Das stille Sterben der meisten hier - Delirien eines Webmasters

Monolog zum Thema Literatur

von  toltec-head

Das stille Sterben der meisten hier, erfüllt mich nicht mit Schrecken. Pascal - Bah! Was ist die Leere des unendlichen Raumes schon im Vergleich mit der unendlichen Entropie eines Internetliteraturforums? Der Mensch als Pubertätspickel der Erde und das laute Weitermachen der wenigen hier - erfüllen mich auch nicht mit Schrecken. Sondern nur einer gewissen Abscheu. Die still Sterbenden und die Pflanzen in ihrer Unpickeligkeit haben vielleicht ein wenig verstanden. Aber die laut Weitermachenden sicherlich nicht. Denn wenn sie verstanden hätten, dann würden sie nicht laut weitermachen. Sondern still sterben wie die anderen auch. Dabei sterben auch die laut Weitermachenden irgendwann. Nur eben ohne jemals irgendwas verstanden zu haben. Vielleicht inszeniert der ein oder andere Witzbold daslebendesbryanartig noch die ein oder andere Wiederauferstehung. Aber am Ende stirbt auch er. Würde er sich nicht so sehr auf seine Inszenierungen konzentrieren, verstünde er vielleicht wenigstens am Ende ein wenig. Sterbend denkt er aber insgeheim schon an seine nächste Inszenierung und so stirbt er, ohne jemals etwas verstanden zu haben. Zu Sterben ohne etwas verstanden zu haben, DAS erfüllt mich ein ganz klein wenig mit Schrecken. Aber egal. Was geht´s mich an? Ich bin nicht Pascal sondern ein Webmaster.

Verstanden wovon etwas eigentlich? Von den wirklichen Dingen. Nicht Literatur und dergleichen Pubertätspickel des Geistes. Sondern den hard Facts of Life: Traffic und Community. Traffic und Community sind die einzigen Dinge, die wirklich zählen. In the long run we´re all dead. Yeah, Baby! But Traffic und Community will go on forever.  Die still Sterbenden ahnen vielleicht etwas davon: Traffic und Community. So wie Goethe vom Satzbau. Aber die wirklich Verstehenden sind ganz, ganz selten. Nur wer seine Konsequenzen zieht, hat wirklich verstanden. Aber um aus Traffic und Community wirklich Konsequenzen zu ziehen, muss man schon so etwas wie ein Stalin sein. Und das sind nicht nur die Wenigsten sondern praktisch niemand. Goethe und der Satzbau - Bah! Das ist etwas für Pubertierende des Geistes. Traffic, Community und Stalin.  That´s the real Thing. Nur Schade für den alten Knaben, dass er noch kein Internet kannte. Ein Internetliteraturforum, zum Beispiel eines wie ich es betreibe, hätte ihm die Mühen und den menschlichen Gestank so manchen GULAGS definitiv erspart. Die Mühen und der menschliche Gestank des 20. Jahrhunderts - ich möchte da gar nicht dran denken. Die Dinge waren früher so schrecklich, kein Wunder dass ein Goethe oder Benn immer nur an den Satzbau dachten.

Welch ein Glück. Dank Internet kann man im 21. Jahrhundert nun auch ganz ohne Literatur oder GULAG den Zustand innerer Erleuchtung erfahren. Schaut mich an. Bin alle Texte für heute erst Mal durch und geh jetzt duschen. Ob Goethe und Benn Texte geschrieben hätten, wenn sie Internetliteraturforen gekannt hätten? Ich glaube, nein. Die Literatur war doch auch nur ein GULAG. Richtig frei macht erst das Internet.

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Kommentare zu diesem Text


 Songline (30.08.13)
Ich denke an Reality-TV und mache, was ich auch damit tue: Wegzappen.
Immerhin habe ich diesen Text amüsiert gelesen.
Liebe Grüße
Song

 toltec-head meinte dazu am 30.08.13:
Wir zappen uns zu Tode - Buchtitel aus den 80ern, nicht wahr?

 Songline antwortete darauf am 31.08.13:
Ich zappe immer, bis ich bei Navy CiS angekommen bin
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