Bratwurstzellulite

Satire zum Thema Essen/ Ernährung

von  tueichler

Es ist kein Geheimnis, dass manche Betriebskantine nicht unbedingt unter den ersten 10 Plätzen der Spitzengastronomie rangiert. Um so ertsaunlicher ist, dass scheinbar der erste Schritt in diese Richtung in der Namensgebung der entsprechenden Speisen besteht. So findet man unter anderem 'Samtsuppe Loreley', deren Name ebensowenig auf die Zutaten wie auf die Herkunft schließen läßt. Daneben gibt es diverse Wokgerichte mit exotischen Namen - Gemüse mit Huhn in Glibber süß-sauer hätte es auch getan.

Erstaunlicherweise gibt es regelmäßig sogenannte 'Bauernspeisen' Bauernsuppe zum Beispiel. Auch hier ist der Name irreführend, zumindest was die Inhaltsstoffe resp. Zutaten betrifft. Macht aber nichts, denn es stehen jeden Mittg eine große Flasche Tabasco und mehrere kleine Flaschen Maggi am Buffet.

Heut war ich wieder erstaunt - es gab Bauernbratwurst. zunächst einmal muss gesagt werden, dass dies die einzige Bratwurst ist, bei deren Zubereitung tatsächlich Soße entsteht. Den Trick werd ich mir bei Gelegenheit mal abschaun. Oder vielleicht auch lieber nicht. Gekennzeichnet ist dieses Gericht durch Pfannengemüse und fehlendes Kartoffelpuree. Erstaunlicherweise scheint die Bauernbratwurst aber wirklich aus Bauern (deren Herkunft sich mir natürlich nicht offenbart, obwohl das Lebensmittelrecht das so vorschreiben würde - aber welches Recht zählt hier?) zu bestehen. Zumindest konnte ich eindeutig feststellen, dass meine Bauernbratwurst aus eines Bauern Oberschenkel hergestellt wurde. Jedenfalls hatte besagte Wurst Grübchen, Dellen und Hügel. Eindeutig Zellulite. Eines jedoch machte mich nachdenklich. Bauern verbringen einen  guten Teil ihrer Arbeitszeit im Freien und haben eine gesunde Hautfarbe. Meine Wurst hingegen war aschgrau. Handelte es sich vielleicht hierbei doch nicht um eine Bauernbratwurst sondern eher um eine Archivarsbratwurst? Das sollte auf alle Fälle geklärt werden!

Hinweis: Du kannst diesen Text leider nicht kommentieren, da der Verfasser keine Kommentare von nicht angemeldeten Nutzern erlaubt.

Kommentare zu diesem Text


 Jorge (02.08.12)
Die Bauern, die du kennst haben also am Oberschenkel Grübchen?
Im übrigen zeige dich demutsvoll bei solcherart Verpflegung )
LG
Jorge

 tueichler meinte dazu am 02.08.12:
Hey Jorge, schön von Dir zu lesen. Die Verpflegung war aber nicht von Demuth sondern von Helmuth ...

:)

 Lluviagata (02.08.12)
Als langgediente und trotzdem oder gerade deswegen sehr humorvolle Köchin, die natürlich auch in Kantinen ihr Unwesen getrieben hat, kann ich dich und deine nagenden Zweifel nur zu gut deuten und auch verstehen. Scheinbar aßest du hier in einer Intellektuellenbetriebs-Kantine. Denn ein Bauararbeiter zum Beispiel würde solch verhunzte Bratwurst entweder ignorieren, wortlos in den von Zementluft verrohten Magen einschieben oder nach Hälfte des Genusses der ausgebenden 4-Stunden-Kraft um die verschwitzten Ohren knallen. Nur Beschäftigte eines Intellektuellenbetriebes können diese fast melancholisch anmutende Beziehung zu ihrem Futter aufbauen! ^^
Ich habe schon ein wenig lachen müssen, Tom, denn das, was du hier erzählst, ist eine richtiggehende Romanze. Was ich hingegen in meinen 30 Jahren Schufterei erlebt habe, kommt eher einer Satire gleich!

Sehr unterhaltsam, mein Lieber!
Llu ♥

PS: Gemüse mit weichem s - auch wenns scheiße geschmeckt hat! ^^. ;)
(Kommentar korrigiert am 02.08.2012)

 tueichler antwortete darauf am 02.08.12:
Liebe Llu, das Gemüße war aber hart! Naja, ich werd's ändern ;) Sicher ist die Essensqualität immer auch dem Budget geschuldet. Aber etwas Kreativität, außer beim Namen, würde nicht schaden.

Merci vielmal :)

Tom

 Lluviagata schrieb daraufhin am 02.08.12:
Sicher ist die Essensqualität immer auch dem Budget geschuldet.

DAS halte ich für ein Gerücht bzw. ausgemachten Blödsinn, denn man kann auch mit einfachen Mitteln dem billigsten Gericht einen wunderbaren Geschmack geben. Vielleicht denkst du in diesem Zusammenhang mal an deine eigene Mutter oder Großmutter!
Naja ... wenn du nicht gerade bei Grafens geboren wurdest .... ;)

 tueichler äußerte darauf am 03.08.12:
Oh ja! Da hast Du vollkommen Recht. Ich koche selbst gern und verabscheue alle Chemie im Essen. Frisch und Natur schmeckt. Nur glaube ich, dass in einer Kantintnküche für 800 Leute die Mittel in der Richtung beschränkt sind. Dennoch sollte der Chefkoch genügend Phantasie und Können haben, aus dem geringen Budget etwas zaubern zu können. Ich kenne Betreiber, die das hervorragend schaffen. Nur bei uns ist finsterste 70er-Zeit.

 TassoTuwas (03.08.12)
Ich tippe da eher auf "Bäuerinnenbratwurst".
In meiner ersten Kantine gab es etwas, ich weiß nicht mehr wie es schmeckte oder was es war, aber wie wir es nannten werde ich nie vergessen "Chansonettentitten".
In diesem Sinne "Mahlzeit". LG TT
Scrag (24)
(04.08.12)
Dieser Kommentar ist nur für eingeloggte Benutzer lesbar.

 Skala (04.08.12)
Vielleicht kam das Bratwurstfleisch von einem Bauern älteren Semesters. Und es gibt ja Bauern und Bauern. Ein Schäfer bei uns, Jahrgang meines Opas (1934) ist immer noch rüstig, aber in kurzen Hosen die zum Bräunungseffekt führen, habe ich den guten Mann noch nie gesehen, eher in langen Lodenmänteln... Na ja. Oder sie stammt von eher blässlichen aber glücklichen Bauernexemplaren nördlicher Breiten... oder... ach ja. Interessanter Text. Jetzt weiß ich auch, warum ich in der neuerbauten Mensa in meiner ehemaligen Schule nie mittags gespeist habe. Im Wenn-du-übers-Essen-meckerst-siehst-du-Sterne-Restaurant-Mama haben die Gerichte wenigstens Namen, die ihnen rechtkommen. Russischer Hackfleischtopf zum Beispiel. Der ist lecker.

LG, Ranky.
Zur Zeit online:
keinVerlag.de auf Facebook keinVerlag.de auf Twitter keinVerlag.de auf Instagram