Moffen und Liebe, liebe Moffen
Kurzgeschichte
von Hartmut
„De kampeerplaats is vol“, ist die unfreundliche Antwort des Mannes bei der Anmeldung auf dem Campingplatz Stortemelk. Wir glauben es nicht und bauen trotzdem auf dem weitläufigen Gelände unser 2-Mann-Zelt auf. Wo sollen wir auch hin? 14 Tage Nordsee liegen vor uns. Schon in der ersten Nacht bekommen wir unangenehmen Besuch. Der Reißverschluss des Zeltes bewegt sich nach oben, eine Taschenlampe blendet uns. Wir sind allein wird festgestellt, und der Spuk ist zu Ende.
In der Nähe der Waschräume stehen Tischtennisplatten, die abends, wenn der Seewind sich beruhigt, umringt sind. Wir beide können Tischtennis spielen, haben allerdings unsere Schläger nicht dabei. Mir fällt ein Mädchen mit kurzen, blonden, ja fast weißen Haaren auf, die mit ihrer Partnerin ein temperamentvolles, aggressives Spiel spielt. Ihre Schmetterbälle sind brandgefährlich und die Freude über einen Punkt wird begleitet von einem kleinen Sprung.
Die friesisch-niederländische Sprache ist uns fremd, wir verstehen kaum etwas. Sie und ihr Spiel sind schön anzusehen. Wir stehen da, kommentieren das Spiel, klatschen. Zu viel Beachtung? Zu nah? Zu indiskret? Es fällt zum ersten Mal das Wort „Moffen“. Am selben Abend, das Geräusch des Reißverschlusses weckt uns und eine Stimme sagt: „ Daar liggen Moffen.“ Keine Beanstandung, keine Mädchen, die mit im Schlafsack liegen. Es wird wieder dunkel, das nahe Meer hinter der Düne rauscht uns in den Schlaf zurück.
Am nächsten Tag sind wir wieder Zuschauer. Mieke, wie das weißblonde Mädchen heißt, unterbricht ihr Spiel, rennt weg, kommt mit zwei Schlägern zurück und fordert uns auf, ein Doppel zu spielen. Wir verlieren! Wir gehen nicht unter, aber wir waren nicht auf das Spiel vorbereitet, zu verwirrt über die Einladung.
Zwei Tage später, zwischen Samstag und Sonntag, werden wir uns küssen, davor aber kann ich sie in einem Spiel schlagen. „Proficiat“, mehr sagt sie nicht, nimmt den Schläger und geht Richtung „terrein voor meisjes“. Ich schaue ihr nach. Schlank muss sie sein, ihr etwas zu großer Trainingsanzug bildet überall Falten. Außerdem ist sie barfuß, die lange Hose wird an den Fußknöcheln mit einem Gummiband gehalten.
Nach dem Spiel am Nachmittag sehe ich sie abends im Strandcafé wieder. Hier treffen sich die Jugendlichen des Campingplatzes. Es ist eher eine große Bretterbude unten am Meer, mit Laternenbeleuchtung. Der Piratensender „Radio Veronica“ ist zu hören. Sie ist mit ihrer Tischtennispartnerin da, redet, raucht, lacht und hat eine Flasche Bier in der Hand. Ich lächele sie an, habe ich sie doch heute in einem ernsten, leidenschaftlichen Spiel besiegt. Sie kommt auf mich zu, reicht mir ihre Flasche und sagt: „Wil je? Je was goed! Jammer, een revanche is niet mogelijk, morgen ga ik naar huis.“ Was will sie von mir? Ich nehme einen Schluck und auch mein Freund bekommt die Flasche gereicht. Auf dem gemeinsamen Heimweg will sie küssen. Das gibt sie mir sanft zu verstehen, indem sie sich unterhakt, als wir allein durch einen dunklen Kiefernwald gehen. Ich bleibe stehen und ziehe sie näher zu mir. Der erste Kuss. Beim dritten Kuss berühre ich ihren Busen. „Ik heb nog nooit een Mof gekust“, flüstert sie und sucht meinen Mund.
Wir verabreden uns noch für den Morgen. Die Fähre zum Festland geht um 7 Uhr. Das Schiffshorn zur Abfahrt meine ich noch gehört zu haben.
…………………………………………………………
Später, viel später bin ich wieder auf Texel, suche das Strandcafè, meine es gefunden zu haben. Hier müsste es gestanden haben, hier möchte ich sie noch einmal sehen. Ältere Herrschaften sitzen jetzt hier, windgeschützt, mit Blick aufs Meer, auf dem Tisch „Kopje Koffie“.
