Strudelfang

Text zum Thema Selbstlosigkeit

von  RainerMScholz

Illustration zum Text
(von RainerMScholz)
Traumwandlerisch den Kopf in den Tunnel gesteckt, in das Schwarz gelugt leise, selbstverloren, während meine Hände diese Arbeit verrichten, die zu nichts führt, die ohne jeden Sinn, wie für sich allein, stupide von selbst vonstatten zu gehen scheint und ich körperlos zu werden beginne, gedankenlos, gebunden frei im saglosen Universum meiner selbst an dessen Grenzen stoße, die manchmal näher sind, als ich dachte, denn immer kehre ich wieder zurück, bis jetzt jedenfalls. Wie in einem lautlosen Wintersog zu geraten, der die Glieder ertauben lässt, bis jeglicher Schmerz absent geworden ist, nie da gewesen, wie ich; zu versinken in einem pechatmenden Moor, dessen kalter, dunkelsumpfiger Spiegel sich klebrig über meinem Gesicht schließt, die Augen füllt, die eben noch die Sternengewitter am Himmel erahnten, bevor der Grund sie nun verblendet. Und es kommen Geister, die freundlichen und die abgrundtief bösen, die Schemen aus einer Vergangenheit, die vielleicht nie war. Die guten Geister machen mich lächeln, unbewusst beinahe, so dass ich erst hinterher merke, dass ich gelächelt habe, ein unverdientes gewesenes Glück, das lautlos verrinnt, ein Lächeln, das kein Grinsen, keine Grimasse war, sondern rein fast, unwillkürlich, nahezu unschuldig. Die anderen, die bösen Geister, lassen mich erschaudern, ohne dass ich sagen könnte, weshalb, oder auch nur ihre Nähe mehr als erahne. Aber es greift nach mir und zerrt mich in die Welt zurück. Nicht die Liebe, aber der Hass und das Grauen, die unerledigten Dinge, das Vergessene, das Gemeine – die Furcht.
Manchmal, wenn die Hände wandern über groteske Unerheblichlichkeiten und dort ihre nutzlose Arbeit verrichten oder die Füße die ausgetretenen Pfade laufen, und ich achte nicht darauf, wenn es rennt und krabbelt und würgt und wringt, wenn der Sog so stark wird und das Schwarz so tief, dass man sich darin verlieren möchte, dann ist es wirklich schwer für mich zurückzufinden. Wie beim Schreiben dieser Zeichen.
Der Himmel zieht sich zu im Westen, im Osten ist es schon dunkel und verhangen. Ein Geheimnis, wie das Leben immer wieder einen Weg zu finden vermag.
Der Tau glitzert atmend an den welken Blättern. Dieses Strahlen in den Augen sieht man nur ganz selten. Manche sehen es nie.


© Rainer M. Scholz

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Kommentare zu diesem Text

unfrankiert (52)
(16.11.16)
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 RainerMScholz meinte dazu am 16.11.16:
Bei manchen glimmt auch nur der Torf im Schädel, ohne mich ausnehmen zu wollen. Bis zur Entäußerung.
Grüße,
R.
Stelzie (55)
(16.11.16)
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 RainerMScholz antwortete darauf am 16.11.16:
Novemberverkältung.
Grüße,
R.
heilerfeld (33)
(16.11.16)
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 RainerMScholz schrieb daraufhin am 16.11.16:
Ich danke.
Grüße,
R.
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