Ich nehme kein Ende mehr, seit dem du mein Anfang warst.

Kurzprosa

von  Unbegabt

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Ich wandere auf blauschwarzem gebrochenem Asphalt von einer Lichtinsel zur nächsten, taumele und falle. Mit brennenden Knien und Augen muss ich einen Moment überlegen, ob es sich lohnt wieder aufzustehen, aber die sich ausbreitende Kälte siegt. Als ich mich hochdrücke, sehe ich mit Verachtung schon die Mücken, die ihren unermüdlichen Tanz um die Lichter der Nacht herum vollführen. Es ist viel zu kalt für die kleinen Blutsauger, denke ich und bilde mir ein, der Frost der mein Herz deinetwegen im Griff hat, wäre mehr als nur ein Gefühl.

Ich gehe weiter die dunklen Straßen entlang, bis es mehr verfallene als bewohnte Häuser gibt. Hier ist es still, so still, dass ich mein Herz schlagen höre und anfange  mir Schritte in meinem Rücken einzubilden. Eine Gänsehaut ziert meine Arme und ich muss daran denken, wie hässlich und erbärmlich ich diese urinstinktive Reaktion bei uns Menschen finde und, dass es da manchmal diese Momente gab, wo die Nacht für mich voller Poesie steckte. Nur heute lassen ihre Nicht-, oder Dochgeräusche meine Gedanken paranoid, meine Schritte schneller und meine Hände feucht werden. Furcht ist gesund, sagt mein Verstand in seinem ätzendsten Tonfall und ich setzte meine Kopfhörer auf, um ihn zu übertönen.
This is how an angel cries,  blame it on my own sick pride“, rotzt mir eine Stimme unter dröhnenden Bässen ins Ohr und ich merke, wie sich unsichtbare Seile, die meinen Brustkorb umspannen lockern. Ich atme aus und denke gleichzeitig, dass du es verdient hättest, wenn mir etwas zustößt.

Es ist nie leicht zu streiten, aber noch schwieriger ist es, wenn du nur Entschuldigungen zu hören bekommst. Du gerätst ins Wanken und meistens fällst du dann tiefer als beabsichtigt. Und ja, deine Hand ist immer da um mich aufzurichten, aber verdammt, es wäre ihre Aufgabe mich gar nicht erst fallen zu lassen.

Dann eine Stunde später, wieder zwischen vier weißen Wänden, sitze ich erschöpft auf dem Boden und schreie doch in ein Kissen und merke zu spät, dass es noch nach dir riecht. Es bricht mich, dass du mein Schlafrezept und -problem im selben Atemzug bist.

Denn manchmal habe ich das Gefühl,
ich nehme kein Ende mehr, seit dem du mein Anfang warst.

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Kommentare zu diesem Text

Zweifler (62)
(02.04.14)
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 Unbegabt meinte dazu am 02.04.14:
ich bedanke mich recht herzlich. :)

 SunnySchwanbeck (02.04.14)
und sie ist wieder da.
wobei du eigentlich nie fort warst.

das ist gut, das ist sehr gut, berührend und ich lese dich raus, das ist nicht mehr die kleine unbegabt von früher, das ist meine beste.

" Ich atme aus und denke gleichzeitig, dass du es verdient hättest wenn mir etwas zustößt."

und

"Dann eine Stunde später, wieder zwischen vier weißen Wänden, sitze ich erschöpft auf dem Boden und schreie doch in ein Kissen und merke zu spät, dass es noch nach dir riecht. Es bricht mich, dass du mein Schlafrezept und -problem im selben Atemzug bist."

berühren ganz tief und ich liebe was du schreibst, wie du schreibst.
ichliebedich.

 franky (02.04.14)
Hi Unbegabt,

„Ich nehme kein Ende mehr, seit dem du mein Anfang warst.“

Das allein wäre schon eine Besternung wert.
Ein ganz starker Text, der von Gedankenblitzen nur so funkelt.

Herzliche Grüße

Von Franky

 Unbegabt antwortete darauf am 02.04.14:
meinen dank dafür!

 AZU20 (02.04.14)
Starker Text, gern gelesen. LG

 Fuchsiberlin (02.04.14)
Ich klicke für diesen Text den "Gefällt-mir"-Button an, visiere also KV-technisch betrachtet per Mausklick "Text-empfehlen" an.

PS: Wieso wähltest Du den Nick "Unbegabt"?

LG
Jörg

 blauefrau schrieb daraufhin am 01.05.14:
Mich erinnert die Überschrift heftig an ein Buch eines verstorbeneen italienischen Journalisten: Das Ende ist mein Anfang.

 Judas (12.08.14)
Hach der Text ist wirklich toll. (nutzloser Schleimscheißer-Kommentar, ich weiß ^^')
KeinAutor (40)
(31.12.17)
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