Den Muschelweg zum Campingplatz gibt es noch, finde auch den Kiefernwald, er wird fortbestehen, so wie die Erinnerung an einen (leidenschaftlichen) Kuss.
In der Nähe der Waschräume stehen Tischtennisplatten, die abends, wenn der Seewind sich beruhigt, umringt sind. Wir beide können Tischtennis spielen, haben allerdings unsere Schläger nicht dabei. Mir fällt ein Mädchen mit kurzen, blonden, ja fast weißen Haaren auf, die mit ihrer Partnerin ein temperamentvolles, aggressives Spiel spielt. Ihre Schmetterbälle sind brandgefährlich und die Freude über einen Punkt wird begleitet von einem kleinen Sprung.
Die friesisch-niederländische Sprache ist uns fremd, wir verstehen kaum etwas. Sie und ihr Spiel sind schön anzusehen. Wir stehen da, kommentieren das Spiel, klatschen. Zu viel Beachtung? Zu nah? Zu indiskret? Es fällt zum ersten Mal das Wort „Moffen“. Am selben Abend, das Geräusch des Reißverschlusses weckt uns und eine Stimme sagt: „ Daar liggen Moffen.“ Keine Beanstandung, keine Mädchen, die mit im Schlafsack liegen. Es wird wieder dunkel, das nahe Meer hinter der Düne rauscht uns in den Schlaf zurück.
Am nächsten Tag sind wir wieder Zuschauer. Mieke, wie das weißblonde Mädchen heißt, unterbricht ihr Spiel, rennt weg, kommt mit zwei Schlägern zurück und fordert uns auf, ein Doppel zu spielen. Wir verlieren! Wir gehen nicht unter, aber wir waren nicht auf das Spiel vorbereitet, zu verwirrt über die Einladung.
Zwei Tage später, zwischen Samstag und Sonntag, werden wir uns küssen, davor aber kann ich sie in einem Spiel schlagen. „Proficiat“, mehr sagt sie nicht, nimmt den Schläger und geht Richtung „terrein voor meisjes“. Ich schaue ihr nach. Schlank muss sie sein, ihr etwas zu großer Trainingsanzug bildet überall Falten. Außerdem ist sie barfuß, die lange Hose wird an den Fußknöcheln mit einem Gummiband gehalten.
Nach dem Spiel am Nachmittag sehe ich sie abends im Strandcafé wieder. Hier treffen sich die Jugendlichen des Campingplatzes. Es ist eher eine große Bretterbude unten am Meer, mit Laternenbeleuchtung. Der Piratensender „Radio Veronica“ ist zu hören. Sie ist mit ihrer Tischtennispartnerin da, redet, raucht, lacht und hat eine Flasche Bier in der Hand. Ich lächele sie an, habe ich sie doch heute in einem ernsten, leidenschaftlichen Spiel besiegt. Sie kommt auf mich zu, reicht mir ihre Flasche und sagt: „Wil je? Je was goed! Jammer, een revanche is niet mogelijk, morgen ga ik naar huis.“ Was will sie von mir? Ich nehme einen Schluck und auch mein Freund bekommt die Flasche gereicht. Auf dem gemeinsamen Heimweg will sie küssen. Das gibt sie mir sanft zu verstehen, indem sie sich unterhakt, als wir allein durch einen dunklen Kiefernwald gehen. Ich bleibe stehen und ziehe sie näher zu mir. Der erste Kuss. Beim dritten Kuss berühre ich ihren Busen. „Ik heb nog nooit een Mof gekust“, flüstert sie und sucht meinen Mund.
Wir verabreden uns noch für den Morgen. Die Fähre zum Festland geht um 7 Uhr. Das Schiffshorn zur Abfahrt meine ich noch gehört zu haben.
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Später, viel später bin ich wieder auf Texel, suche das Strandcafè, meine es gefunden zu haben. Hier müsste es gestanden haben, hier möchte ich sie noch einmal sehen. Ältere Herrschaften sitzen jetzt hier, windgeschützt, mit Blick aufs Meer, auf dem Tisch „Kopje Koffie“.
Den Muschelweg zum Campingplatz gibt es noch, finde auch den Kiefernwald, er wird fortbestehen, so wie die Erinnerung an einen (leidenschaftlichen) Kuss.