Tür und Angel

Text zum Thema Abschied

von  beneelim

Wenn ich schreiben würde, wie nur für mich allein. Welches Gewicht könnte das haben, das nur mehr das Eigene ist, ein Schriftzug auf beschlagenen Spiegeln? Ich will so tun, als ob. Das für mich so etwas wäre, eine Geschichte an mein morgiges Ich, so wie mein Leben ein Brief sein mag an den, von dem ich mir heute erzähle. Wenn ich so sitze, zwischen Kisten, Geschriebenem, Geschwiegenem, Geschrienem, wenn ich interpunktiere. Irgendwo muss die Schuld ja hin. In geteilte Obsorge. Ins geleerte Zwischendrin. Papierflieger aus gealterten Briefen, Worte im Ausfallschritt bis an seine bissigen Ränder. In Kajal, in schmunzelnden Versen und eine Hand, aus der ich sie einmal geschüttelt habe. Abgehackt. Ein jahrelanger Notfall. Später schiebe ich die eine Kiste näher an die Tür. Soll sie einmal voraus gehen. Mit dickem Textmarker habe ich „Erledigt“ darauf geschrieben und während ich überlege, was ursprünglich darin gewesen ist, beschrifte ich die drei anderen Kartons. Öffne die zweite Schachtel  Zigaretten. Höre auf, zu rauchen. Wichtig ist, wofür man sich entscheidet. Was man sich erlaubt. Ich habe eine offene Tür, etliche Kartons, Sommerhitze, du hast Löskaffee und anderes. Was rund macht, autonom. Was man als Hustensaft verkauft hat, damals, zwischen den Kriegen. In der Zeit, als keiner sicher war, wodurch sich gesund und krank unterscheiden. Vor Olanzapin und Fluoxetin. Lange vor jeder Eindeutigkeit, die sich verschreiben lässt. Eine, meine Hand führt ein Feuerzeug an die Zigarettenspitze. Ich glühe gegen die Abenddämmerung; werde morgen aufhören. Mit Kisten, Liebe und Zigaretten. Mit Schreiben und Schweigen. Ich wollte, es kümmere mich, ob dich das kümmert. Ich wollte, ich wüsste wer du bist. Denn ich habe gelesen, dass sich das erfahren lässt, wenn man liebt. Aber hier, hinter Kisten und Spiegeln, wo jedes Wort lebensgroße Schatten wirft, wo ich nur Licht schaffen kann, wenn ich an meiner Zigarette ziehe, weiß ich nicht einmal, ob.
Es mehr gibt. Als Hustensaft.

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Kommentare zu diesem Text


 Vaga (10.08.13)
Eine Art beschreibende (protokollierte) SinnVerbildlichung eines inneren Chaos'. Die Symbolkraft sowohl des Gegenständlichen als auch des Gegenstandslosen ist in diesem, mich sehr berührenden, Text ein sehr gekonnt eingesetztes Stilmittel. Herzl. Gruß - Vaga.
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