Mollusk II

Kurzprosa zum Thema Existenz

von  RainerMScholz

Wie soll ich Verständnis aufbringen für etwas, das außerhalb meiner kognitiven Wahrnehmung liegt. Wüsste ich nicht, was Automobile sind, sagen wir, weil ich aus der Zeit gefallen sei, machte ich die naheliegende verstörende Beobachtung, dass diese glänzenden rastlosen Koleopteren all die Menschen fressen, die sie dann, nachdem sie mit ihnen davongeschossen sind, unverdaut – meistens –  wieder in die Welt erbrechen. Seit sehr geraumer Zeit laufen wir Menschen Gefahr, einfach so vom Erdboden zu verschwinden, werden zerstäubt, vaporisiert, von jetzt auf nun, in einem Augenblick, weil ein Gott oder ein Teufel an anderer Stelle einen Knopf drückt oder eine Lunte ansteckt. Wenn ich diesen Zusammenhang nicht kenne oder begreife, fragte ich mich nicht, ob dieser Mensch, der eben noch neben mir stand, der mein Nachbar gewesen sein mochte, ist dieser Mensch der Entrückung teilhaftig geworden, ist er zur Hölle gefahren? Und ist das nicht zutiefst furchteinflößend, wenn ein Mensch, eine Welt, so verschwinden kann, als wäre an der Stelle, an der dieses Wesen eben noch Raum griff, nie etwas gewesen. Ist das nicht unbegreiflich? Nein, es ist bedauerlich, aber wir sind in der Lage, das zu verstehen und es zu bewerkstelligen. Wir können Lebewesen zu Schatten an einer Mauer machen, sie durch einen Blitz auslöschen, zerstäuben. Wir wissen wie das geht. Der Himmel ist blau nichtsdestotrotz. Ein Zauberwerk.
Manchmal sind Mollusken Zuckerschnecken.
Steh auf, Lazarus, und geh.


© Rainer M. Scholz

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Kommentare zu diesem Text


 Habakuk (12.07.17)
Nicht übel.

Gruß

 RainerMScholz meinte dazu am 12.07.17:
Ich breche einen Dank.
Gruß
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