Die Mischehe

Text zum Thema Existenz

von  GastIltis

Neulich bin ich wieder mal auf den Begriff Mischehe gestoßen. Aha, dachte ich, interessant. Erinnert an Gemischt- oder Kolonialwaren, ist also Geschichte. Doch im selben Atemzug fiel mir die gleichgeschlechtliche Ehe ein, das Schlagwort der letzten Jahre. Gleichgeschlechtlich und gemischt ist scheinbar etwas substantiell gänzlich Verschiedenes. Gemischt! Gemischtgeschlechtliche Ehe. Das ist es! Kurz: Mischehe. Klar, wie im Theater, die Rollen werden verteilt. Ich übernehme den Mann, sie die Frau. Klamotten liegen im Fundus.

Wäre da nicht der Ausdruck Einehe! Zu zweit? Schlecht. Irgendwann kam die Erleuchtung: ein Paar! (Ein paar Zeitungen, zwei Parteizungen). Nein, und bei gleichgeschlechtlichen? Ist alles möglich. Auch eineiige Einehen? Wer weiß das heute schon. Dann läuft noch der Terminus Dualehe. Doch. Dualehe. Das scheint eine Einehe plus einem dritten überirdischen Partner zu sein, dessen Einfluss offenbar sehr speziell ist. Nur: was geschieht, wenn einer der irdischen Protagonisten aus profanen oder unerklärlichen Gründen abspringt oder das Weite sucht, zum Beispiel in eine simple Misch- oder gar wilde Ehe hinein? Oder sich umorientiert oder outet? Dann sind die ausgeschiedenen Verdauungsreste am Dampfen.

Nochmal zurück zur Mischehe: was ist, wenn nun ein katholischer Afrikaner eine gleichgeschlechtliche Ehe mit einem muslimischen Franzosen eingeht? Muss er sich dazu den Segen vom Oberhirten erbitten, oder reicht ein Ausflug in die Camargue, das hätte ich gern gewusst.
Übrigens, meine Frau und ich wollten wegen der Steuervergünstigungen ursprünglich einen gemeinnützigen Verein gründen, aber dafür benötigt man sieben Mitglieder. Und solange wollten wir nicht warten. Nun leben wir in einer klassischen Zwei-Personen-Mischehe. Ohne Vorstand und Schatzmeister, jedenfalls nominell.


Anmerkung von GastIltis:

Empfohlen von: plotzn, Hilde, Sätzer, LottaManguetti, Stelzie, EkkehartMittelberg, SinOnAir, mystika.
Lieblingstext von: Hilde.
Große Zeit!

Hinweis: Du kannst diesen Text leider nicht kommentieren, da der Verfasser keine Kommentare von nicht angemeldeten Nutzern erlaubt.

Kommentare zu diesem Text

Cora (29)
(25.03.19)
Dieser Kommentar ist nur für eingeloggte Benutzer lesbar.

 GastIltis meinte dazu am 25.03.19:
Hallo Cora, danke für deine Mühe. Die Nazis, um darauf einzugehen, haben ja alles, was ihnen für ihre Zwecke von Nutzen war, über alle Gebühr missbraucht. Von der Kunst über das Leben des Einzelnen bis hin ganzer Völker. Unabhängig, ob es das vorher schon gab oder nicht. Und das tun sie auch heute noch bzw. täten es, wenn man sie ließe. Sie drängen und werden gestoßen. Absicht und Dummheit im reziproken Verhältnis.

Der von dir zitierte Satz ist natürlich das, was man als „ad absurdum führen“ bezeichnet. Überspitzt dargestellt, dennoch denkbar und nicht weniger Realsatire als das Leben.
Danke und LG von Gil.
Sätzer (77)
(25.03.19)
Dieser Kommentar ist nur für eingeloggte Benutzer lesbar.

