Im Bahnhof

Szene zum Thema Fremde/ Fremdheit

von  blauefrau

Im Bahnhof gab es einen Info-Schalter, an dem wir warten mussten. Ich schaute mich in dem Raum des alten Jugendstil-Bahnhofs um. Ich sah einen Tisch, auf den jemand heißes Wasser und Teebeutel gestellt hatte. Dort lagen auch Zuckertütchen und verpackte Kekse. Die Kekspackungen waren mit einem Bild bedruckt :dem Gesicht eines Schwarzen. Eines  dieser Tütchen hatte ich am Tag zuvor in einer Afrika-Ausstellung in einem Museum in Helsinki gesehen. Dort waren einige Stellwände hintereinandergeschaltet, auf denen der Weg eines Schwarzen durch die Welt gezeigt wurde: seine Ausreise aus einem afrikanischen Land, seine Einreise und seine Abschiebung in andere Länder, seine Einreise nach Finnland, sein Aufenthalt hier und seine Abschiebung nicht erst Jahre später, alles dokumentiert anhand der Stempel im Reisepass. Als weiteres Dokument hatte der Ausstellungsmacher eine der Keksverpackungen aufgeschnitten und aufgeklebt: das  Bild eines schwarzen Menschen, gemalt und gedruckt für Werbezwecke .
So wurde dieses Bild für mich ein Zeichen von Fremdheit, Befremdung und Vertrautheit. Es lag offensichtlich "an jeder Ecke" Helsinkis, war im Museum aufgehängt und fand sich im Bahnhof wieder, dem Umschlagplatz für Touristen und Asylanten.

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Kommentare zu diesem Text


 AZU20 (10.02.13)
Denkwürdige Beobachtungen. LG

 blauefrau meinte dazu am 12.02.13:
Mir fiel das nach 2 Jahren noch ein, so gesehen habe ich eine Verbindung dazu. Danke für Dein *. Viele Grüße blauefrau

 Dieter_Rotmund (22.07.15)
Könnte ausführlicher sein. Gerne gelesen.
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