Unmögliches ist möglich

Satire zum Thema Bildung/ Wissen

von  loslosch

Quod parum novit, nemo docere podest (Ovid, 43 v. Chr. bis ~17 n. Chr.; Tristia - Klagelieder). Niemand kann lehren, was er zu wenig kennt.

Ovid schrieb seine Tristia in der Verbannung am Schwarzen Meer. Hier soll er seine Erinnerungen an Rom authentisch gebündelt haben. Nach den Regeln der Logik stimmt die Sentenz. Doch die moderne (nur die moderne?) Realität lehrt Ovid eines Besseren: Ein gymnasialer Deutschlehrer legte der 10. Klasse einen Mundarttext von Elke Heidenreich (bekannt als Else Stratmann) vor. In der Klassenarbeit hatten sich die Schüler mit dem Ruhrgebietsdialekt zu befassen. Wie formulierte Studienrat Werra (Name verändert) die Aufgabe? "Bitte in sauberstes Hochdeutsch übersetzen!"

Was Lehrer Werra konnte, kann Bundeskanzler Kohl längst. Mitte der 1990er Jahre, als das Internet mächtig in Gang kam, stand der vor Selbstbewusstsein strotzende "Kanzler der deutschen Einheit" in der Fernsehrunde eines Privatsenders einer handverlesenen Schar von Studiogästen Rede und Antwort. Einer von ihnen war offenbar durch die Finger des Handverlesers geschlüpft. Er fragte: "Herr Bundeskanzler, was halten Sie von der Entwicklung der neuen Datenautobahnen? Hat die Bundesregierung Vorkehrungen getroffen?" Kohl: "Autobahnen sind Ländersache."*

Zusatzfragen waren nicht gestattet.



* Es gibt auch das Falsche im Falschen: Autobahnen sind weit überwiegend Bundessache.

Hinweis: Du kannst diesen Text leider nicht kommentieren, da der Verfasser keine Kommentare von nicht angemeldeten Nutzern erlaubt.

Kommentare zu diesem Text


 Augustus (03.05.16)
Spitzfindig!

Ave

 loslosch meinte dazu am 03.05.16:
ja, weil ich lehrer werra (er hieß korrekt fulde) mit helle verglich.

 TrekanBelluvitsh (03.05.16)
Sollte. Denn Können kann er oder sie sehr wohl. Man denke nur an die hervorragenden Wirtschaftsexperten, die in keiner Talkshow fehlen Dürfen. Schließlich haben die alle die Finanzkrise vorhergesehen, oder?

 loslosch antwortete darauf am 03.05.16:
das weiß natürlich ovid. ich durfte nur seine ungenaue formulierung aufspießen.

unter den wirtschaftsexperten gabs tatsächlich einen, ich glaub von einer FH, der die finanzkrise 2008 ff. als folge der spekulationsblase vorausgesehen hatte.

 TrekanBelluvitsh schrieb daraufhin am 03.05.16:
Müsste ich raten, würde ich sagen, den lädt niemand in eine Talkshow ein.

 loslosch äußerte darauf am 03.05.16:
denkste!

 max otte.
SchorschD (78)
(03.05.16)
Dieser Kommentar ist nur für eingeloggte Benutzer lesbar.

 loslosch ergänzte dazu am 03.05.16:
kohl hat immer noch anspruch auf einen pers. referenten im rang B3. der hat aber keine chance, ihn zu "beraten" ... helmut schmidt war überaus eitel, aber auch fähig zur selbstkritik. er soll mal in die beraterrunde gebellt haben: meine meinung kenne ich. eure will ich hören.
Graeculus (69)
(03.05.16)
Dieser Kommentar ist nur für eingeloggte Benutzer lesbar.

 loslosch meinte dazu am 03.05.16:
reden i. s. von schwadronieren. schlimm, wenn schüler fürs leben fit gemacht werden sollen.

 Bergmann meinte dazu am 09.05.16:
Nach meiner Erfahrung wird auch im Leben (du meinst: Berufsleben) verdammt viel schwadroniert. Es gibt auch gute Schwadronierer, oft ist es sogar unterhaltsam.

 Theseusel (03.05.16)
*Datenautobahnen sind also auch weitüberwiegend Bundessache?
(Frage aus dem Nichtwissen)

 loslosch meinte dazu am 03.05.16:
die antwort kann kohl aus dem ärmel schütteln!
Festil (59)
(04.05.16)
Dieser Kommentar ist nur für eingeloggte Benutzer lesbar.

 loslosch meinte dazu am 04.05.16:
ob kohl das versteht?

wir haben übrigens im kv einen experten zu ambrose bierce, graeculus.
Festil (59) meinte dazu am 05.05.16:
Diese Antwort ist nur für eingeloggte Benutzer lesbar.
Zur Zeit online:
keinVerlag.de auf Facebook keinVerlag.de auf Twitter keinVerlag.de auf Instagram