Das Sein ex post - Sein oder Nichtsein, die uralte Frage

Erörterung zum Thema Existenz

von  loslosch

Scire licet nobis, nihil esse in mortem timendum nec miserum fieri, qui non est, posse; neque hilum differre, an nullo fuerit iam tempore natus, mortalem vitam mors cum immortalis ademit. (Lukrez, ~97 v. Chr. bis ~55 v. Chr.; De rerum natura). Wir dürfen konstatieren, dass durch den Tod nichts zu befürchten ist und keiner elend werden kann, der nicht existiert; und dass es nicht den geringsten Unterschied ausmacht, ob einer jemals geboren wurde, wenn der unsterbliche Tod das sterbliche Leben genommen hat.

Lukrez stellt diskret Vergleiche an zwischen dem menschlichen Leben post mortem und dem nie gezeugten. Post festum liegt sozusagen kein Unterschied vor. Der schlichte wie grandiose Gedanke blendet das Gedenken der Lebenden an die Toten aus. Ein Unterschied, der die Toten und die Nicht-gelebt-Habenden allerdings nicht elementar berühren kann.

Kleiner Gedankenblitz mit nur einem einzigen Stilelement: Mors immortalis - der unsterbliche Tod. Gerade dieses passt zum Vortrag. Lukrez in Höchstform.

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Kommentare zu diesem Text

Graeculus (69)
(19.10.13)
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 loslosch meinte dazu am 19.10.13:
na, ich setz mal den link zu graikiskos:

 hier.

es empfieht sich, lukrez und epikur zu kugeln. bei lukrez findet man den hinweis auf albert einstein. jawohl!

das biermann-zitat könnte auch auf gescheiterte beziehungen verweisen.

 TrekanBelluvitsh (19.10.13)
Nun, der Tod kann nur unsterblich sein, wenn man ihn als Zustand begreift. Das ist allerdings Glaube. Wenn er ein Ereignis ist, dann sieht die Sache schon ganz anders aus...

 loslosch antwortete darauf am 19.10.13:
ja, ein ereignis. als zustand ein stilelement.
P. Rofan (44)
(19.10.13)
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 loslosch schrieb daraufhin am 19.10.13:
von der seinsfrage zu kurti. witzig!
P. Rofan (44) äußerte darauf am 19.10.13:
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 EkkehartMittelberg (20.10.13)
Ja, Lukrez in Höchstform. Dennoch kann man seinem Gedanken widersprechen, denn er bestreitet indirekt den Sinn von Leben, wenn kein Unterschied zu jenen besteht, die nicht gelebt haben.
Im Hinblick darauf, dass wir in unseren Nachkommen weiterleben, sehe ich einen Unterschied zwischen jenen, die gelebt haben, und und solchen, die gar nicht exisitert haben. Aber darauf hast du mit dem Stichwort "Andenken" bereits verwiesen.

 loslosch ergänzte dazu am 20.10.13:
du kennst de natura rerum besser als ich, vermutlich. das andenken an die toten war in der antike wohl stärker noch verwurzelt als heute. daher dürfte lukrez an anderer stelle den faden aufgenommen haben. mit respekt vor dem großen lukrez schrieb ich vom "ausblenden" in dieser sentenz. graeculus könnte es vllt. wissen.
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