 GastIltis antwortete darauf am 25.03.19:
Hallo Sä, dabei sind das Matriarchat und das Patriarchat sowie die Vielehen (z.B. nur Mormonen, Araber: als ich in Abu Dhabi war, siehe meine Kopfbedeckung, hat der Pförtner einer Ölraffinerie erwähnt, er hätte vier Frauen) gar nicht genannt. Da du viel herumgekommen bist, wird sich deine „echte“ Verwirrung eher in Grenzen halten. Danke + herzliche Grüße von Gil.

 LottaManguetti (25.03.19)
Ja zur Mischehe!
Nur, warum brauchen wir einen Begriff für das Normalste von der Welt?

Der Mensch sucht sich einen Partner, um die Evolution vorwärtszutreiben (oder wahlweise, um einen Partner überhaupt an seiner Seite zu wissen). Suchte er sich einen Partner aus dem engeren Familienkreis, dann wäre das ungesund. Ergo, schlussfolgere ich, Mischehen sind das Gesündeste, Normalste und Nachhaltigste überhaupt.
Nun aber drängt sich mir erneut die Frage auf: Wozu brauchts da einen Spezialbegriff? Wäre es nicht sinnvoller, Ehen unter Verwandten mit einem speziellen Begriff zu versehen, da sie der evolutionären Unbedenklichkeit entgegenwirken?

Lotta

Kommentar geändert am 25.03.2019 um 10:56 Uhr

 GastIltis schrieb daraufhin am 25.03.19:
Hallo Lotta, bei der Länge deines Beitrages erhoffe ich mir wieder deine gesundheitliche Frische!
Natürlich muss man Texte auch benutzen, um gewisse Unwahrheiten zu äußern. Das mit dem Verein wäre zu DDR- Zeiten nicht möglich und wenig sinnvoll gewesen. Damals gab es mehr Zweckehen. Als ich meiner späteren Frau sagte, dass wir eine Wohnung bekommen könnten, aber davor heiraten müssten, war sie peinlich berührt. An der Tatsache, dass sie dennoch „Ja“ gesagt hat, erkennst du, welchen Stellenwert damals eine Wohnung hatte. An einem 6.5. bekamen wir die besagte Wohnung, während der Hochzeitstermin am 11. lag. Und du wirst es nicht glauben, ein „Werktätiger“ hat sich noch darüber beschwert, dass ihm als Verheiratetem ein Unverheirateter bei der Vergabe vorgezogen wurde. Tatsache! Da bekam man gemischte Gefühle. Danke + LG von Gil.
Stelzie (55)
(25.03.19)
Dieser Kommentar ist nur für eingeloggte Benutzer lesbar.

 GastIltis äußerte darauf am 25.03.19:
Liebe Kerstin, du siehst das sehr pragmatisch. Und das ist auch gut so, um es mit Wowereit zu sagen. Ich las gerade von einer wahren „Köpenickiade“, in der es kurz vor der Wende ein Mann geschafft hatte, sich einen Standesamtstermin zu besorgen, obwohl ihm für den nächsten Tag schon die Ausreise bewilligt worden war. Die frischgebackene Ehefrau konnte nun, das war nach so einer Helsinki-Konferenz, auf der Honecker wohl Zugeständnisse machte, über die er sich selbst nicht im Klaren war, einen Antrag auf Familienzusammenführung stellen, der auch genehmigt wurde. Wohl einmalig! Danke und viele Grüße von Gil.

 EkkehartMittelberg (25.03.19)
Für die Oberhirten der katholischen Kirche ist die Mischehe noch längst nicht Geschichte. Meine katholische Frau wurde deswegen exkommuniziert. Religiöse Sanktionen aller Formen von Ehe sollten immer wieder kritisiert werden.
HG
Ekki

 GastIltis ergänzte dazu am 25.03.19:
Hallo Ekki, das ist schon ein guter Beitrag. Meinen Text hatte ich ja nicht geschrieben, um einen historischen oder philosophischen Abriss zum Thema des Zusammenlebens von Mann und Frau zu liefern, sondern um einen persönlichen Aspekt zur Diskussion zu stellen. Dass ihr ganz besonders betroffen sein könntet, wäre mir nie in den Sinn gekommen. Aber es ist gut, besonders deshalb, weil du, zu deiner Frau kann ich mich nicht äußern, aber sicher ist es nicht anders, über die notwendige Gelassenheit verfügst und so sehr über diesen Belangen stehst, dass euch kleingeistige Anfeindungungen weder linear berühren noch tangieren. Ein Thema für jede Zeit! Danke und sei gegrüßt. Gil.

