Berlin, Paradies für Obdachlose

Kurzgeschichte zum Thema Möglichkeit/ Unmöglichkeit

von  Erdenreiter

Der Winter ist dank der kostenlosen Ausgabe von geeigneter Kleidung, Schlafsäcken und Aufwärmmöglichkeiten gut zu überleben. Ein Großgrundbesitzer hat mehrere Grundstücke, die in der Stadt verstreut sind, zur freien Verfügung gestellt, und hält sogar Campingzelte bereit. Doch die ausgegebenen Zelte sind erst der Anfang, da der Großgrundbesitzer, oder auch Kirche genannt, darauf in Zukunft Wohncontainer platzieren möchte, zu denen auch je ein kleiner Schrebergarten gehört. Es scheint schon fast ein Wettkampf zwischen Staat und Kirche entbrannt zu sein, wer den Obdachlosen eine bessere Lebensqualität bieten kann. Politiker sprechen schon von einem zukünftig völlig gelösten Problem, und der Obdachlose wird nur noch als selbst getroffene Entscheidung existieren, da jedem Obdach zur freien Verfügung gestellt wird, der es benötigt. Der Bürgermeister meinte zum Thema: "Wir stellen jedem Obdachlosen auf einer Grünfläche einen Wohnwagen zur Verfügung, als Zwischenlösung, bis das Berliner-Obdach-Wohngebiet fertig gebaut wurde. Das THW bohrt gerade die ersten Brunnen, um das umliegende Ackerland bewirtschaften zu können, als mögliche Beschäftigung und gleichzeitiger Möglichkeit der Selbstherstellung von Nahrungsmitteln, um als angebotenes wie frei wählbares Ziel die völlige Selbstversorgung, wenn erwünscht, selbst sicherzustellen. Unsere Partei stellt sich das als etwas abgelegenes, in der Natur befindliches und quasi mittelalterliches Wohngebiet vor, das mit einigen Windrädern über meist Strom verfügt und somit auch, durch den überschüssig produzierten Strom, über eine gewisse Menge an Geld verfügt, um laufende Instandsetzungskosten und die Bezahlung von möglichst selbst erbrachten wie dafür benötigten Arbeitsleistungen und so weiter, innerhalb einer demokratisch gewählten Selbstverwaltung, bezahlen zu können, den Status Quo aufrechterhält und im besseren Fall verbessert. In den Fixerstübchen gibt es übrigens saubere Spritzen und Drogen kostenlos." Uwe K. wacht auf, schläft wieder ein, und träumt weiter, von Obstbäumen, einem Schlafsack, und dass nur einmal ein Mensch mit "ey, brauchst du einen Euro?" auf ihn zukommt, den er dann entgegen nimmt und den Spender dabei verächtlich ansieht.

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Kommentare zu diesem Text


 EkkehartMittelberg (30.07.15)
jawohl und Weinachten berichten alle Zeitungen darüber und die Menschen staunen, wie fein doch die Obdachlosen in den Talkshows aussehen, gut rasiert und mit ordentlichen Klamotten.

 Erdenreiter meinte dazu am 30.07.15:
Danke für Dein Feedback.

Nicht, dass ich noch einen Fernsehsender auf die Idee einer neuen Realityshow bringe. Bis auf einen, alle anderen wieder auf die Straße zu wählen, wäre mir zu makaber.

Liebe Grüße
Marco
oK0 (37) antwortete darauf am 30.07.15:
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 Erdenreiter schrieb daraufhin am 30.07.15:
Ja,
an diese damalige Aktion kann ich mich erinnern. Provokation gehört auch zur Kunst. Seine Aktion, alle Arbeitslosen sollen in einen bestimmten See zum Schwimmen kommen, um das Urlaubsdomizil von Helmut Kohl zu überfluten, fällt mir da auch wieder ein.

Ich sehe da zwar gerade keinen direkten Zusammenhang zur Kurzgeschichte, dennoch danke für Deinen Kommentar.

Liebe Grüße
Marco
oK0 (37) äußerte darauf am 30.07.15:
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 Erdenreiter ergänzte dazu am 30.07.15:
Jetzt dämmerts

Liebe Grüße
Marco

 TassoTuwas (30.07.15)
Als ich kurz vor Ende dachte, "...und wovon träumst du nachts?", war es gleich drauf passiert.
Aber egal, Ghetto bleibt Ghetto!
LG TT

 Erdenreiter meinte dazu am 30.07.15:
Danke für Deine Resonanz.
Dann ist der Obdachlose in der Geschichte, genau an der richtigen Stelle aufgewacht.

Liebe Grüße
Marco
michaelkoehn (76)
(30.07.15)
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 Erdenreiter meinte dazu am 30.07.15:
Danke für Deinen Kommentar.

Liebe Grüße
Marco
Graeculus (69)
(30.07.15)
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 Erdenreiter meinte dazu am 30.07.15:
Danke für Deinen Kommentar.

Da fällt mir das folgende Zitat ein.

"Utopien bedeuten ungefähr so viel wie Möglichkeiten; darin, daß eine Möglichkeit nicht Wirklichkeit ist, drückt sich nichts anderes aus, als daß die Umstände, mit denen sie gegenwärtig verflochten ist, sie daran hindern, denn andernfalls wäre sie ja nur eine Unmöglichkeit; löst man sie aus ihrer Bindung und gewährt ihr Entwicklung, so entsteht die Utopie."
( Robert Musil, Der Mann ohne Eigenschaften )

Liebe Grüße
Marco
Ecnal (50)
(30.07.15)
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 Erdenreiter meinte dazu am 30.07.15:
Danke für Dein Feedback.
Der Hauptgrund wird wohl sein, dass der Wille dazu fehlt.

Liebe Grüße
Marco
Ecnal (50) meinte dazu am 30.07.15:
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