, der wird nämlich dürr vom Hungern und Darben und das fällt bei genauerem Hingucken ins Auge, selbst wenn diesem seelische Vernarbungen eventuell durch die Lappen gehen.

Ein Leib, der hungert und darbt, das klingt nach Entwicklungsland oder Magersucht - beides aber würde der später angedeuteten Blutung widersprechen - Magersüchtige haben ja schon ihre ganz eigene Form des Selbstmordes gefunden und auch, wenn doppeltgemoppelt besser hält, hier wirkt es ein bisschen, wie Leute, die sich mit Koks erschlagen, anstatt sich die Überdosis auf die übliche Weise anzutun. Ganz nebenher: Frisches rotes Blut kündet nicht zwingend von einsamem Tod, rein statistisch betrachtet kündet ein blutiger Tod in den meisten Fällen davon, dass da noch irgendjemand (oder etwas) seine Hände oder sonstwas im Spiel hatte.

Die letzten beiden dieser (nur als Beispiele für den Gesamttext dienenden) sechs Verse zeigen meiner Meinung nach keinen echten Sinnzusammenhang, denn jeder von uns hat als Kind geweint, ob er nun geliebt wurde oder nicht - und das hat nichts damit zu tun, ob man das Leben verneint. Kinder weinen nun mal, manche oft und viel, manche weniger, aber es gehört zum Kindsein dazu, auch wenn die wenigsten Kinder deshalb suizidale Tendenzen zeigen.

Ich muss sagen, dass mir der Text - und das meine ich unabhängig vom Thema (und diese Meinung bezieht sich nicht nur auf die oben stehenden sechs Verse, sondern auf den gesamten Text) - ganz und gar nicht gefällt. Wäre das hier ein Selbsthilfeforum, würde ich vermutlich auch versuchen, etwas Nettes und Tröstliches dazu zu schreiben. Das hier ist aber ein Forum für Dichter und Autoren, ein Forum, in dem es darum geht (oder zumindest darum gehen sollte), Texte zur Diskussion zu stellen und diese bezüglich Form und Inhalt zu kommentieren und nicht nur einfach ein paar mitleidige Sätzchen unter Erlebnisberichte zu setzen - und da muss ich sagen: Nee, das war wohl nichts; als gelungen kann man dieses Gedicht nicht betrachten, da sollte man nochmal gründlich und an jeder Ecke die Feile ansetzen.

Nichts für ungut,

Sabine


Edit: RS
(Kommentar korrigiert am 12.07.2011)

 irakulani meinte dazu am 12.07.11:
Danke Sabine, für deine ausführliche Auseinandersetzung mit dem Text und vor allen Dingen, dass du nichts „Tröstliches“ sagst. Das gehört in der Tat auf eine andere Plattform.

Du hast ganz sicher in den meisten Punkten recht. Ich werde daran arbeiten, die nächsten Texte in Form und Inhalt besser abzustimmen und bin mir sehr bewusst, von deiner Kunstfertigkeit weit entfernt zu sein.( Das meine ich nicht ironisch!).

Was den Inhalt betrifft, sehe ich es etwas anders. Ich habe ein konkretes Schicksal vor Augen, und in diesem tragischen Fall endete die anfängliche Magersucht im tragischen Entgleiten des Ritzens.

„warst geliebt, hast dennoch geweint“
beschreibt in diesem Zusammenhang nicht das Weinen, welches jedes Kind erlebt, (da hast du völlig recht!), sondern eher für den Widerspruch, der gerade im Umfeld Magersüchtiger besteht. Die Eltern sagen: das Kind hat doch alles, alles ist in bester bürgerlicher Ordnung – dennoch ist das Kind todunglücklich. Vielleicht habe ich das zu wenig herausgearbeitet.

Die Bilder sind meiner Ansicht nach für das, was ich ausdrücken wollte, schon stimmig, die Form ist vielleicht nicht angemessen.

Danke für deine durchaus hilfreiche Kritik, auch wenn ich nicht in allen Punkten deiner Meinung bin.

L.G.
Ira
michaelkoehn (76)
(13.07.11)
Dieser Kommentar ist nur für eingeloggte Benutzer lesbar.

 irakulani meinte dazu am 13.07.11:
Dein Kommentar freut mich ganz besonders. Danke, lieber Michael.

L.G.
Ira

 moonlighting (13.07.11)
Liebe Ira,
ein Gedicht das bestürzt.
Geringes Selbstwertgefühl und Depressionen gehen Hand in Hand …..ohne Hilfe von außen gerät man in einen Strudel………

LG
Moonlight

 irakulani meinte dazu am 13.07.11:
Danke für dein Lesen und Nachempfinden, liebe moonlight!

L.G.
Ira
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