 EkkehartMittelberg meinte dazu am 25.03.19:
Danke, Gil, du schätzt die Reaktionen von meiner Frau und mir ganz richtig ein.

 Dieter_Rotmund (25.03.19)
Du vergisst ganz die Vereinnahmung des Begriffs der Mischehe durch die Nationalsozialisten. Ansonsten gerne gelesen.

 GastIltis meinte dazu am 25.03.19:
Hallo Dieter, Cora hatte ja schon darauf aufmerksam gemacht. Natürlich ist der Begriff durch die NS-Zeit zusätzlich schwer belastet worden. Ähnlich ist es mit Filmen und Filmmusiken. Nimm nur aus der Feuerzangenbowle den schönen Kanon „Der Frühling liebt das Flötenspiel“. Erich Knauf, Textdichter und Komponist des schönen Liedes, wurde noch 1944 von den Nazis enthauptet, weil er im Luftschutzraum Witze (gegen Goebbels) erzählt hat. Der Mann und sein Zuhörer, und das schöne Lied, alles verstummt. Und die Rechte am Film befinden sich im Besitz einer AfD-Angehörigen. Deutsche Kultur, du wirst schon in die rechten Hände gelangen. Einen Priebke wollte man auch noch zu seinem hundertsten Geburtstag in allen Ehren feiern. Der Begriff „Mischehe“ allein macht es nicht! Der alte neue Geist, „wir wollen marschieren“ (Höcke), er macht die Musik. Und wir sehen seelenruhig zu! Ohne mich! LG von Gil.

 Dieter_Rotmund meinte dazu am 25.03.19:
Es steht Dir frei, Dich in einer politischen Partei oder Bewegung oder sonstigen Interessenverband zu engagieren. Aber dazu sind sich die allermeisten zu fein, sagen das dämliche "die da oben machen doch nur was sie wollen". Nun, ja.

 GastIltis meinte dazu am 25.03.19:
Dieter, ich bin einer von denen da oben: Vereinsvorsitzender. Übrigens der letzte. 2018 haben wir die Satzung geändert. Jetzt ist sie vom Amtsgericht bestätigt: nach der nächsten Mitgliederversammlung haben wir nur noch einen Vorstand ohne Ämter!
Sin (55)
(25.03.19)
Dieser Kommentar ist nur für eingeloggte Benutzer lesbar.
Sin (55) meinte dazu am 25.03.19:
Diese Antwort ist nur für eingeloggte Benutzer lesbar.

 GastIltis meinte dazu am 25.03.19:
Hallo Rothaut, manchmal muss man sich informieren. Ist passiert. Der Web hat einen Prellbock gesetzt. Die Bösen prallen ab, die Guten laufen vorbei. Sonst wärst du nicht da. Auf dich wollte keiner hören. Warum eigentlich? Klar, du warst am falschen Ort. Hier bist du richtig! Zum Brunnen geht es in den Irak: we got him! Wird es danach besser? Nicht mit den verkehrten Leuten. Man staunt immer wieder. Übrigens wohnt jetzt ein Herr Lucke in meinem Dorf. Passt zu deinem Stichwort. Danke und LG von Gil.

 TrekanBelluvitsh (25.03.19)
Es gibt sicherlich einige, die dir widersprechen würden. Die wollen bestimmte Ansichten zementieren. Sind das darum Zementmischer? Oder, wenn ihre Ansichten noch starrer sind, gar Betonmischer? Das würde misch interessieren.

