4. Kapitel . das Hopfenfest nach Maria Himmelfahrt .

Erzählung zum Thema Heimat

von  kirchheimrunner

Der Marx von Brandloh und der Weinzierl Jackl von Willertshausen wetteiferten schon seit der Vorkriegszeit um die Krone des Hopfenkönigs.

Wer hatte die meisten Hopfenstöck? Mal war es der Marx, ein andermal konnte der Weinzierl die meisten gelben Dolden an den Hopfenjuden verkaufen.

Schwarzgeld - unter der Hand verdientes; - mit dem er den andern Halb- und Viertelbauern im Gäu ihre Hopfengärten abluchsen konnte.

So war das damals.  Keiner, und wenn er sich noch so sehr auf seine Bockbeine gestellt hätte, der hätte irgendetwas daran geändert.

Alles würde so bleiben wie es war; - dafür würden sie schon sorgen, die Honoratioren des Halledauer Hopfenadels.

Geheiratet wurde nur untereinander: „Unter zwanzigtausend Stöck und fuchzehn Doppelzenter Freihopfen geht, gar nix;
- merk dir des; -  weil, wo kämen wir denn da hin wenn jeder dahergelaufene Haberfeldtreiber sich als Hopfenbauer aufspielen würde? So hatte der alte Weinzierl den Küblböck Benedikt abblitzen lassen, als er ganz vorsichtig nachfragte, ob nicht sein Lorenz, (der war ja ein fleißiger Kerl) und dem  Weinzierl seine Marie vielleicht…

Diese Predigt über das Geld hat den Benedikt gereicht. Nie wieder würde er mit so etwas anfangen. Er würde sein Maul halten, er würde weiter kuschen.

Und im Lenz bohrte deshalb nicht nur der Neid, - es wuchs auch der Zorn. Aber trotzdem, als wie jedes Jahr nach Maria Himmelfahrt, so gegen Ende August das Hopfenzupfen begann war man sich wieder einig:

Zusammenhalten musste man. Die Kleinen und die Großkopferten; - und dazu gesellte sich ein unzähliges Heer von Saisonarbeitern: Abenteuerlustigen Stadtmenschen, Wanderarbeiter aus Polen und Ungarn. Zigeuner, Heimatlose … Vertriebene, entsprungene Häftlinge, sie alle wurden für zwei Wochen wie Leibeigene gehalten. Fünfzehn Pfennige bekamen sie für einen Korb der bitteren grün-goldenen Dolden.

Hopfenzupfen war halt Gemeinschaftsarbeit:

Die Bauern fuhren mit den Schleppern in die Hopfengärten, die jungen Burschen rissen die meterlangen Ranken von den Drahtverspannungen und schlichteten sie auf die Pritschenwägen. Wenn es regnete wurden die goldenen Dolden in stickigen, staubigen und luftarmen Scheunen in Handarbeit von den Reben heruntergezupft.

Noch schlimmer war es bei der Gluthitze, die im Spätsommer oft tagelang über der Halledau brütete. Die Männer arbeiteten mit Filzhut und nacktem Oberkörper bis die Haut verbrannt war. Die Frauen und Mädchen banden sich Kopftücher um und schufteten von Sonnenaufgang bis Sonnenuntergang.

Die Drecksarbeit machten die Polacken.

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Kommentare zu diesem Text


 Dieter_Rotmund (11.01.14)
Gefällt mir gut, aber nach fast jedem Satz ein Absatz scheint mir doch ein bisschen arg oft, oder?
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