Auf dem Weg.

Erzählung zum Thema Chaos

von  franky

Wo das erste Entsetzen abgeklungen war, als sie den dritten Schüler identifiziert hatten. Der mit den zwei gefährlichen Handgranaten in den Händen, nicht die geringste ÜberlebensChance hatte. Den hatte es brutal bis zur Unkenntlichkeit zerfetzt.
Hörte in meiner Nähe seine Mama leise schluchzen, sie stand vor einer blutigen Masse, ohne Kopf, den hatte es durch die Wucht der Explosion abgerissen und weit weg geschleudert.   

Für Helli und mich hatte man zwei Tragen zum weiteren Transport bis zur Straße angefertigt.
Autos verkehrten zu dieser Zeit nur spärlich, da Benzin nur für Militärfahrzeuge herausgegeben wurde. Und die Autos mit Gasturbinen konnte sich nicht jeder leisten.
Eines ums andere Auto versuchte Rotkreuzschwester Frau Kos zu stoppen, bis ein Kleinlaster Richtung Graz anhielt, wir aber Richtung Bruck mussten , da in Graz schon das Russische Militär einmarschiert war.
Der Fahrer des Kleinlasters ließ sich überreden sein Auto zu wenden um uns ins Brucker Spital zu bringen.
Ob da mein  Schutzengel heimlich seinen Einfluss geltend gemacht hat?   

Helli und ich wurden zu oberst des Ladegutes platziert. Der Transporter war ohne Dach. Alles war etwas wackelig, was für Frau Kos schwierig war während der Fahrt genug Halt zu bekommen und nicht abzustürzen.
Das kalt, klamme Wetter und der Fahrtwind war äußerst unangenehm, meine dünnen Wolldecke konnte ich kaum festhalten. Hier hätte ich mein Jackett wieder gut brauchen können, welches  ich  nach der Explosion im Wald abgelegt hatte.

Mein Schutzengel betrachtete die Lebenslinie in meiner rechten Hand, ob sie mit seinen Vorstellung doch noch übereinstimmte. Die Handfläche war von der Walderde sehr verklebt und fast unleserlich. Er zog die Stirn in Falten und grübelte mit dem Zeigefinger an meiner Linie und schob dann meinen Arm wieder unter die vom Fahrtwind flatternde Decke.

Unser Transport war nach schlechter Wetterlage ziemlich sicher, da Tieffliegerangriffe bei solcher Witterung nicht zu erwarten waren.
Die fünfundzwanzig Kilometer bis zum Brucker Spital waren aus der von den vielen Kolonnen von Militär und sonstigen Flüchtlingsströmen aus dem Süden arg ramponiert. Diese Durchgangsstraße gestaltete sich sehr anstrengend für Helli und mir. Helli stöhnte leise und verlangte immer wieder nach Wasser, da sie durch ihre freiliegenden Organe viel Flüssigkeit verlor. 
Rotkreuzschwester Frau Kos musste durch das andauernd starke Rütteln nicht nur ihre eigene Position verteidigen, sondern auch uns beide vor einem Absturz vom wackeligem Ladegut sichern.
Am Spitaleingang wurden wir von den improvisierten Tragen auf ein Fahrbares Lager umgebettet. Dann geradewegs in den Operationssaal gebracht. Helli als Erste, da ihre Verletzungen noch ärger waren als bei mir.
Der Tod hat anscheinend sein Interesse auf Helli verlegt, was mich aber auch nicht gerade aus seinem Schussfeld gänzlich entließ. Mit einem Auge schielte er heimlich immer wieder zu mir herüber. 

© by F. J. Puschnik

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