 GastIltis meinte dazu am 25.03.19:
Danke Trekan, für mich kein Problem. In einem anderen Forum, glaube LL, war ich in einem Streit plötzlich selbsternannter Verkehrsrechtsanwalt. Zugunsten einer Dame. Hier bin ich vom Bau. Komme: mit Fahrmischern, Rüttlern und/oder einer Dehydrierungsanlage, ganz nach Wunsch. Lasse auch Probewürfel anfertigen. Alles nach Plan. Auftraggeber zahlt im Voraus. Und in Bar. Fragen? LG von Gil.
mystika (70)
(25.03.19)
Dieser Kommentar ist nur für eingeloggte Benutzer lesbar.

 GastIltis meinte dazu am 25.03.19:
Liebe mystika, richtig, hat sich schon bei den Ägyptern nicht ausgezahlt. Die Inzucht bzw. Geschwisterehe. Und das mit der eineiigen Einehe war mehr ein Scherz und bezog sich auf das innige Verhältnis, das Zwillinge naturgemäß verbindet. Ich danke dir und grüße dich hrzlich. Gil.
Hilde (62)
(26.03.19)
Dieser Kommentar ist nur für eingeloggte Benutzer lesbar.

 GastIltis meinte dazu am 26.03.19:
Liebe Marie, danke! Ich freue mich über jeden deiner Texte und Kommentare. Es ist erbaulich, wenn über Entfernungen, die man gar nicht kennt, ein Gleichklang besteht, der allen nützen könnte, die dafür offene Herzen haben. Herzlich grüßt dich Gil.

 plotzn (02.04.19)
Lieber Gil,
die eineiige Einehe hätte doch was. Kein Zoff mehr mit dem Partner. So was kommt in zivilen Ehen (im Gegensatz zur unzivilisierten Ehe) auch selten vor.
Die Zwei-Personen-Mischehe ist so stino wie der Zwei-Hand-Mischbatterie - fast schon langweilig. Interessanter vielleicht die Einloch-Mischbatterie, aber ich schweife ab...

Schöne Text, Herr Fast-Vorstand! (Beim DFB wäre gerade ein Posten frei...)

Liebe Grüße,
Stefan

 GastIltis meinte dazu am 05.04.19:
Hallo Stefan, mit der eineiigen Einehe bist du wahrscheinlich nicht genug in die Tiefe gegangen. Im alten Ägypten war die Geschwisterehe üblich. Ob sie unter Zwillingen und speziell eineiigen auch zustande kam, ist nicht überliefert. Aber projizier das mal in die Verrücktheit der Gegenwart. Hier breche ich vorsichtshalber ab, um deine Bemerkung vom Fast-Vorstand zurückzuweisen. Warum? Weil ich schon im zwölften Jahr Vorstandsvorsitzender eines Vereins bin. In dem Fall mit 140 Mitgliedern. Die Satzung füge ich nicht bei. Ich nenne dir zum Spaß den Namen: Großer und Kleiner Eichwerder e.V. Da kannst z.B. du nicht so ohne weiteres Mitglied werden. Nur nebenbei.
Ansonsten hast du dir viel Mühe gegeben, ich mir auch. Im nächsten Leben probiere ich vielleicht mal was anderes. Danke und sei gegrüßt von Gil.

 plotzn meinte dazu am 06.04.19:
Oh Verzeihung, großer Vorsitzender! Dann bist du ja noch qualifizierter für den DFB-Posten. Von 140 auf 7 Millionen Mitglieder ist der Sprung nicht mehr groß.
Ich halte es da mehr mit Graucho Marx: "Ich mag keinem Club angehören, der mich als Mitglied aufnimmt."

Liebe Grüße
Stefan

 GastIltis meinte dazu am 07.04.19:
Apropos Club: bin schon Mitglied im Templerclub. Frag nicht nach der Höhe des Jahresbeitrages ... :-(
Zur Zeit online:
keinVerlag.de auf Facebook keinVerlag.de auf Twitter keinVerlag.de auf Instagram