Meine Elefantenweste

Kurzgeschichte zum Thema Mensch und Tier

von  Jorge

Der Zöllner musterte mich von oben bis unten und brabbelte etwas von Artenschutz.
Ich nahm meine kleine Umhängetasche aus der Plastebox, zog meine Sandalen  an und war zum Glück eingecheckt.
Es ging offensichtlich wieder einmal um meine Weste aus Elefantenleder.
Dabei schleppen zig Leute Stoßzähne durch den Zoll, aber bei mir machen sie ewig Sperenzien.

Alles fing vor Jahren unweit von Mombasa an. Frederic und ich lebten in einer Lodge. 
Inoffiziell waren wir Müßiggänger und Faulpelze, aber für unsere Eltern waren wir Forscher in Afrika.
Frederic studierte zu dieser Zeit Afrikanistik und erzählte allen Mädchen, dass er an seiner Promotion arbeite, die sich mit dem Fallverhalten von überreifen Kokosnüssen beschäftigte.

Wir waren braungebrannt und hatten ewig gute Laune. Zum täglichen Allerlei gehörte auch die Arbeit mit Jonathan, einem sehr gelehrigen afrikanischen Elefanten.
Er half uns beim Holztransport, begleitete uns zum nahen Markt und wollte trotz seines hohen Alters immer mit uns spielen.
Lange verdrängten wir unsere Gedanken an das Ende von Jonathan. Aber dann kam der Tag.
Frederic  und ich, wir waren sehr traurig, auch unsere einheimischen Nachbarn weinten mit uns.
Aus Jux und Übermut hatten wir uns Jahre zuvor geschworen, von Jonathan etwas zu bewahren.
Seine Elefantenhaut wurde fachmännisch präpariert und Frederic bekam eine Tasche für seine Fotoausrüstung und für mich fertigte Joanna, unsere kenianische Nachbarin, diese Weste an.

Wenn die auf den Flughäfen weiter diesen Zeck mit mir machen, reise ich künftig nur noch mit Kreuzfahrtschiffen um die Welt, da wurde meine „Elefantenweste“ noch niemals beanstandet.

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Kommentare zu diesem Text


 monalisa (28.06.15)
Ein interessanter Blickwinkel, lieber Jorge, der einlädt zu differenzieren und pauschale (Vor-)Urteile zu vermeiden und zudem eine leider höchst brisante Thematik aufgreift.

Liebe Grüße
mona

 Jorge meinte dazu am 28.06.15:
Vielen Dank Mona, dass du dich dem Text gewidmet hast.
Meine heitere Sicht hat diese brisante Thematik etwas entschärft.

LG
Jorge

 Dieter_Rotmund (28.06.15)
Hier und da fehlen Satzzeichen, ansonsten gerne gelesen.

 Jorge antwortete darauf am 28.06.15:
Danke Dieter. Als ich den Text vorhin zum Rechner trug, fielen tatsächlich vier freche Kommata in den spanischen Sand. Ich habe sie gerade wieder eingefügt.

LG
Jorge
chichi† (80)
(28.06.15)
Dieser Kommentar ist nur für eingeloggte Benutzer lesbar.

 Jorge schrieb daraufhin am 28.06.15:
Deutlich anders, Gerda.
Dir liebe Sonntagsgrüsse
Jorge
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